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Dein Auftritt Prinzessin

Titel: Dein Auftritt Prinzessin
Autoren: Meg Cabot Katarina Ganslandt
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Tina es wahrscheinlich verstanden hätte.
    »Das macht denen bestimmt nichts«, beruhigte sie mich. »Du rufst ja aus einer anderen Zeitzone an, dafür haben die sicher Verständnis. Und ruf mich auf jeden Fall an, wenn du mit Lilly geredet hast, ja? Ich will unbedingt wissen, was sie gesagt hat.«

    Meine Finger zitterten total, als ich Lillys Nummer drückte. Nicht so sehr aus Angst, die Großeltern Moscovitz könnten wach werden und mich für alle Ewigkeit hassen, sondern weil ja auch Michael hätte drangehen können. Und was hätte ich dann gesagt? Keine Ahnung. Ich wusste nur, was ich nicht sagen durfte: »Sag mal, liebst du mich oder magst du mich nur sehr?« Das hatte mir Tina ja verboten.
    Lilly meldete sich aber gleich beim ersten Klingeln. Ich versuche mal, ein Gedächtnisprotokoll von unserem Gespräch aufzuschreiben:
     
    Lilly: Hey! Na, du?
    Ich: Hoffentlich ruf ich nicht zu spät an. Hab ich etwa deine Großeltern geweckt?
    Lilly: Glaub schon. Aber das werden die überleben. Erzähl mal, wie ist es?
    Ich: Wo? In Genovia? Och, geht so. Okay.
    Lilly: Das glaub ich gern, dass es okay ist, von vorne bis hinten bedient zu werden, jeden Wunsch von Leibeigenen von den Augen abgelesen zu bekommen und ständig mit Krone rumzulaufen.
    Ich: Die Krone drückt ein bisschen. Du, Lilly, ich muss dich was fragen. Sag mir bitte die Wahrheit: Hat Michael eine Neue?
    Lilly: Eine Neue? Wie meinst du das?
    Ich: Du weißt schon, wie ich das meine. So ein Florida-Girl, das surfen kann und Kate heißt oder Anne Marie und ein blaues und ein braunes Auge hat. Du kannst es mir ruhig sagen, Lilly. Ich bin stark genug, die Wahrheit zu verkraften. Echt.

    Lilly: Also erstens hat Michael keine Neue gefunden, weil er sich dazu erst mal von seinem Laptop losreißen und die Wohnung verlassen müsste, was er, seit wir hier sind, nur gemacht hat, um mit uns essen zu gehen oder Computerzubehör zu kaufen. Er ist genauso käsebleich wie immer. Und zweitens hat er sich keine Kate gesucht, weil er dich mag.
    Ich: (vor Erleichterung fast schluchzend) Echt? Schwörst du’s, Lilly? Du sagst das nicht bloß, um mich zu beruhigen?
    Lilly: Nein. Obwohl ich nicht weiß, wie lange er dir noch so treu ergeben bleibt, nachdem du sogar seinen Geburtstag vergessen hast.
     
    Mir schnürte es die Kehle zu. Michaels Geburtstag! Ich hab Michaels Geburtstag vergessen! Dabei hab ich ihn mir extra in meinem neuen Terminplaner notiert, aber irgendwie war ich die ganze Zeit so beschäftigt …
    »Ach du Scheiße, Lilly!«, schrie ich.»Den hab ich total vergessen!«
    »Ja«, sagte Lilly. »Hast du. Aber mach dir keine Sorgen, ich bin mir ziemlich sicher, dass er keine Geburtstagskarte von dir erwartet hat. Ich meine, immerhin bist du die Prinzessin von Genovia. Man kann wahrlich nicht von dir verlangen, an so was Wichtiges zu denken wie den Geburtstag deines Freundes.«
    Das fand ich ganz schön fies. Michael und ich sind erst zweiundzwanzig Tage zusammen und davon stand ich einundzwanzig Tage total, aber auch wirklich total unter Stress. Natürlich darf Lilly ruhig ihre Witzchen machen, aber soweit ich weiß, muss sie auch keine Kriegsschiffe taufen oder für die Anschaffung von Parkuhren kämpfen. Es
mag nicht allgemein bekannt sein - aber Prinzessinnnen leisten echt Schwerstarbeit.
    »Lilly?«, hab ich sie gebeten. »Gibst du ihn mir mal? Michael, meine ich.«
    »Klar«, hat Lilly gesagt und dann gebrüllt: »Michael! Telefon!«
    »Lilly!« Ich hab mich voll erschrocken. »Deine Großeltern!«
    »Ach, komm«, sagte sie. »Das geschieht denen ganz recht. Die knallen jeden Morgen um fünf total laut die Tür, wenn sie die Zeitung reinholen.«
    Es dauerte unglaublich lange, bis ich endlich Schritte hörte und Michaels Stimme, die erst »Danke« zu Lilly sagte und dann ein bisschen neugierig in den Hörer fragte: »Hallo?« Lilly hatte ihm ja nicht gesagt, wer dran war.
    Seine Stimme ließ mich sofort vergessen, dass es drei Uhr nachts bzw. morgens war und dass ich eben noch kreuzunglücklich gewesen war und mein Leben verflucht hatte. Plötzlich hatte ich das Gefühl, es sei zwei Uhr nachmittags und ich läge an einem der Strände, die ich mit Zähnen und Klauen gegen Erosionsschäden und die Zerstörung durch Touristenhorden verteidige, und die Sonne strahlte warm auf mich herab und jemand würde mir auf einem Silbertablett eine eisgekühlte Orangina servieren. So eine Wirkung hatte Michaels Stimme auf mich.
    »Michael«, sagte ich. »Ich bin’s.«
    »Mia!«
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