Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)
Autoren: Theodor Fontane
Vom Netzwerk:
Romantik zu verbinden, ins Kindische treiben. Dennoch haben Autoren wie Smidt sicherlich auf den jungen eifrig lesenden und dilettirenden F. gewirkt; ebenso der feudalcharakterlose A. v. Sternberg (1806–1868) mit seiner gesuchten Eleganz des Vortrags und seiner frivol politisirenden Nonchalance, und der strengconservative, im Leben aber gleich unzuverlässige George Hesekiel (1819–1879), der mit seiner cavaliermäßigen Lässigkeit des Stils dem Schüler geholfen hat, aus dem phrasenhaften Romandialekt der Aelteren zu einem lebensvolleren, gesprochenen Redeton vorzudringen.
    Der interessante junge Mann machte in Berlin Glück. Noch als Lehrling ward er in die litterarischen Kreise des „Tunnels“ geholt, wo die neue Berliner Romantik sich um den preußischen Epiker Scherenberg (1798–1881) versammelte. Hier ward das poetische Interesse unzweideutig durch die Balladendichtung beherrscht, der vor allem Graf Strachwitz (1822–1847) durch seinen frischen männlichen Ton und durch die geschickte Anlehnung an die Art der schottischen Balladen einen bedeutenden Aufschwung gab. Daneben wirkten P. Heyse und Storm mit lyrischen Ausgestaltungen subjectiverer Erlebnisse.   Der ganzen unvergleichlichen Poetengesellschaft hat F. selbst mit dem köstlichen Buch „Chr. Fr. Scherenberg und das litterarische Berlin von 1840–60“ ein Denkmal gesetzt. Dieser Kreis, und Strachwitz vor allem, tritt auch in seiner lyrischen Anthologie „Deutsches Dichter-Album“ (1852) charakteristisch in den Vordergrund. Zu dem „belletristischen Jahrbuch“ „Argo“, das er dann (1858) herausgab, gehören alle Mitarbeiter zum Tunnel, F. selbst ist mit einer lyrisch gestimmten Novelle und altenglischen Balladen vertreten. – Weniger hervorragend als Dichter, wurden hier für F. die märkischen Edelleute B. v. Lepel und W. v. Merckel als persönliche Gönner wichtig; ihnen verdankte er seinen frühen Eintritt in die Kreise des altpreußischen Land- und Militäradels. Das Problem, wie diese höchst merkwürdige Erscheinung sich zu dem modernen Leben stelle, ist dann in einer ganzen Reihe seiner späteren Romane („Irrungen, Wirrungen“, „Stine“, „Effi Briest“ u. a.) zum Hauptmotiv geworden.
    Nach kurzer Unterbrechung der Berliner Lehrjahre durch ebensolche in Dresden und Leipzig beendete F. diese fruchtbare Anfangszeit durch eine Reise nach London (1844). Er ist nachher noch als Apotheker thätig und ist erst 1849 officiell in den „Nothhafen“ der Schriftstellerschaft eingelaufen; aber die Individualität war fertig. Der merkwürdige Glücksfall einer ganz zufälligen Reise hat die Entwicklung des Dreißigjährigen zum Abschluß gebracht. Was er bisher nur nebenbei betreiben konnte, ward ihm in England zum Hauptgeschäft, das nämlich, wozu er wie wenige geschaffen war: Menschen zu beobachten und zu beschreiben. Er hatte vorher nur Gedichte veröffentlicht („Männer und Helden“ 1850, „Von der schönen Rosamunde“ 1850, „Gedichte“ 1851), die zwischen Strachwitz’ kräftigerer und Geibel’s sinnigerer Balladenmanier die Mitte halten, und einige prachtvolle Treffer aufweisen, aber eine eigentliche neue Mode kaum verrathen; denn neben die schottischen Lords hatte schon Scherenberg die preußischen Generale der fridericianischen Zeit als antimoderne Heldentypen gestellt. Jetzt aber entdeckte F. seine Begabung und in den ersten, an sich nicht bedeutenden Reisebüchern („Ein Sommer in London“ 1854, „Jenseits des Tweed“ 1860), auf zwei rasch wiederholten Englandfahrten (1852 und 1855–59) geschrieben, bricht die Freude am Beobachten und Schildern des Menschen schon mit vollster kräftigster Freude heraus. Es war nur natürlich, daß er nach dem langen letzten Aufenthalt in dem Lande, in dem auch so verschiedene Naturen wie G. Chr. Lichtenberg und Lothar Bucher das Menschenstudium gelernt hatten, die neuerworbene Kunst in der Heimath fortsetzte. Er war als Redacteur in die hochconservative „Kreuzzeitung“ in Berlin eingetreten; kein eigentlicher Politiker fühlte er sich wol schon damals aus jenem romantischen Cultus des starken nationalen Ritterthums heraus den preußischen Junkern näher verwandt als der liberalen Bourgeoisie. In seinen Grundanschauungen hat er sich dieser später immer mehr genähert; daß seine Sympathien und Antipathien davon wenig berührt wurden, zeigen noch „Der Stechlin“ und „Frau Jenny Treibel“. Zudem erschien der englische Landjunker in jenen Tagen selbst einem liberalen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher