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Dein ist das Leid (German Edition)

Dein ist das Leid (German Edition)

Titel: Dein ist das Leid (German Edition)
Autoren: Andrea Kane
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und zeigt Symptome einer Lungenentzündung.“
    „Durch Sie?“
    „Ich habe ihn gestillt. Offensichtlich trage ich einen ruhenden Virus namens CMV in mir, den Cytomegalie-Virus, der mir nichts antut. Mit der Muttermilch habe ich diesen Virus an Justin weitergegeben. Er hat angefangen zu husten, und er hat Fieber – beides Anzeichen dafür, dass er eine CMV-Lungenentzündung entwickelt. In den zwei Wochen, die ich mit ihm zu Hause war, hat er sich außerdem mit Parainfluenza angesteckt, das ist keine richtige Grippe, führt aber zu grippeähnlichen Symptomen. Diese Viren sind so weit verbreitet, dass sich praktisch jedes Kind unter zehn Jahren damit ansteckt, was bei den meisten nicht besonders schlimm ist. Er atmet unregelmäßig, seine Nase läuft … Ichhatte keine Ahnung, dass er kein funktionierendes Immunsystem hat, sonst hätte ich niemals Besucher ins Haus gelassen. Das ist jetzt nicht mehr zu ändern. Er bekommt Antibiotika und Gammaglobulin. Aber die unterdrücken den CMV-Virus bloß, heilen können sie ihn nicht. Außerdem können sie für ein Kind giftig sein. Gegen die Parainfluenza können sie ihm überhaupt nichts geben. Justin ist noch keinen Monat alt. Sein winziger Körper kann sich nicht lange selbst erhalten. Es geht wirklich um Leben oder Tod.“
    „Das tut mir außerordentlich leid.“
    „Dann helfen Sie mir.“
    Amanda zog das Gummi von der Aktenmappe, schlug sie auf und holte einen USB-Stick, eine DVD und zwei Zeitungsausschnitte heraus. „Das sind die Todesanzeige und ein Artikel aus der Southampton Press , der Lokalzeitung da draußen. Ziemlich kurz. Paul war in der Immobilienbranche und hatte keine Familie. Aufregend zu berichten war nur, dass er wahrscheinlich ermordet wurde.“ Sie zeigte auf die DVD. „Ein örtlicher Kabelsender hat auch einen kurzen Bericht darüber gebracht. Mehr gab es nicht in den Medien.“
    Marc überflog die Anzeige und den Artikel und nahm sich vor, sowohl mit der Zeitung wie dem Sender in Verbindung zu treten. Er zog seinen Laptop heran und steckte den USB-Stick ein. Auf dem Monitor erschienen nebeneinander zwei Fotos. Das erste zeigte Amanda und einen Mann – vermutlich Paul Everett –, die Arm in Arm in Skijacken an einem windumtosten Strand standen. Ihre Gesichter und ihre vertraute Haltung ließen keinen Zweifel daran, dass sie sehr verliebt ineinander waren. Auf dem zweiten Bild waren die beiden bei irgendeinem formellen Anlass zu sehen. Sie lächelten und blickten direkt in die Kamera.
    „Und jetzt sehen Sie sich das hier an.“ Amanda zog ihr Handy hervor und legte es vor Marc auf den Tisch.
    Auch auf dem Display war ein Foto, das Marc genau studierte. Es schien mit dem Handy aufgenommen und war wesentlich körniger als die beiden anderen. Aber es war eindeutig das Bild eines Mannes, der an einer belebten Straßenecke stand und ungeduldig darauf wartete, dass eine Ampel grün wurde. Er starrte auf das rote Licht, was dem Fotografen die Gelegenheit gab, ihn von vorn zu erwischen.
    An den Gesichtszügen, dem Gesichtsausdruck und der Körperhaltung konnte Marc erkennen, dass es sich um denselben Mann handeltewie auf den beiden anderen Schnappschüssen.
    „Wann ist dieses Foto gemacht worden?“, fragte er. „Und wo?“
    „Gestern. In Washington, D. C.“
    „Von wem?“
    „Einer Freundin von mir, die auch Fotografin ist. Sie hat sofort die Ähnlichkeit dieses Mannes mit Paul erkannt, aber sie hatte nicht die Zeit, ihre Kamera auszupacken und bereit zu machen, also hat sie benutzt, was sie gerade zur Hand hatte – ihr Handy. Vor ein paar Stunden hat sie mir das Bild gemailt. Ich habe es erst gesehen, als ich vorhin aus dem Krankenhaus kam, um mal kurz Luft zu schnappen.“
    „Also hat sie Paul und Sie als Paar gekannt.“
    „Ja. Und sie wusste auch, dass ich Paul gar nicht mehr sagen konnte, dass ich schwanger war. Sie wollte mir sofort die unfassbare Nachricht schicken, dass Paul noch lebt.“
    Paul Everett hat gar nichts von der Schwangerschaft gewusst, dachte Marc. Damit fiel ein möglicher Grund für sein Verschwinden weg. Trotzdem wollte Marc auch mit Amandas Freundin reden.
    Amanda hielt sein nachdenkliches Schweigen für Skepsis. „Ich habe keine Ahnung, wieso Paul ohne ein Wort verschwunden sein könnte oder warum er anderswo ein neues Leben anfangen wollte. Nachdem ich dieses Bild bekommen hatte und wusste, dass er noch am Leben sein könnte, war ich erleichtert, aber gleichzeitig auch wütend. Ich fühlte mich – ich fühle mich
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