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Dein Auftritt Prinzessin

Titel: Dein Auftritt Prinzessin
Autoren: Meg Cabot Katarina Ganslandt
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Silvesterparty vom Seniorenclub meiner Großeltern (die haben da Ricky Martin aufgelegt und kamen sich total hip vor). Hast du eigentlich meine Nachricht bekommen? Ich wünsch dir auf jeden Fall ein gutes Neues und vermisse dich sehr und so.

    PS: Sag mal, haben die dich in einem Turm eingeschlossen, oder was? Sogar Strafgefangene dürfen von Zeit zu Zeit mal telefonieren. Oder muss ich etwa nach Genovia kommen, an deinen Haaren hochklettern und dich befreien?
    Romantischer geht es ja wohl nicht mehr, oder? Er vermisst mich und so. Was er mit dem und so meint, ist ja wohl klar, oder? LIEBE. Oder?
    Es war ein Fehler, René um seine Meinung zu bitten, der hat nämlich gesagt, ein Mann, der nicht Manns genug sei, seine wahren Gefühle für eine Frau zu Papier zu bringen, sei ein Weichei.
    Habe ihn darauf aufmerksam gemacht, dass eine E-mail nicht aus Papier, also was ganz anderes ist.
    Stimmt doch, oder?
    War den Rest des Tages im Staatskrankenhaus von Genovia auf Patientenbesuch. Sehr deprimierend, was aber nicht an den Kranken lag, sondern an dem Clown, der dort die kranken Kinder aufmuntern soll. Ich HASSE Clowns!!!! Clowns jagen mir totale Angst ein, seit ich »Es« von Stephen King gelesen hab, das mit dem einen Sohn von den »Waltons« fürs Fernsehen verfilmt worden ist. Echt schlimm, wie manche Schriftsteller es schaffen, etwas so total Harmloses wie einen Clown in das volle Horrorgeschöpf zu verwandeln! Habe die ganze Zeit im Krankenhaus versucht, mich vor dem Clown zu verstecken, weil ich ja nicht ausschließen konnte, dass er ein Abgesandter des Teufels ist.
     
    12 TOMM
     
     
    Tja, so weit zu meinem bisherigen Aufenthalt in Genovia. Jetzt ist jedenfalls der 2. Januar und ich sitze noch immer im genovesischen Parlament und muss so tun, als würde ich
den alten Männern mit ihren weißen Perücken aufmerksam zuhören. Schon seit Stunden lassen sie sich über Parkuhren aus.
    Ich weiß schon. Das ist alles meine Schuld. Hätte ich nicht mit den Parkuhren angefangen, müsste ich jetzt nicht hier sitzen.
    Aber wieso sind die nicht selbst darauf gekommen, dass wir mit unseren kostenlosen Parkplätzen natürlich scharenweise Tagesausflügler aus Frankreich und Italien anlocken, die eben mal schnell mit dem eigenen Auto vorbeikommen, statt mit der Bahn, und unsere ohnehin schon verstopften Straßen blockieren und den Asphalt abnutzen (der sowieso nicht der allerneueste ist)?
    Wahrscheinlich sollte es mir schmeicheln, dass sie meinen Vorschlag ernst nehmen. Trotzdem wundert es mich. Okay, ich bin die Prinzessin von Genovia, aber was weiß ich denn schon? Nur weil blaues Fürstenblut in meinen Adern fließt und ich zufälligerweise an einem schuleigenen Förderprogramm namens »Talent & Begabung« teilnehme, heißt das noch lange nicht, dass ich talentiert ODER begabt wäre. Im Gegenteil. Ich bin eindeutig nicht begabt, was man schon allein daran sieht, dass ich in jeder überhaupt nur denkbaren Beziehung total durchschnittlich bin - mit Ausnahme meiner Schuhgröße vielleicht. Was mir obenrum fehlt, mache ich untenrum locker wieder wett. Nenneswerte Talente besitze ich nicht. In Wahrheit bin ich nur deswegen in T & B, weil ich schlecht in Mathe war und alle dachten, eine zusätzliche Übungsstunde würde mir gut tun.
    So gesehen ist es eigentlich sehr nett von den genovesischen Parlamentariern sich ernsthaft mit etwas zu beschäftigen, was ich gesagt hab. Nur kann ich gerade überhaupt keine Dankbarkeit verspüren, weil jede Sekunde, die ich hier sitzen muss, Zeit ist, die ich von der großen Liebe meines
Lebens getrennt verbringe. Ich habe Michael jetzt schon dreizehn Tage und achtzehn Stunden nicht mehr gesehen. Das sind fast zwei Wochen! Und in diesem unvorstellbar langen Zeitraum hab ich nur ein einziges Mal mit ihm telefoniert, was einerseits an der Zeitverschiebung liegt und andererseits an dem UNZUMUTBAREN UND UNMENSCH-LICHEN Pflichtprogramm, das ich hier absolvieren muss. Mein Terminplan ist so was von voll gestopft - wann soll ich denn Zeit finden, mal meinen Freund anzurufen? Wann?
    Das Schicksal macht es mir und Michael wahrlich nicht einfach, das muss ich echt mal sagen. Da würde jedes andere fast fünfzehnjährige Mädchen auch die Krise kriegen. Ich hatte noch nicht mal Zeit, ihm ein Geschenk zu kaufen, und dabei hat er in drei Tagen Geburtstag.
    Ich bin erst dreizehn Tage mit ihm zusammen und vernachlässige ihn schon.
    Na ja, dann kann er sich ja gleich zu den anderen in die Warteschlange stellen.
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