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Delete: Thriller (German Edition)

Delete: Thriller (German Edition)

Titel: Delete: Thriller (German Edition)
Autoren: Karl Olsberg , Karl-Ludwig von Wendt
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sehr wohl selber bestimmen kann, wofür es zuständig ist.«
    »Aber ich bräuchte Greifswalds Einverständnis, und der Staatsanwalt hat auch noch ein Wörtchen mitzureden.«
    »Udo, alles, worum ich dich bitte, ist, dass du den Dauerdienst und die Spurensicherung herschickst, die Gerichtsmedizin einschaltest und die Ermittlungen erst einmal selber leitest. Dafür reichen deine Befugnisse allemal aus. Wenn Greifswald was dagegen hat, kann er den Fall ja später an die lokale Mordkommission übergeben. Aber wie ich ihn kenne, wird er das nicht tun. Dafür ist die Sache viel zu spektakulär und publicityträchtig. Und die Staatsanwaltschaft frisst ihm doch sowieso aus der Hand.«
    »Wahrscheinlich hast du recht. Aber dir ist schon klar, dass du ihn dann so schnell nicht wieder loswirst?«
    »Ist mir egal. Ich will, dass du das übernimmst. Als Angehöriger des Opfers kann ich das nicht selbst. Ich brauche jemanden, auf den ich mich verlassen kann.«
    »Okay. Wo bist du jetzt?«
    »In der Wohnung meines Vaters.« Er nannte die Adresse und das Beerdigungsinstitut, in dem der tote Körper seines Vaters präpariert wurde. »Ruf da an und sag denen, sie sollen die Leiche sofort in Ruhe lassen. Ich hoffe, es ist noch nicht zu spät für Faserspuren.«
    »Okay. Bin gleich bei dir.«
    Eisenberg kehrte in die Wohnung zurück. Das Buch lag immer noch da, wo es gelegen hatte, mysteriös und bedrohlich wie ein außerirdisches Artefakt. Er kämpfte den Drang nieder, es in tausend Fetzen zu reißen. Seine Wut suchte nach einem Kanal wie Lava im Inneren eines Vulkans. Bilder drängten in seine Fantasie – Bilder von Körner, an einen Rollstuhl gefesselt, während Eisenberg ihm schreckliche Dinge antat. Er schloss die Augen, um sie zu verdrängen.
    Schließlich wurde der Druck zu groß. Etwas presste seine Brust zusammen, drängte sich die Luftröhre empor und quoll aus seinem Mund: ein erstickter, röchelnder Schrei.
    Als der Kriminaldauerdienst klingelte, fand sich Eisenberg ausgestreckt auf dem Bett wieder. Er rappelte sich hoch, zog die Decke glatt und öffnete. Die Kollegen – ein erfahrener Oberkommissar, den Eisenberg flüchtig kannte, und eine junge Frau – sahen ihn erschrocken an.
    »Hauptkommissar Eisenberg … es … wir möchten Ihnen unser herzliches Beileid aussprechen«, sagte der Ältere.
    Eisenberg nickte.
    »Können Sie mir bitte sagen, warum Sie glauben, dass Ihr Vater ermordet wurde?«
    Der Oberkommissar hatte den ruhigen, sachlichen Tonfall, den man als Profi in einer solchen Situation anwandte. Plötzlich war Eisenberg nicht mehr Polizist, sondern Betroffener. Opfer. Er hatte oft versucht, sich vorzustellen, wie sich die Angehörigen von Mordopfern fühlen mussten. Es war ihm nie gelungen. Die ganze Situation erschien ihm auf einmal unwirklich. Die Hypothese, dass alles nur ein perfides Spiel war, inszeniert von irgendwelchen unsichtbaren Gestalten, erschien ihm viel plausibler als die Alternative. Er unterdrückte ein Auflachen. Es half nicht, wenn die beiden Kollegen ihn für durchgedreht hielten.
    »Kommen Sie.« Er führte sie ins Schlafzimmer. »Dieses Buch dort auf dem Nachttisch. Das ist ein Science-Fiction-Roman. Mein Vater hat in seinem ganzen Leben keinen Roman gelesen, geschweige denn so etwas.«
    »Und daraus folgern Sie, dass er ermordet wurde?«, fragte die junge Polizeimeisterin in einem Tonfall, der keinen Zweifel daran ließ, was sie von dieser Hypothese hielt. Ihr Taktgefühl musste sie noch trainieren.
    »Es handelt sich um einen eindeutigen Hinweis auf eine Mordserie, die ich in Berlin aufzuklären versuche. Der Täter ist flüchtig. Ich kann mit Sicherheit sagen, dass er das Buch dort hingelegt hat.« Er erzählte ihnen, warum er sich so sicher war.
    »Und es ist unmöglich, dass Ihr Vater sich das Buch gekauft hat, nachdem Sie ihm von Ihrem Fall erzählt haben?«, fragte die Polizistin.
    »Den Buchtitel habe ich dabei nie erwähnt. Und ich sagte schon: Mein Vater hat in seinem ganzen Leben noch nie etwas Derartiges gelesen. Und wenn er es doch hätte tun wollen, hätte er mich zuerst danach gefragt.«
    »Haben Sie das Buch angefasst?«, fragte der Oberkommissar.
    Eisenberg schüttelte den Kopf.
    Die beiden machten ihre Fotos, wohl eher, um nicht länger mit Eisenberg reden zu müssen. Eisenberg selbst stand nutzlos daneben und wusste nicht, was er tun sollte.
    Endlich kam Udo Pape mit einem Trupp in weiße Tyvek-Anzüge gekleideter Kriminaltechniker. Er umarmte Eisenberg.
    »Es tut mir
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