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Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt

Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt

Titel: Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt
Autoren: Faye Kellerman
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Zweisitzersofa aus schwarzem Leder, einem gläsernen Couchtisch und einem einzelnen, irgendwie mickrigen modernen roten Sessel möbliert. An den Wänden hingen zwei große abstrakte Ölbilder – eins eher minimalistisch, das andere vor Farbe sprühend. In einer anderen Welt hätte ich mich vielleicht nach diesen Bildern erkundigt, aber ich war nicht in dieser Funktion hier. Ich kam her, um zu arbeiten.
    Während er den Kaffee aufsetzte, ließ er mich einige wenige Details aus seinem Leben wissen. Er war vor anderthalb Jahren nach Los Angeles gezogen. Ursprünglich hatte sein Vormund ihn finanziell unterstützt, aber inzwischen konnte er von seiner eigenen Arbeit leben. Vor sechs Monaten war er achtzehn geworden und damit jetzt vollkommen unabhängig. Beim Lernen saßen wir auf den Hockern am Tresen. Er fragte mich, ob er rauchen dürfe, während wir arbeiteten. Ich sagte ja und dankte ihm, dass er so rücksichtsvoll gewesen war zu fragen. Er rauchte nicht nur, er trank auch. Nicht viel, nur ein paar Fingerbreit Scotch auf zwei Stunden verteilt, aber es irritierte mich. Es gefiel mir nicht, aber es war schließlich seine Wohnung. Ich war nur die bezahlte Hilfskraft.
    In der Woche darauf lief alles glatt. Er war immer pünktlich und immer respektvoll. Ich hätte gerne mehr gehabt, aber er offensichtlich nicht. Das war vielleicht schmerzlich, aber Zurückweisung war nichts Neues für mich.
    Ein paar Mal ließ ich mich ablenken und ertappte mich plötzlich dabei, wie ich ihm meine Träume erzählte. Dass ich Ärztin werden wollte, Großes in der Forschung leisten. Ich wollte Unabhängigkeit und Anerkennung. Er war ein guter Zuhörer. Als Seelenklempner hätte er sich hervorragend gemacht.
    Nach ein paar Wochen Nachhilfe rief er mich an und sagte, er hätte ein Engagement und werde ein paar Tage fort sein. Als er zurückkam, waren wir wieder bei Null. Zwei Wochen später hatte er den Stoff beinahe aufgeholt, und ich war um dreihundertsechzig Dollar reicher. Es folgten fünf weitere Sitzungen, und meine Einnahmen überstiegen die Fünfhundert-Dollar-Marke. Chris legte drei Zehner auf den Tisch in unserem Esszimmer.
    Ich steckte das Geld ein und bedankte mich. Er stand auf und streckte die Glieder. Er war nicht nur sehr groß, sondern hatte auch extrem lange Glieder. Mit ausgestreckten Armen reichte er problemlos an meine Zweivierzig-Decke.
    Er sagte: »Morgen ist unser freier Tag, oder?«
    »Stimmt.«
    Er packte seine Tasche. »Dann sehe ich dich am Donnerstag.«
    »Chris?«
    »Was ist?«
    »Du musst mir einen Gefallen tun.«
    Er sah mich an. »Schieß los.«
    »Kannst du das Geld behalten, das du mir gibst? Bei dir für mich aufbewahren?«
    Er starrte mich an.
    »Ich verstecke mein Geld oben«, sagte ich. »Ich habe Angst, dass Jean es findet und anfängt, Fragen zu stellen.«
    »Sie weiß nicht, dass du mir Nachhilfe gibst?«
    »Sie weiß nicht, dass du dienstags und donnerstags hier bist. Freitags treffe ich mich mit Freunden, habe ich ihr gesagt. Sie glaubt, ich gebe dir einmal die Woche Nachhilfe, wie den meisten anderen auch.«
    »Warum das Versteckspiel?«
    Ich rieb die Hände aneinander. »Ich habe Angst, dass sie mir einen Teil des Geldes abnehmen würde. Du weißt schon  … Verpflichtungen der Familie gegenüber. Ich versuche, so viel wie möglich fürs College zu sparen.«
    »Sie würde dein Geld von dir verlangen?«
    Ich sah zur Decke. »Mein Vater ist vor ein paar Jahren arbeitslos geworden. Dann hat er zu trinken angefangen …«
    »Kommt mir bekannt vor.«
    »Nein, nein, er bessert sich«, sagte ich, ohne zu wissen, warum ich ihn verteidigte. »Er hat jetzt einen Job, aber er verdient nicht viel damit. Jean ist total kribbelig.«
    »Und was hat das mit dir zu tun?«
    »Du kennst meine Stiefmutter nicht. Sie wird es nicht wirklich verlangen , aber sie wird … na, du weißt schon … die Schuldgefühle. Hör mal, wenn es zu viel verlangt ist …«
    »Warum bringst du es nicht einfach zur Bank?«
    »Sie schicken die Auszüge hierher. Wenn ich die Post nicht vor ihr bekomme, macht sie meine Briefe auf.«
    »Du liebe Güte!«
    »Hör zu, Chris. Ich mag sie nicht. Aber sie kümmert sich um meinen Dad, sorgt dafür, dass er nüchtern genug bleibt, um sich nicht zu blamieren. Also will ich sie nicht verärgern. Wenn es zu problematisch für dich ist …«
    »Gib mir das Geld. Ich bewahr’s für dich auf.«
    »Danke.« Ich lief nach oben, holte mein Geldbündel und gab es ihm. Ich lachte nervös. »Auch so ein
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