Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Deadwood - Stadt der Särge

Deadwood - Stadt der Särge

Titel: Deadwood - Stadt der Särge
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Saft-Cocktail.
    »Was ißt du?« fragte ich sie.
    Jane entschied sich für ein Müsli mit Obst. Ich nahm so etwas wie einen doppelten Cheeseburger und auch Kaffee dazu. Man brauchte nur die erste Fasse zu bezahlen, alle anderen waren frei. Das Mädchen in seiner sandfarbenen Uniform, die mit roten Bissen besetzt war, stellte mehrere Flaschen mit Soßen auf den Tisch, so daß ich die Qual der Wahl hatte.
    Unser Essen kam sehr schnell, es war auch gut, und Jane fragte:
    »Erinnerst du dich noch?«
    »Woran?«
    »An meine Operation und an die Satans-Trucker.«
    Ich wischte Ketchup aus meinem Mundwinkel. »Da sagst du was. Und ob ich mich daran erinnere. Kannst du das je vergessen?«
    »Nein.«
    Das würde sie bestimmt nicht, denn sie hatte in den Staaten ein Herz aus Aluminium eingepflanzt bekommen, weil ihr eigenes durch schwarzmagische Mächte geraubt worden war.
    Vor der Weiterfahrt mußte ich mich noch kurz verdrücken. Geschäftlich. Auf der Toilette warich allein. Es war alles normal, sogar die leise Hintergrundmusik vom Lokal her drang aus verborgenen Lautsprechern. Und doch rann es mir eiskalt über den Rücken, denn ich hatte etwas gehört.
    Schritte!
    Flinter mir waren sie aufgeklungen, und sie hörten sich so an, als würde die Person hinken.
    Mit den noch nassen Händen kreiselte ich auf der Stelle herum — und entdeckte den Humpelnden. Im Spiegel war er dagegen nicht zu sehen, und das sagte alles.
    Ich starrte ihn an. Er sah nicht anders aus als sonst. Der dunkle Schlapphut, der ebenfalls dunkle Umhang und auch die schwarzen Schuhe.
    Er hob einen Arm. Aus dem Ärmel krochen die Finger einer bleichen, fast schon weißen Hand hervor. Zwei von ihnen, Mittel-und Ringfinger, berührten den unteren Rand der breiten Krempe und schoben ihn langsam in die Höhe.
    Ich tat nichts, weil ich sicher war, daß mich diese Person nicht angreifen würde. Sie wollte mir etwas zeigen.
    Wenig später konnte ich tatsächlich in sein Gesicht schauen, das nicht mehr vom breiten Rand der Hutkrempe verborgen wurde. Sekunden zuvor noch hatte ich die bleiche Hand aus dem Ärmel kriechen sehen, und diese unheimliche Bleichheit wiederholte sich. Das Gesicht, das langgezogen wirkte, mit einer dünnen Haut versehen war, blasse, sehr breite Lippen und tief in den Höhlen liegende Augen besaß, in denen ein rosafarbener Schimmerleuchtete, als hätte man Blut mit Wasser verdünnt. Starre Pupillen, regelrechte Glotzer, ohne Gefühl, nur eben diese unheimliche Kälte ausstrahlend. Der Mann, dessen Namen ich noch immer nicht kannte, verzog die Lippen zu einem breiten Grinsen, das mir sehr wissend und auch gefährlich vorkam. Im nächsten Augenblick ließ er die Krempe wieder los. Sie fiel sofort wieder zurück und verdeckte nicht nur die Stirn, auch den größten Teil seines Gesichts, nur das Kinn schimmerte noch ein wenig durch. Ich sprang vor, dennoch war es mir nicht möglich, ihn zu erwischen. Urplötzlich verschwand er, und dazu brauchte er nicht einmal eine halbe Sekunde.
    Ich schaffte es nicht mehr, meinen Sprung zu bremsen. Nur noch ein wenig abdrehen konnte ich mich, so daß ich mit der Schulter und nicht mit dem Gesicht gegen die Fliesenwand prallte. Dennoch ärgerte ich mich über den Schmerz, und mein herausgepreßter Fluch war ebenfalls nicht von schlechten Eltern.
    Ich stand noch gebückt und rieb mir den Arm, als abermals die Tür aufgestoßen wurde. Unser Busfahrer betrat den Waschraum, sah mich und fragte, wobei er seinen Kaugummi von einem Mundwinkel in den anderen schob: »Turnen Sie hier herum, Mister?«
    »Nein, das heißt stretching.«
    »Hör auf. Wenn ich fertig bin, fahren wir weiter.« Er verschwand im Toilettenraum, und ich ging wieder zurück zu Jane, die mich groß anschaute.
    »Ich habe schon angenommen, du wolltest dort übernachten.«
    »Nein, danke«, erwiderte ich und fiel auf den Stuhl. »Der Begleiter hätte mir nicht gepaßt.«
    »Wieso?«
    Ich lächelte Jane an, als ich sagte: »Es war der hinkende Unbekannte!«
    »Was?« Jane Collins sprang auf. So heftig, daß andere Gäste zu uns rüber schauten.
    »Setz dich wieder hin und beruhige dich. Es ist ja alles wieder in Ordnung.«
    »Trotzdem könntest du erzählen.«
    Das tat ich auch. Jane hatte sich vorgebeugt und hörte aufmerksam zu. Manchmal schüttelte sie den Kopf, als könnte sie nicht fassen, was ich erlebt hatte.
    »Kannst du dir denn einen Reim darauf machen?« erkundigte sie sich noch.
    »Eigentlich nicht. Vielleicht wollte er zeigen, daß wir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher