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Daughter of Smoke and Bone

Daughter of Smoke and Bone

Titel: Daughter of Smoke and Bone
Autoren: Laini Taylor
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Boden geworfen hatte und dessen Blut in die heilige Quelle strömte. Der Tempel in Flammen, als die Soldaten sie wegschleppten. Auch die Requiem-Bäume fingen Feuer und all die Evangelinen, die in ihnen lebten. Madrigal fasste in ihre Tasche und zog den Wunschknochen hervor, den sie dieses letzte Mal in das Wäldchen gebracht hatte. Er war noch ganz. Sie hatten nicht mehr die Gelegenheit gehabt, ihn zu zerbrechen.
    Sie streckte den Knochen durchs Gitter. »Hier. Nimm ihn, zertrample ihn, wirf ihn weg. Es gibt keine Hoffnung.«
    »Wenn ich das glauben würde«, entgegnete Brimstone und nahm den Knochen entgegen, »dann wäre ich jetzt nicht hier.«
    Was hatte das zu bedeuten?
    »Was tue ich denn Tag für Tag, Kind, wenn nicht gegen eine Flut ankämpfen? Welle um Welle brandet ans Ufer, und jede rollt ein Stückchen weiter über den Sand. Wir werden nicht gewinnen, Madrigal. Wir können die Seraphim nicht schlagen.«
    »Was? Aber …«
    »Wir können diesen Krieg nicht gewinnen, das habe ich schon immer gewusst. Unser Gegner ist zu stark. Der einzige Grund, warum wir ihn so lange in Schach halten konnten, ist, dass wir die Bibliothek niedergebrannt haben.«
    »Die Bibliothek?«
    »Ja, die Bibliothek von Astrae. Darin war das Archiv der Seraphim-Magi, und sie waren so töricht, alle ihre Texte an einem einzigen Ort aufzubewahren. So eifersüchtig hüteten sie ihre Macht, dass sie keine Kopien anfertigen ließen. Sie wollten nicht von Emporkömmlingen in Frage gestellt werden, deshalb horteten sie ihr Wissen und nahmen nur Lehrlinge an, die sie mühelos kontrollieren konnten. Das war ihr erster Fehler – die ganze Macht an einem Ort zu konzentrieren.«
    Gebannt lauschte Madrigal seinen Ausführungen. Brimstone weihte sie ein. In die Geschichte. In Geheimnisse. Sie hatte fast Angst, den Bann zu brechen, als sie fragte: »Was war der nächste Fehler?«
    »Sie haben vergessen, uns zu fürchten.« Einen Augenblick versank Brimstone in Schweigen. Kishmish hüpfte zwischen seinen Hörnern hin und her. »Sie mussten den Glauben aufrechterhalten, dass wir Tiere sind, um zu rechtfertigen, wie niederträchtig sie uns behandelten.«
    »Als Sklaven«, flüsterte Madrigal und hörte im Kopf Issas Stimme.
    »Wir waren Schmerz-Leibeigene. Wir waren die Quelle ihrer Macht.«
    »Folter.«
    »Sie haben sich eingeredet, wir wären dumme Bestien – als würde das alles entschuldigen, was sie taten. Fünftausend Bestien hielten sie in ihren Gruben, fünftausend, die alles andere als dumm waren. Aber sie glaubten an ihre eigenen Geschichten. Sie fürchteten uns nicht, und das machte es einfach.«
    »Was machte es einfach?«
    »Sie zu vernichten. Die Hälfte der Wachen verstand nicht einmal unsere Sprache, sondern glaubte gern, dass es nur Tierlaute waren, nur Grunzen und Brüllen, wenn wir unsere Qual herausschrien. Sie waren Narren, und wir töteten sie und brannten alles nieder. Ohne Magie verloren die Seraphim ihre Überlegenheit, und in all den Jahren haben sie sie nicht wiedererlangt. Aber irgendwann wird es so weit sein, auch ohne die Bibliothek. Dein Seraph ist der Beweis dafür, dass sie anfangen, wiederzuentdecken, was sie verloren haben.«
    »Aber … nein. Akivas Magie ist nicht so …« Sie dachte an das lebendige Schultertuch, das er für sie gemacht hatte. »Er würde sie niemals als Waffe einsetzen. Er wollte nur Frieden.«
    »Magie ist kein Werkzeug des Friedens. Dafür ist ihr Preis zu hoch. Es gibt nur eine einzige Möglichkeit, wie ich sie weiter benutzen kann, wie ich weiterhin Seelen durch den Tod führen und sie nach dem Tod wiederkehren lassen kann – ich muss daran glauben, dass wir überleben, bis … bis die Welt neu erschaffen wird.«
    Madrigals Worte.
    Brimstone räusperte sich. Es klang hart und heiser. War es möglich? Wollte er ihr sagen, dass er …?
    »Ich träume ebenfalls davon, Kind.«
    Fassungslos starrte Madrigal ihn an.
    »Magie wird uns nicht retten. Die Macht, die notwendig wäre, um einen Zauber dieses Ausmaßes zu bewirken, würde uns zerstören. Die einzige Hoffnung … ist die
Hoffnung
.« Noch immer hielt er den Wunschknochen in der Hand. »Man braucht keine Symbole dafür – die Hoffnung ist im Herzen oder nirgendwo. Und in deinem Herzen, Kind, war sie stärker, als ich es jemals erlebt habe.« Er ließ den Knochen in seine Brusttasche gleiten, erhob sich dann aus der Hocke und wandte sich um. Beim Gedanken, dass er sie wieder alleine lassen würde, krampfte sich Madrigals Herz
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