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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)
Autoren: Theodor Fontane
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diese Absicht ganz zurück neben einer ungemein feinen Zeichnung der dumpfen, lastenden Lust, die einen beliebigen Officier und „schönen Mann“ mit Nothwendigkeit in den Selbstmord – das häufigste Ende Fontane’scher Helden – treibt. Die seelische Entwicklung ist glänzend durchgeführt, die verhältnißmäßig einfache Fabel ist in den Umständen fest begründet: der hier zuerst in vollerer Sprechfreiheit auftretende Raisonneur gibt den Chorus der Tragödie ohne störende Absichtlichkeit. Nicht in allen Punkten hat F. dies zarte Meisterwerk später überholt.
    Unbedeutender sind die beiden Mésalliance-Romane „Graf Petöfi“ (1885) und „Cécile“ (1887), letzteres in der Composition für F. besonders charakteristisch, sowie der fast fatalistisch gehaltene Criminalroman „Unter dem Birnbaum“ (1886), dem als Nachläufer sein schwächstes Buch anzuschließen ist, „Quitt“ (1891), eine zwischen Deutschland und Amerika getheilte und namentlich im zweiten Theil recht wenig überzeugende Geschichte von Verbrechen und Sühne. Dafür schieben sich zwischen die letzten Fortsetzer der romanhaften Criminalgeschichte im Stil der Alexis und Smidt die beiden Eröffnungsstücke des neuen realistischen Romans ein: „Irrungen, Wirrungen“ (1887) und „Stine“ (1890). „Stine“ war früher entstanden, konnte aber lange keinen Verleger finden, wie denn auch „Irrungen, Wirrungen“ nach seiner Veröffentlichung in der „Vossischen Zeitung“ zuerst nur Verwunderung und selbst Spott erregte.
    Neu ist in diesen beiden einfachen Erzählungen von einem traurig ausklingenden „Verhältniß“ zwischen Edelmann und Mädchen aus dem Volk die absolute Vermeidung aller romanhaften Effecte. Mit schlichtester Wahrheitsliebe wird die typische und doch wieder ganz individuelle Geschichte zweier moderner Liebespaare gegeben und als ein naturnothwendiges Ergebniß der mit höchster Treue aufgefaßten gesellschaftlichen Zustände dargestellt. In feinster Nuancirung gehen – wie gern in Goethe’s Romanen – neben den Hauptfiguren Parallelfiguren, die die Eigenart von Held und Heldin noch stärker herausmodelliren helfen. Eine davon, die Witwe Pittelkow in „Stine“, ist vielleicht der höchste Triumph Fontane’scher Erzählungskunst. Der Autor klagt weder an noch plaidirt er, er stilisirt nicht und vertuscht nicht; aber das tief eindringende Verständniß, das diese Figuren schuf, konnte nur aus einem liebevoll mitfühlenden Herzen, dem nichts Menschliches fremd war, hervorkommen.
    Mit einem Mal war F. berühmt. Auch seine „Gedichte“, um einige charakteristische Gesprächstücke im Stil des Menzel’schen Ballsoupers und ein paar prächtige realistisch-heroische Gelegenheitsdichtungen vermehrt, erlebten jetzt (1889) in 3. Auflage ihre endgültige Sammlung. Zwar blieb der nächste Roman fast unbeachtet: „Unwiederbringlich“ (1891), eine mit feinstem Humor und wehmüthigen Abtönungen zu einem unwahrscheinlichen Ende – dem Selbstmord der frommen, von der Liebe ihres Gatten verlassenen Edelfrau – geführte Liebesgeschichte. F. hat dies Werk besonders gern gehabt und besonders viel von seinem Eigensten hineingelegt; jene köstlichen Sentenzen und Definitionen, deren verschwenderische Ueberfülle ein auffälliges Merkmal seines Stils   bildet, sind hier überaus reich und glücklich ausgesäet. Dennoch machte der epigrammatische Berliner Roman „Frau Jenny Treibel“ (1892), mit dem Selbstporträt des Dichters als Prof. Wilibald Schmidt, viel mehr Glück. Man hatte jetzt schon eine deutliche Vorstellung von Fontane’s Art und daß er sie hier in dicht an die Caricatur grenzenden Charakterzeichnungen und einer fast an das junge Deutschland gemahnenden Gesprächfreude bis zur Manier trieb, erleichterte das Verständniß. Mit größerem Recht ward aber allgemeiner Beifall dem letzten eigentlichen Roman Fontane’s entgegengebracht: „Effi Briest“ (1895). Der Verfasser ging hier zu der schlichten Herzlichkeit von „Irrungen“ und „Stine“ zurück und gleichzeitig zu dem Milieu seiner ältesten Erzählungen, dem ihm so besonders genau bekannten der märkischen Adelsfamilien. Die Mésalliance eines liebebedürftigen Herzens mit der kühlen Correctheit wird nach vielen anderen Formen der Mißheirath (Geschmack- und Taktlosigkeit in „L’Adultera“; Alter und Jugend in „Graf Petöfi“; sociale Verschiedenheiten in „Irrungen“ und „Stine“ u. s. w.) als die letzte und schmerzlichste Art, wie
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