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Denn die Gier wird euch verderben - Thriller

Denn die Gier wird euch verderben - Thriller

Titel: Denn die Gier wird euch verderben - Thriller
Autoren: sa Larsson
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der Fluss dahinfloss, wie er es durch viele Generationen vor ihr getan hatte und wie er es auch tun würde, wenn sie nicht mehr da wäre.
    Nur gerade jetzt, für einen kurzen Hauch von Leben, konnte sie lachen und ihr Haus in Ordnung halten, ihre Arbeit verrichten und in der Sonne auf der Vortreppe eine Zigarette rauchen. Danach würde sie sehr lange nichts sein.
    Oder was?, fragte der Fluss.
    Es gefiel ihr, das Haus in Ordnung zu halten. Es in der Zeit ihrer Großmutter zu erhalten. Sie schlief im Alkoven auf der lackierten Ausklappbank. Auf dem Boden lagen Flickenteppiche, die ihre Großmutter gewebt hatte. Die Brettchen hingen an bestickten Bändern.
    Der Ausziehtisch und die Stühle waren blau gestrichen und überall blank gescheuert, wo Hände geruht, wo Füße sich abgestemmt hatten. Im Hängeregal drängten sich die Postillen des Læstadius mit dem Gesangbuch und dreißig Jahre alten Nummern der Illustrierten Hemmets Journal , Allers und Land . Im Wäscheschrank stapelten sich gemangelte Leintücher, schon fast durchsichtig vom Gebrauch.
    Auf Rebeckas Füßen lag der junge Hund Jasko und schnupperte. Den hatte ihr der Polizist Krister Eriksson anderthalb Jahre zuvor geschenkt. Ein feiner Schäferhund. Bald ein ganzer Kerl, jedenfalls wenn es nach ihm ging. Beim Pinkeln hob er das Bein so hoch, dass er fast das Gleichgewicht verlor. In seinen Träumen war er der König von Kurravaara.
    Seine Pfoten zuckten, wenn er im Schlaf diese lästigen Nagetiere packte, die seine Tage mit verlockendem Geruch füllten, sich aber nie schnappen ließen. Er bleckte die Zähne, und seine Lefzen zuckten, wenn er träumte, dass er ihnen mit einem Knacken das Rückgrat brach. Vielleicht träumte er auch, dass sämtliche Hündinnen der Umgebung die schönen Liebesbriefe beantworteten, die er tagsüber an jeden Grashalm pinkelte.
    Aber wenn der König von Kurravaara erwachte, wurde er immer nur »Rotzwelpe« genannt. Und keine Hündin ließ von sich hören.
    Rebeckas anderer Hund lag nie in ihrem Bett. Saß nie auf ihrem Schoß, wie Rotzwelpe es so gern tat. Die Mischlingshündin Vera ließ sich vielleicht kurz übers Fell fahren, aber von längeren Streicheleinheiten konnte bei ihr keine Rede sein.
    Sie schlief unter dem Küchentisch. Alter und Rasse waren unbekannt. Früher hatte sie mit ihrem Herrchen tief im Wald gewohnt, einem Eigenbrötler, der sein eigenes Mückenöl kochte und im Sommer nackt herumlief. Als der Mann ermordet worden war, war sie zu Rebecka Martinsson gekommen. Sonst wäre sie eingeschläfert worden. Die Vorstellung hatte Rebecka nicht ertragen können. Vera war mit zu ihr nach Hause gekommen. Und geblieben.
    Gewissermaßen jedenfalls. Sie war eine Hündin, die ihre eigenen Wege ging. Und sich von Rebecka suchen ließ, wenn sie auf der Straße zur Stadt verschwand oder das Kartoffelfeld bei den Bootshäusern durchstöberte.
    »Dass du dich traust, sie laufen zu lassen«, sagte Rebeckas Nachbar Sivving. »Du weißt doch, wie die Leute sind. Sie könnte erschossen werden.«
    Beschütze sie, betete Rebecka dann. Zu einem Gott, auf den sie manchmal hoffte. Und wenn nicht, lass es schnell gehen. Denn sie einsperren, das kann ich nicht. Das würde sie mir nie verzeihen.
    Veras Pfoten zuckten nicht, wenn sie schlief, sie jagte im Traum keinen trügerischen Düften hinterher. Wovon Rotzwelpe nur träumte, das machte sie in wachem Zustand. Im Winter lauschte sie Wühlmäusen unter dem Schnee, tauchte mit der Schnauze ein und fing sie wie ein Fuchs oder nahm Anlauf und zertrampelte sie mit den Vorderpfoten. Im Sommer grub sie Mäusenester aus, verschlang die nackten Jungen, fraß in den Gärten Pferdedung. Sie wusste, um welche Höfe und Häuser sie einen Bogen machen musste. Da rannte sie vorbei, geduckt im Straßengraben. Und sie wusste, wo sie zu Zimtschnecken und Rentierfleischresten eingeladen wurde.
    Ab und zu blieb sie stehen und schaute nach Nordosten. Dann bekam Rebecka eine Gänsehaut. Denn dort lag das alte Zuhause der Hündin, jenseits des Flusses, oben bei Vittangijärvi.
    »Fehlt er dir?«, fragte Rebecka dann.
    Und war dankbar dafür, dass nur der Fluss sie hörte.
    Jetzt wachte Vera auf, setzte sich am Kopfende auf den Boden und starrte Rebecka an. Als Rebecka die Augen aufschlug, klopfte Vera aufmunternd mit dem Schwanz auf den Boden.
    »Das soll wohl ein Witz sein«, stöhnte Rebecka. »Es ist Sonntagmorgen. Ich schlafe.«
    Sie zog sich die Decke über den Kopf. Vera legte den Kopf auf die
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