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Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Titel: Deer Lake 02 - Engel der Schuld
Autoren: Tami Hoag
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Transfusion gebraucht hatte, aber die Wunden waren nicht lebensbedrohlich. Trotzdem durchlebte Ellen jedesmal, wenn sie die Augen schloß, diesen entsetzlichen Moment, in dem Slater mit dem blutigen Messer zum endgültigen Stoß ausgeholt hatte, und alles in ihr krampfte sich zusammen.
    »Sind Sie bereit, Counselor?« fragte Mitch und legte eine Hand auf Ellens Schulter.
    Sie nickte und ging mit ihm auf das Haus zu. Cameron hatte gemeint, sie sei nicht in der Verfassung, den Schauplatz zu besichtigen, aber sie wollte sich nicht abhalten lassen. Sie ließ ihm den Vortritt, aber sie mußte dabeisein. Es war nicht wichtig, daß ihr ganzer Körper schmerzte und daß sie wegen der Blutergüsse an ihrem Hals kaum reden konnte. Sie hatte diesen Fall übernommen, und es würde bis zum Ende ihr Fall bleiben.
    Wilhelm sperrte die Hintertür mit einem Schlüssel von Slaters Schlüsselbund auf. Mit angehaltenem Atem betraten sie das Haus, in banger Erwartung dessen, was sie vorfinden würden. Das Haus war aufgeräumt, Spitzendeckchen lagen auf den Beistelltischen, an der Wohnzimmerwand hing das Foto einer unbekannten Familie.
    Wahrscheinlich die Familie eines Opfers, dachte Ellen. Vielleicht sogar die Familie des echten Adam Slater. Sie mußte Slaters schwarzen Humor wohl begrüßen. Wenn er nicht den Namen seines ersten Opfers angenommen hätte, wäre er vielleicht nie entlarvt worden.
    Alles ein Teil des Spiels.
    » Das Spiel macht mehr Spa ß , wenn man dem gegnerischen Team ein paar Punkte zukommen l äß t. «
    Eines der beiden Schlafzimmer war für einen kleinen Jungen eingerichtet worden, mit Regalen voller Spielzeug, jedes mit einem Namen und einem Datum versehen. Trophäen von früher gewonnenen Spielen. Bei der Vorstellung wurde ihr übel. Sie stand im Gang und widerstand dem Bedürfnis, sich gegen die Wand zu lehnen und dabei zu riskieren, daß sie Fingerabdrücke verwischte. Sie lehnte sich statt dessen an Cameron. Er legte brüderlich einen Arm um ihre Schulter und stand blaß und schweigend da.
    Wir haben alle den gleichen Ausdruck auf dem Gesicht, dachte Ellen benommen. Mitch und Wilhelm und Jantzen, der Sheriff von Tyler County. Sogar Steiger. Verhärmt, blaß, finster. In Mitchs Augen schimmerten Tränen, als er aus dem Zimmer kam.
    »Da ist ein roter Turnschuh«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Mit dem Namen Milo Wiskow. Das ist der Fall, den Megan in Pennsylvania ausgegraben hat. Wir müssen nur eine Verbindung von Wright zu diesem Haus finden, und dann fährt er für immer ein.«
    Endspiel.
    Was sie brauchten, fanden sie im Keller, in dem Megan an einen alten Holzstuhl gebunden und gefoltert worden war. Der kurze schwarze Knüppel, mit dem Wright sie geschlagen hatte, hing am Brett über einer kleinen Werkbank, wie ein gewöhnliches Werkzeug.
    Der Keller war in drei Räume aufgeteilt, von denen einer von außen mit einem Vorhängeschloß gesichert war. Wieder hatte Agent Wilhelm den richtigen Schlüssel von Slaters Bund, und sie betraten die Kammer, in der man die kleinen Jungen gefangengehalten hatte.
    Das einzige Möbel war eine Pritsche. Das einzige Licht eine Glühbirne an der Decke mit einem Schalter außerhalb des Raums. Eine Überwachungskamera und zwei Stereolautsprecher hingen an den Wänden. Sie waren mit einer Anlage im Werkraum verbunden. Slater und Wright konnten ihren Gefangenen beobachten, mit ihm reden, ihm die Kassetten vorspielen, die ordentlich neben einem Recorder gestapelt waren.
    Mitch trug Latexhandschuhe, vorsichtig nahm er eine der Kassetten, steckte sie in das Gerät und drückte die Starttaste.
    Ruhig und unheimlich kam Garrett Wrights Stimme aus den Lautsprechern.
    »Hallo, Josh. Ich bin der Nehmer. Ich weiß, woran du denkst. Ich weiß, was du willst. Ich kann dich leben oder sterben lassen. Ich kann deine Eltern leben oder sterben lassen. Ich kann deine Schwester leben oder sterben lassen. Es liegt nur an dir, Josh. Du tust, was ich sage. Du denkst, was ich sage, erinnerst dich an alles, was ich dir sage. Ich kontrolliere deinen Verstand. Ich weiß alles, was du denkst.«
    »O mein Gott«, murmelte Mitch und hielt das Band an.
    Bewußtseinskontrolle. Psychologischer Terror gegen Kinder. Seit sie in der Zelle gewesen war, in der Wright die Jungen gefangengehalten hatte, konnte sich Ellen nur allzu leicht vorstellen, wie verängstigt sie gewesen waren, wie einsam. Wie sie sich gefragt hatten, ob irgend jemand kommen würde, um sie zu retten, ob sie leben oder sterben
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