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Den Toten dienen

Den Toten dienen

Titel: Den Toten dienen
Autoren: Martin Delrio
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dort aufgehalten hatte. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, sich in das Bürgerrecht der Republik einzuarbeiten. Northwind hatte ihm immer genügt. Er vermutete, dass seine Heimatwelt keineswegs so gründlich unterjocht war, wie Anastasia Kerensky das glaubte, aber es stand ihm nicht zu, ihr das zu sagen, und ganz bestimmt nicht, solange sie nicht danach fragte.
    Er hatte nie irgendeinen Treueschwur auf Terra oder die Republik geleistet. Der einzige Eid, den er je geschworen hatte, war der hippokratische - sich um die Kranken und Verletzten zu kümmern, wo immer er sie fand. Diesen Schwur hatte er gehalten.
    Das Geräusch von Schritten auf dem Gang ließ ihn aufschrecken. Er kannte diesen Schritt. Er war nicht schwer, aber trotzdem fest und aggressiv. Anastasia Kerensky.
    Murchison riss sich zusammen. Gespräche mit Kerensky hatten etwas von einem Fangspiel mit einer scharfen Handgranate: niemals langweilig, aber äußerst nervenaufreibend. Anfangs hatte er sich gewundert, dass sie überhaupt mit ihm redete. Irgendwann war er dann zu dem Schluss gekommen, dass sie es gerade tat, weil er kein Stahlwolf-Krieger war. Sein Mangel an Status innerhalb des Clans machte ihn zu einer der wenigen Personen in der ganzen Expeditionsstreitmacht, die für sie letztlich keine Rivalen um die Macht waren.
    Als Kerensky das Krankenrevier betrat, fiel Murchison auf, dass sie nicht in Uniform war. Stattdessen trug sie ihre schwarze Lederhose mit passender Jacke sowie hohe Lederstiefel. Murchison wurde noch vorsichtiger. Dem aufmerksamen Beobachter verriet diese Kleidung, dass Anastasia Kerensky in verwegener Stimmung war und dass er mit unbedachten Handlungen rechnen musste.
    Er legte den Compblock mit den Inventur- und Anforderungslisten beiseite und begrüßte sie zurückhaltend. »Galaxiscommander.«
    »Leibeigener Ian.«
    »Kann ich etwas für Sie tun?«
    »Das kannst du tatsächlich. Ich möchte, dass du mich an Bord der Saffel-Raumstation begleitest.«
    »Jawohl, Galaxiscommander«, antwortete er. »Nur wir beide?«
    »Nein. Es werden noch andere dabei sein. Aber du wirst dich als MedTech des Sprungschiffs ausgeben.«
    Murchison nickte. »Wenn der Galaxiscommander das wünscht, werde ich mein Bestes tun. Allerdings... « Er ließ in dem unvollendeten Satz seine Neugier durchschimmern.
    »Ja, Leibeigener?«
    »Ich habe gehört, dass die Akela ihr Solarsegel entfaltet hat, um Energie zu tanken - und Sonnenlicht ist frei. Wozu also ein Höflichkeitsbesuch auf der Station?«
    Anastasia lächelte. »Weil jeder einmal Pech haben kann. Unglücklicherweise wird sich das Solarsegel nicht korrekt entfalten und dabei beschädigt werden.«
    »Ah.« Er war lange genug unter Stahlwölfen, um zu verstehen, dass hinter dem beschädigten Sonnensegel kein zufälliges Pech steckte.
    »Allerdings, ah«, nickte Kerensky. »Deshalb wird es für uns notwendig werden, mit der Station zu verhandeln.
    Inzwischen überraschte Murchison nichts mehr. »Und wo komme ich ins Spiel?«
    »Deine Aufgabe besteht darin, der Entermannschaft den Anschein von Respekt zu verleihen. Und dich um die Verwundeten zu kümmern, falls es Ärger gibt.«
    Natürlich wird es Ärger geben, dachte Murchison. Schließlich ging es um Anastasia Kerensky.
    Im Geist machte er sich daran, seine Tasche zu packen - mit reichlich Wundpflastern, Verbänden und dergleichen. »Wir kaufen der Station Energie ab?«
    »Nein«, antwortete sie. »Wir nehmen sie uns, wie es sich für Wölfe gehört.«
    Raumhafen Tara, Northwind Präfektur III, Republik der Sphäre
    Februar 3134, Winter
    Das Landungsschiff Montrose der Northwind Highlanders wartete mit offenen Frachtluken auf dem Landefeld des Raumhafens von Tara. Die beiden anderen Schiffe auf dem Feld, die Morrigan und die Esperanza, hatten die Luken bereits geschlossen und Startbereitschaft gemeldet. Nur die Montrose wartete noch auf ihre Ladung Soldaten und Ausrüstung. Militärische Landungsschiffe hatten reichlich Stauraum, und die Montrose würde voll beladen abheben. Das bedeutete Kolonnen von Bussen und Lastern voller Highlanders mit ihrer persönlichen Habe - je ein Seesack -, die auf dem Asphalt auf den Befehl zum Ausrücken warteten.
    Will Elliot ließ seinen Zug Aufstellung nehmen und inspizierte die Truppen genau. Dann trat er in den Windschatten des nächsten Lasters, um sich mit seinen Freunden und Mit-Hilfstruppführern Jock Gordon und Lexa Mclntosh zu unterhalten. Dabei behielten sie alle drei ihre Leute im Auge und
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