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Deine Spuren im Sand

Deine Spuren im Sand

Titel: Deine Spuren im Sand
Autoren: Gisa Pauly
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sagte Berno eilig. »Ich melde mich, wenn der Arzt mir die Untersuchungsergebnisse mitgeteilt hat.«
    »Also gut«, kam es zurück. »Aber ich werde Alex schon mal warnen, dass er eventuell heute noch seinen Sylturlaub abbrechen muss.«
    Natürlich hielt Röder sich auch diesmal nicht mit Abschiedsworten auf. Er legte einfach auf, und Berno hatte keine Gelegenheit mehr, ihn davon abzuhalten, Alex auf einen Einsatz in Süddeutschland vorzubereiten. Was sollte er bloß tun?
    Ratlos sah er in Dr. Traums Gesicht, der ihn fragend musterte. Berno brachte schließlich ein gequältes Lächeln zustande. »Mein Chef«, erklärte er. »Der lässt mir auch im Urlaub keine Ruhe. Nicht mal sonntags.«
    Dr. Traum nickte bekümmert. »Das kenne ich. Mein Sohn hat auch so einen Vorgesetzten.«
    In diesem Augenblick erklang irgendwo im Haus die Nationalhymne in verdächtig schlechter Qualität. Ohne Zweifel der Ruf eines Handys.
    Dr. Traum horchte auf. »Sehen Sie! Würde mich nicht wundern, wenn das Alex’ Chef ist.«
    Leider ließ er sich nicht zur Eile antreiben, obwohl Berno ihn dringend darum bat.
    »Lassen Sie Ihren Chef ruhig ein bisschen warten. Sonst werden Sie nie Ruhe vor ihm haben.«
    Umständlich suchte er nach einer Schere, um den Verband abzuschneiden, und dann nach einer Klammer, um das Ende der Binde zu befestigen. Als Berno Schritte auf der Treppe hörte, ahnte er, dass er nicht ungesehen aus dem Haus kommen würde. Und dann geschah auch schon, was er unbedingt hatte vermeiden wollte: Die Tür öffnete sich, und Alex erschien im Raum, im Pyjama, mit verstrubbelten Haaren und seinem Handy in den Fingern.
    Verblüfft sah er Berno an. »Was machst du denn hier?«

12.
    M aik und ich saßen da und schämten uns. Ich hatte Erfahrung darin, von den Eltern im Bett eines Jungen erwischt zu werden, mir war auch die Peinlichkeit vertraut, von einer Ehefrau aus dem Bett ihres Mann gejagt zu werden, und ich hatte sogar schon erleben müssen, dass mich eine Maskenbildnerin mit dem Gitarristen einer sehr angesagten Band zwischen den Kulissen ertappte. Alles sehr unangenehm! Aber das Peinlichste war ohne Zweifel, vom eigenen Kind erwischt zu werden. Das war mir bisher erspart geblieben, und ich war in diesem Augenblick dankbar, dass ich mir eigene Kinder versagt hatte. Ich brauchte nur Maik anzusehen und empfand seine Scham wie eine eigene.
    Zum Glück kam Julia uns nicht mit Vorwürfen. Sie ging überhaupt erstaunlich lässig mit der Tatsache um, dass sie jemanden am Tisch sitzen hatte, den sie sonst nur im Fernsehen sah. Ich war sehr erleichtert darüber. Nichts war anstrengender als ein Gesprächspartner, der in Bewunderung erstarrte und dem anzusehen war, dass er so bald wie möglich einer staunenden Zuhörerschaft die Rede weiterreichen würde, die aus meinem Mund gekommen war. Und das vermutlich noch in zehn Jahren und mit großer Wahrscheinlichkeit von Jahr zu Jahr weniger wortgetreu.
    Julia sah ihren Vater anerkennend an, als wir uns in der Küche am Frühstückstisch niederließen, was Maik jedoch entging. »Meine Mutter hat mir erzählt«, erklärte sie mir dann, »dass Papa mal mit Emily Funke zusammen war, als sie noch nicht berühmt war. Wohl deswegen habe ich dich gleich erkannt, als du in den Kellerschacht der Wattrose gefallen warst.«
    Maik sah mich entgeistert an, und ich war dankbar, dass Julia es übernahm, Maik von unserem Kennenlernen zu berichten. Sie war sogar so freundlich, meine Rolle in diesem Schauspiel derart zu beschönigen, dass ich mich selbst kaum wiedererkannte.
    Überhaupt war sie ein tolles Mädchen. Sehr hübsch mit ihrem schmalen, intelligenten Gesicht und den langen blonden Haaren. Die hellen Augen hatte sie von ihrem Vater geerbt und die weiche Stimme ebenfalls. Sie war so tough, wie ich mit achtzehn gern gewesen wäre, und so stark, wie es Kinder aus gescheiterten Ehen werden, sofern sie keinen Knacks bekommen.
    »Aber dass er es heute noch schafft, dich ins Bett zu kriegen … echt geil!«
    Maik und ich setzten gleichzeitig an, ihr zu erklären, wie wichtig Verschwiegenheit war und dass sie auf keinen Fall …
    Aber Julia ließ uns gar nicht ausreden. »Sehe ich aus, als wäre ich blöde? Ich lese Zeitungen, und ich habe auch die Talkshow gesehen. Total genial, wie du diesen Fiesling fertiggemacht hast!« Sie kicherte schadenfroh. »Und die Prinzessin von und zu soll sehen, wie sie klarkommt. Die Angeschmierte ist eigentlich nur die Tochter.« Sie warf ihrem Vater einen schnellen Blick zu.
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