Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld
Autoren: Adele Marini
Vom Netzwerk:
schließlich darum, jemanden abzumurksen, und noch dazu zwei …«
    »Seien Sie doch still!«
    »Jawooohl! Ich halte den Mund, und Sie halten das Geld bereit. Das wird nicht billig.«
    Auf der anderen Seite der Leitung blieb es stumm. »Verflucht, haben Sie verstanden, was ich gesagt habe? Das wird nicht billig!«
    Schweigen. Die Verbindung war unterbrochen worden.
     

KAPITEL 3
    Freitag, 2. Februar, ungefähr 19:00 Uhr
    »Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.«
    »Amen.«
    »Der Herr sei in deinem Herzen und in deinen Worten. Wann hast du zum letzten Mal die Beichte abgelegt?«
    »Ich erinnere mich nicht mehr daran, Vater.«
    »Vor mehr als zehn Jahren? Oder mehr als zwanzig?«
    »Als ich ein kleiner Junge war. Es wird über vierzig Jahre her sein.«
    »Also dann erzähl mir, woran du dich erinnerst.«
    »Ich habe gegen die Zehn Gebote verstoßen. Viele Male.«
    »Gegen welche Gebote?«
    »Gegen alle. Mehr oder weniger.«
    »Was meinst du mit allen? Hast du gestohlen? Hast du Unzucht getrieben? Hast du …?«
    »Ja, ich habe auch getötet.«
    »Warum hast du dich jetzt entschlossen, das heilige Sakrament der Vergebung zu empfangen? Warum bist du gerade jetzt gekommen, um zu beichten?«
    »Ich bereue. Am liebsten hätte ich das nicht getan, was ich getan habe und …«
    »Fahre fort.«
    »Und ich will es nicht wieder tun. Ich werde nämlich bald wieder töten.«
    Schweigen. Leichtes Keuchen.
    »Tu es nicht! Du bist hierhergekommen, weil du das nicht möchtest. Ich flehe dich an, höre auf dein Gewissen und auf deine Vernunft.«
    »Ich muss das tun, Vater. Wenn ich es nicht tue, bedeutet es den Tod, nicht nur für mich, sondern auch für andere Menschen. Meine Familie!«
    »Die heiligen Märtyrer haben ihr Leben gegeben, um Gott nicht zu beleidigen …«
    »Die heiligen Märtyrer waren eben Heilige. Nicht alle Menschen sind für so ein Schicksal gemacht. Vater, ich habe diese Kraft nicht. Außerdem, wenn ich es nicht tue, dann erledigt das jemand anders. Das ist schon beschlossene Sache.«
    »Dann gehe doch zu den Behörden. Erzähle dort, was du weißt. Tu alles, was du kannst, um zu verhindern, dass dieses Verbrechen begangen wird. Das Leben ist heilig …«
    »Vater, Sie wissen nicht, wovon Sie reden. Außerdem geht es nicht um ein Verbrechen, sondern um mehrere. Ich kann nichts tun, um sie zu verhindern!«
    Erneut Schweigen.
    »Aber du kannst, nein, du musst dich davor hüten, sie selbst zu begehen.«
    »Ich habe es doch schon gesagt, Vater. Das geht auf keinen Fall.«
    »Dann kann ich dir nicht helfen. Ich habe nicht die Möglichkeit, dich mit Gott zu versöhnen, wenn du bereits planst, weiter zu sündigen. Geh bitte sofort, denn du entweihst dieses heilige Sakrament. Ohne …«
    »Man hat mir befohlen zu töten, und ich werde es tun. Ich würde lügen, wenn ich jetzt sagen würde …«
    »Ohne Reue und die ehrliche Absicht, nicht wieder zu sündigen, ist deine Beichte hiermit beendet. Ich kann dir keine Absolution erteilen. Möge Gott dir verzeihen.«
    »Noch einen Moment, Vater. Da wäre noch etwas …«
    »Ja?«
    »Das Beichtgeheimnis. Sind Sie daran gebunden, obwohl …«
    »Du sprichst vom heiligen Geheimnis der Beichte?«
    »Ja.«
    »Das darf aus keinem Grund gebrochen werden.«
    »Auch wenn es keine Absolution gegeben hat?«
    »Ja, Sakrament bleibt Sakrament.«
    »Gut! Also gut für Sie, Vater.«
     

KAPITEL 4
    Jeden Dienstag und Donnerstag
    Egal ob es regnete, stürmte oder schneite, jeden Dienstag- und Donnerstagabend von neun bis elf versammelte sich der Kirchenchor SaMCo der Pfarrei Santa Maria della Conciliazione vor dem Hochaltar der Pfarrkirche.
    Die glasklaren Orgeltöne, die den sensiblen Händen und übergroßen Füßen von Leonardo Coronari zu verdanken waren, sanken dann wohlklingend auf den Kirchenchor herab. Vollkommen wie die leise Melancholie, die das von Kerzenschein durchbrochene Halbdunkel in der Kirche beim Besucher auslöste.
    Die Erwachsenen kamen einzeln, versammelten sich zunächst in der Sakristei bei der Kaffeemaschine, tauschten einen schnellen Gruß und ein paar Belanglosigkeiten aus, ehe jeder den ihm zugewiesenen Platz einnahm - Sopran, Mezzosopran, Alt, Tenor, Bariton und Bass - und sie sich im weiten Halbkreis vor dem Notenpult von Maestro Lovati aufstellten.
    Lucio Lovati war ein strenger Chorleiter. Ein Mann mittleren Alters, groß und mit seinen üppigen, grau melierten Haaren und den eleganten dunklen Anzügen eine gepflegte Erscheinung. Er hatte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher