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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight
Autoren: Laini Taylor
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seltsame Gefühl, nicht wirklich da zu sein. Mit dem Kata hatte er versucht, sich zu zentrieren und Sirithar zu erreichen, den Zustand der Ruhe, in dem die Göttersterne durch den Schwertkämpfer agieren, aber das war die falsche Übung gewesen. Er war ruhig. Unnatürlich ruhig.
    Hazael und Liraz sahen ihn seltsam an und wechselten einen Blick.
    Endlich zwang Akiva sich zum Sprechen. »Ich hätte euch gesagt, dass ich zurück bin, aber ich war sicher, dass ihr das schon wusstet.«
    »Ich wusste es tatsächlich.« Hazael klang fast entschuldigend. Wenn etwas Bedeutendes vor sich ging, wusste er immer als einer der Ersten davon. Wegen seiner lockeren Art und seinem trägen Lächeln erweckte er den Eindruck, keinen Ehrgeiz zu besitzen, was ihn ungefährlich erscheinen ließ, und das machte er sich seit jeher zunutze. Die Leute redeten ganz offen mit ihm; er war der geborene Spion, umgänglich, scheinbar uneigennützig, aber auf eine ganz natürliche, völlig unterschätzte Art gerissen.
    Liraz war ebenfalls gerissen, aber sie wirkte auch alles andere als ungefährlich. Die eisige Schönheit mit dem vernichtenden Blick trug ihre Haare zu einem Dutzend strenger Zöpfe zurückgezurrt, die in den Augen ihrer Brüder immer schmerzhaft ausgesehen hatten. Hazael hatte sie immer gerne damit aufgezogen, dass ihre Frisur ihr bestimmt genügend Schmerzen bereitete, um sie als Tribut für Magie einzusetzen. Ihre Finger, die in diesem Moment ruhelos auf ihre Unterarme trommelten, waren so mit eintätowierten Tötungsmalen überzogen, dass sie aus der Distanz fast völlig schwarz aussahen.
    Als ihr Regiment eines Abends in ausgelassener und ein wenig betrunkener Stimmung darüber abgestimmt hatte, wen sie am wenigsten zum Feind haben wollten, hatte Liraz konkurrenzlos gewonnen.
    Und jetzt standen sie hier – Akivas engste Vertraute, seine Familie. Was hatte der Blick, den sie austauschten, zu bedeuten? In seinem seltsam entrückten Zustand konnte er sich fast einbilden, dass es irgendein fremder Soldat war, über dessen Schicksal sie entschieden. Was würden sie tun?
    Er hatte sie angelogen, ihnen jahrelang etwas vorgemacht, sie ohne Erklärungen verlassen und sich dann, auf der Brücke in Prag, gegen sie entschieden. Den Horror dieses Moments würde er niemals vergessen – wie er zwischen seinen Geschwistern und Karou gestanden hatte und eine Wahl hatte treffen müssen, die nie wirklich eine Wahl gewesen war, sondern nur die grausame Illusion einer solchen. Er konnte sich immer noch nicht vorstellen, dass sie ihm jemals vergeben würden.
    Sag etwas , drängte er sich innerlich. Er suchte nach Worten. Warum war er überhaupt hierher zurückgekommen? Weil er nicht wusste, was er sonst machen sollte. Sie waren seine Familie, diese beiden, selbst nach allem, was zwischen ihnen vorgefallen war. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, gestand er schließlich. »Wie ich euch erklären kann …«
    Liraz fiel ihm ins Wort. »Ich werde nie verstehen, was du getan hast.« Ihre Stimme war so kalt wie Stahl, und in ihr hörte Akiva etwas, was sie nicht sagte, aber schon einmal gesagt hatte.
    Bestien-Liebhaber.
    Die Erinnerung traf einen Nerv. »Nein, wie solltest du auch?« Vielleicht hatte er sich einst dafür geschämt, dass er Madrigal liebte. Jetzt schämte er sich nur noch für seine Scham. Sie zu lieben war das einzig Richtige gewesen, was er in seinem Leben getan hatte. »Liegt es daran, dass du keine Liebe fühlst?«, fragte er. »Die unberührbare Liraz. Das ist doch kein Leben. Es ist nur genau das, was er in uns sehen will. Willenlose Aufziehsoldaten.«
    Ihr Gesicht verzog sich in ungläubiger Wut. »Du willst mir beibringen, wie man fühlt, Lord Bastard? Nein danke. Ich habe gesehen, was Gefühle aus dir gemacht haben.«
    Akiva fühlte, wie sein Ärger dahinschwand; es war nur ein kurzes Aufflackern von Leben gewesen, in der leeren Hülle, die alles war, was von ihm blieb. Es stimmte, was seine Schwester sagte. Er wusste besser als sie alle, was Liebe anrichten konnte. Er ließ die Schultern sinken, und seine Schwerter scharrten über den Boden. Als Liraz eine Streitaxt vom Waffenständer nahm und »Nithilam« fauchte, empfand er kaum noch Überraschung.
    Hazael zog sein Breitschwert, und der Blick, den er Akiva zuwarf, war wie sein Tonfall vorhin fast entschuldigend.
    Dann griffen sie ihn an.
    Nithilam war das Gegenteil von Sirithar . Es war das Chaos, wenn es nichts mehr zu verlieren gibt. Es war der wilde Blutrausch des
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