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Death de LYX - Denn entkommen wirst du nicht (German Edition)

Death de LYX - Denn entkommen wirst du nicht (German Edition)

Titel: Death de LYX - Denn entkommen wirst du nicht (German Edition)
Autoren: Mary Burton
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befreien.
    Seine Arme und Hände schmerzten, doch sein Griff blieb eisern. Ihr Puls hämmerte wild, ein Zeichen dafür, wie sehr ihre Lungen nach Sauerstoff verlangten. Und dann setzte das Pochen für einige Schläge aus. Sein Herz begann zu rasen. Noch ein paar unregelmäßige Pulsschläge, dann wurde sie ruhig.
    Das Leben rann aus Ruths Körper wie Wasser in einen Abfluss. Sie sackte nach vorn. Stille umgab sie, eine Stille, die nur der Tod hervorbringt.
    Liebevoll legte er ihr die Hand auf den Kopf. »So ist es besser, nicht wahr? Endlich hast du Frieden. Jetzt bist du frei von Kummer und Sorgen.«
    Sie regte sich nicht. Es gab kein Aufbegehren mehr. Kein Flehen, er möge ihr die Freiheit wiedergeben.
    »Gepriesen sei der Herr«, flüsterte er.
    Er zog eine goldene Kette mit einem ovalen Anhänger aus der Tasche. Auf dem Anhänger war
Ruth
eingraviert. Er legte ihr die Kette um den Hals. Der Verschluss war winzig, und seine großen Hände nestelten ungeschickt daran herum, bis die Öse schließlich einrastete.
    Er ging um den Stuhl herum und kniete sich vor Ruth hin. Das Amulett lag in ihrer Halsgrube, genau über ihren Brüsten. Es war ein schöner Anhänger, ein edles Schmuckstück, und er hatte mehrere Wochen gebraucht, um ihn anzufertigen. Doch sie war es wert. Er berührte das goldglänzende Metall.
    Ruth verdiente das Allerbeste.
    Er band ihre Handgelenke los und ergriff ihre Hände, küsste die kalten Finger und drückte sie an seine Wange. »Ich liebe dich so sehr.«
    Er schob seine Hand unter ihr Kinn und neigte ihren Kopf nach hinten. Unter halb geöffneten Lidern starrten ihn ihre blicklosen Augen an. Er glaubte, ein Lachen in den glasigen Untiefen zu sehen.
    »Du wirst nicht mehr lange allein sein, Ruth.« Er legte ihre Hände sittsam in ihren Schoß. »Bald werde ich die
anderen
finden und zu dir schicken.«
    Bei dem Gedanken an die
anderen
lächelte Allen, und Freude wallte in ihm auf. »Bald werden wir alle zusammen sein – so, wie die
Familie
es immer hätte sein sollen.«

1
    Dienstag, 8. Januar, 8:10 Uhr
    Detective Jacob Warwick vom Morddezernat beugte und streckte die Finger der rechten Hand, um die Steifheit in den Gelenken loszuwerden, während er über den gefrorenen Boden auf die blinkenden Blaulichter zuging. Die fünf Polizeiwagen parkten auf einem Feld am Ufer des James River. Der Schneesturm vom Freitag hatte die Landschaft in ein grelles Weiß getaucht, ihr jegliche Farbe und alles Leben genommen. Morgendlicher Dunst lag über dem südlichen Flussufer und dem größten Teil des ruhig fließenden Wassers.
    Die Temperaturen bewegten sich um den Gefrierpunkt, doch durch den kalten Wind, der seine Lederjacke durchdrang, als wäre sie aus dünnem Baumwollstoff, erschienen sie Jacob weitaus niedriger.
    Die Kälte setzte seinen mitgenommenen Fingerknöcheln zu, und er bedauerte, dass er die Handschuhe zu Hause gelassen hatte. Er schlug den Kragen seiner abgetragenen Jacke hoch und schob die Fäuste in die Taschen. Eine Mütze bedeckte sein militärisch kurz geschnittenes Haar, und ein schwarzer Schal hielt seinen Hals warm.
    Noch vor einer Stunde war Jacob im Sportstudio gewesen und hatte seinen freien Tag genutzt, um sich am Sandsack auszutoben. Die körperliche Anstrengung ließ reichlich Endorphine durch sein Gehirn fließen und linderte für eine kleine Weile die hartnäckige Anspannung, die ihm zusetzte.
    Mitten im Training hatte sein Handy geklingelt. Mit einem derben Fluch hatte er den wild schaukelnden Sandsack angehalten, sich den Schweiß aus dem Gesicht gewischt und sein Telefon aus der Sporttasche geangelt.
    Sein Partner, Detective Kier, hatte ihm die nüchternen Fakten durchgegeben. Weibliches Mordopfer, Mitte dreißig, weiß. Die Leiche war am Ufer des James River abgelegt, und zwar auf der Alderson-Baustelle, die etwa zwanzig Kilometer hinter dem Flughafen im Osten des Countys lag. Unter der Dusche hatte Jacob sein Gesicht in den heißen Strahl gehalten und bedauert, dass er nicht länger bleiben konnte.
    Ein eisiger Windstoß aus Richtung des Flusses ließ Jacob noch ein wenig tiefer in seiner Jacke versinken. Das Land hier bestand aus unbestellten Feldern mit dürren Zypressen dazwischen, doch wenn er dem Schild, an dem er unterwegs vorbeigekommen war, Glauben schenken konnte, würde die Alderson-Baugesellschaft das alles in einen weitläufigen Golfplatz verwandeln, umgeben von Backsteinhäusern mit perfekt angelegten Blumenbeeten und wohlplatzierten Bäumen. Neben dem
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