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Deadline 24

Deadline 24

Titel: Deadline 24
Autoren: A John
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schaute zwischen den jungen Männern hin und her, »ihr kennt die Gefahren der See besser als ich.«
    »Yeah, Sir«, nickten die und tasteten nach ihren Messern.
    »Meine Vorfahren jedoch hatten Glück. Ihr Schiff erreichte Esperanza und sie betraten voll Freude und Dankbarkeit die Gestade ihrer neuen Heimat. Doch welche Enttäuschung! Esperanza bedeutet Hoffnung, eigentlich aber müsste die Stadt Verzweiflung heißen, zumindest empfanden das meine Vorfahren so. Das Problem lag nicht bei den Spuckvipern und Gorgonen. Beide Spezies hatte man damals schon weitgehend aus der Stadt vertrieben und sie waren durch die Hybride dezimiert. Nicht mal die Hybride selbst erschienen den Neuankömmlingen so grausam und mitleidlos wie die Herren der Stadt. – Ha!«, schrie er. Wieder pochte die rote Zornesader auf seiner Stirn. »Sie nannten sich Lords! Maßten sich diesen alten, ehrenvollen Titel an, doch ihre Herrschaft war barbarisch! Nur ihren eigenen Vorteil hatten sie im Sinn. Es war ihnen völlig gleichgültig, was mit ihren Untertanen geschah. Dass es nicht genug Häuser gab, nicht genug Nahrung, keine Hygiene, stattdessen Krankheiten, Seuchen – all das kümmerte sie nicht. Sie rafften zusammen, was wertvoll war, und wahrten ihre Interessen mit eiserner Faust, ihre Truppen erstickten jeden Widerstand. Die Lords selbst lebten in bewachten Palästen. Nur alle paar Wochen sah man sie in ihren Prachtkarossen durch die Straßen fahren, meistens zum Richtplatz, wo sie angeblich Recht sprachen. Recht, dass ich nicht lache! Todesurteile verkündeten sie und ließen sie sofort vollstrecken! Jeder Einwohner musste eine Lebenssteuer bezahlen, stellt euch das einmal vor, eine Lebenssteuer! Wer diese nicht aufbringen konnte, den trieben sie ins Ödland! Ganze Familien wurden auf diese Weise einem grausamen Tod überantwortet. Ich sage euch, das waren keine normalen Menschen, Schurken waren sie, sonst nichts! Sie herrschten mit Gewalt! Mord! Folter!«
    Jedes seiner Worte begleitete er mit einem Hieb auf den Tisch, dass die Gläser und Teller klirrten. »Ausbeu…« Ein furchtbarer Husten ergriff ihn und raubte ihm die Stimme.
    Sally sprang zu ihm hin und klopfte ihm auf den Rücken und Paul reichte ihm schnell ein Glas Wasser. Aber in seiner Not fuchtelte Großvater so wild mit den Armen, dass er das Glas zu Boden warf. »Ange… Angelina!«, stieß er mühsam zwischen den Hustenkrämpfen hervor.
    Mutter hatte das Esszimmer schon verlassen, Sally hastete ihr nach und traf sie an der Küchentür, einen Becher heißen, bitter riechenden Tees in den Händen. Wunderbar, wie Mutter trotz ihrer Behinderung den Haushalt im Griff hatte, dachte Sally, wie sie stets die Ruhe behielt und tat, was zu tun war. Da knisterte das Funkgerät und Monnia Terlebens samtene Stimme erfüllte die Küche: »Paul? Bist du da, Schatz?«
    Unschlüssig stand Sally in der Tür. Sollte sie zu den anderen zurück und Großvater helfen oder durfte sie kurz zwei Worte mit Monnia wechseln?
    »Es ist was passiert, was ganz Tolles«, plapperte die weiter. »Wir können Techniksachen kriegen, Batterien, sogar Kuppeldraht. Und neue Kleider, ein Hochzeitskleid …«
    »Monnia?«, unterbrach Sally den Redestrom.
    »Sally?«, fragte Monnia irritiert zurück. »Wo ist Paul?«
    »Er kann jetzt nicht mit dir reden, Monnia, Großvater geht es nicht gut. Vigo ist tot und …«
    »Tot?« Monnias dunkle Stimme verlor all ihre samtige Weichheit. »Was war denn heute bloß bei euch los? Wir haben Rauch gesehen, aber wir …«
    »Später«, fiel Sally ihr ins Wort. »Wir anderen leben, nur Großvater hustet ganz schlimm. Eine Flugmaschine hat uns geholfen, jetzt muss ich Schluss machen, bis morgen!«
    »Halt, warte! Was für eine Flugmaschine?«
    »Später, ich versprech’s!« Damit kappte sie mitten in Monnias Drängeln die Verbindung, drehte dem Gerät den Strom ab und eilte ins Esszimmer. Natürlich hatte sie Gewissensbisse, so etwas tat man nicht. Man schmiss niemanden aus der Leitung, und man stellte erst recht das Funkgerät nicht ab, man hielt es auf Stand-by, aber heute war ein Tag der Ausnahmen.
    Großvater ging es besser. Sein Gesicht war noch immer etwas grau, was zwar nicht unbedingt gesund wirkte, aber immerhin gesünder als das dunkle Violett während der Hustenkrämpfe. In kleinen Schlucken trank er den Tee, hielt die Augen geschlossen und lehnte sich an Mutter, die hinter ihm stand und ihm sanft die Schultern massierte.
    »Danke, Angelina«, murmelte er.
    Sie hauchte
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