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Dead Souls: Horror (German Edition)

Dead Souls: Horror (German Edition)

Titel: Dead Souls: Horror (German Edition)
Autoren: Michael Laimo
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gesagt hat, dass er zum Haus gehen soll. Dass er dort warten soll, bis das Blut des Mannes dort ankommt.
    Während niemand ihm Beachtung schenkt – das tun sie nur selten, weil er noch nie für Ärger gesorgt hat –, entfernt er das Plastikmesser von seinem Tablett und steckt es in seine Hose.
    ***
    David darf jederzeit Toilettenpausen einlegen. In seinem Zimmer gibt es ein Bad, das er sich mit einem alten Mann teilt, der nachts stöhnt und den ganzen Tag unsichtbare Moskitos tot-
schlägt.
    Nachdem die Lichter aus sind, steigt er aus dem Bett, begibt sich ins Badezimmer und schließt die Tür. Er nimmt das Plastikmesser aus seiner Unterwäsche (während der Duschzeit hatte er es in seiner Matratze versteckt) und fängt an, es leicht an der Stahlschraube, die das Abflussrohr mit dem Waschbecken verbindet, zu schaben. Das steife Plastik wird langsam spitz. Sorgsam sammelt er alle Späne auf.
    Diese Aktivität führt er zwei Tage lang fort, dabei bleibt er nie länger als ein paar Minuten im Badezimmer. Schließlich feilt er das Plastikmesser ab, bis die Spitze rasiermesserscharf ist. Dann bearbeitet er die Kanten, spitzt beide Seiten an, bis auch sie scharf genug sind.
    Er versteckt das Messer in seiner Unterwäsche.
    Und wartet.
    ***
    Er hat überhaupt nicht geschlafen, da er darauf wartet, dass die Nachtschwester ihre Runde macht. Nachts haben nur eine Krankenschwester und zwei Wachmänner auf jedem Stock der offenen Abteilung Dienst. Sie verbringen die meiste Zeit damit, fernzusehen oder Bücher zu lesen.
    Er stellt sich schlafend. Endlich hört er die Krankenschwester in sein Zimmer kommen. Sie richtet die Laken des Stöhners. Dann kritzelt sie etwas in ihre Tabelle. Bald danach hört er
sie den Raum verlassen.
    Er holt das Messer unter seiner Matratze hervor und testet
dessen Spitze an seinem Finger. Verdammt scharf, denkt er.
    Er steigt aus dem Bett, schleicht auf Zehenspitzen durch das Zimmer. Er linst in den dunklen Flur. Niemand zu sehen. Die Krankenschwester muss in einem der anderen Zimmer sein.
So schnell er kann, humpelt er den Flur bis zum Zimmer der Wachleute entlang. Ein Nachtwächter, ein muskulärer Mann mit schwarzem Haar und Brille, sitzt an einem Schreibtisch und liest eine Zeitschrift mit Bildern von hübschen Frauen darin. Sein Rücken ist zu David gerichtet.
    Plötzlich dreht er sich um und reißt die Augen weit auf, als er David erblickt.
    David springt nach vorn und versenkt das Messer im rechten Auge des Wachmanns. Der Wachmann taumelt mit in der Luft wirbelnden Armen hoch. Er versucht zu schreien, doch kann nur keuchen. Mit einem schweren Rumps fällt er zu Boden. David fasst nach unten und zieht das Messer heraus. Blut tropft auf den Boden, schwarz und ölig. Er nimmt die Ausweiskarte, die sich am Gürtel des Mannes befindet, an sich.
    Humpelnd begibt er sich, so schnell er kann, zur Sicherheitstür mit der Plexiglasscheibe. Er zieht die Schlüsselkarte durch. Die Tür öffnet sich mit einem Klicken, und er betritt den Empfangsbereich.
    Hinten schreit die Krankenschwester. Er schaut zurück. Sie steht am anderen Ende des Flures. Mit ihrer Hand bedeckt sie ihren Mund. Ihre Augen sind weit aufgerissen.
    David eilt zu den verschlossenen Eingangstüren. Wieder zieht er die Schlüsselkarte durch. Sie summen, bevor sie ihm Zugang zur Außenwelt verschaffen.
    Er hinkt nach draußen, über den dunklen und kalten Parkplatz, sein Tempo ist den ihm folgenden Schritten nicht gewachsen.
    Die Stimme in seinem Kopf kehrt zurück: »Geh zum Haus …«
    Halogenlichter erhellen den Parkplatz. Dieser ist jetzt so hell wie ein Baseballfeld bei Nacht. Ein Alarm ertönt. Aus der Ferne kann David Sirenen hören. An der anderen Seite des Gebäudes taucht ein weißes Sicherheitsfahrzeug auf. Es rast über den Parkplatz, direkt auf David zu.
    Reifen quietschen.
    Ein Mann schreit auf; ein lautes, schreckliches Knacken.
    David dreht sich um. Unter den hellen Sicherheitsleuchten sieht er einen Wachmann über den Asphalt rollen. Als dieser liegen bleibt, erkennt David, dass seine Beine zu einem L verdreht sind.
    Das Sicherheitsfahrzeug hält an; auf der Motorhaube ist ein Blutfleck. Die vordere Stoßstange ist verbeult. Der Mann, nur wenig von ihm entfernt, windet sich qualvoll auf dem Asphalt.
    »Geh zum Haus«, wiederholt die Stimme in seinem Kopf. Er schaut auf und sieht eine einzelne Amsel über ihn fliegen, scheinbar will sie ihm den Weg weisen. Eine Feder segelt langsam auf ihn zu. Er fängt sie mitten in der
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