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Das zitternde Herz

Das zitternde Herz

Titel: Das zitternde Herz
Autoren: Amanda Cross
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fällt mir auf, daß die Männer rechts und links von ihm in das Auto gestiegen sind und ihm
    – na ja, sozusagen in die Limousine hineinhalfen. Es war nicht sonderlich auffallend, sonst hätte ich etwas unternommen. Ich denke nur, wenn ich mich jetzt daran erinnere, daß es irgendwie – irgendwie komisch war. Kann ich irgend etwas tun, Kate?‹ Ich bat ihn, fürs erste gar nichts zu tun und niemandem das Geringste zu erzählen.
    Netterweise sagte er, daß er die ganze Nacht zu Hause sei, falls ich ihn brauchte, er würde statt in die Bibliothek nach Hause gehen.«
    Kate nippte fast mechanisch noch mal an ihrem Tee. »Nach diesem Telephonat ging ich nach Hause. Es war ungefähr halb acht. Ich wußte nicht, was ich tun sollte. Jeder Gedanke, der mir kam, schien noch weniger durchführbar als der vorige. Gegen neun Uhr, ich war gerade im Begriff, noch ein paar Anrufe zu machen, wurde eine Nachricht abgegeben. Das war vor ganzen zwölf Stunden; ich weiß noch immer nicht, was ich tun soll. In diesem Brief hieß es, ich solle heute um sieben Uhr abends zu Hause sein. Statt dessen«, schloß Kate, »bin ich hier. Ich wußte nicht, wo ich sonst hin sollte. Ich hatte Angst, die Polizei zu verständigen oder mich hinreißen zu lassen, irgend etwas zu tun, was auch immer, wenn ich zu Hause blieb, und ich dachte, besser spreche ich erst mal darüber. Aber vielleicht sollte ich zurückgehen.«
    Leslie hatte Kate noch nie so in Sorge gesehen, so unentschlossen und kopflos. »Ich gehe besser«, sagte Kate. »Ich sollte erreichbar sein. Es war dumm von mir zu kommen, aber wenn ich schon irgendwas Spontanes, Idiotisches tun mußte, dann schien dies doch das Beste.«
    »Das war es auch«, antwortete Leslie. »Wir werden zusammen gehen. Ich muß nur meine Tochter und ihren Mann erreichen, damit sie die Kinder holen.«
    »Ist schon in Ordnung«, sagte Jane, die gerade in der Küchentür erschienen war. »Sie sind gewickelt und angezogen und können bei der weniger erfahrenen ihrer beiden Großmütter bleiben – wie Leslies Tochter uns nennt.« Sie grinste. »Während ich sie wickelte und anzog, kam mir in den Sinn, daß Leslies Tochter, wenn sie etwas gegen Homosexuelle hätte, nicht mal im Traum daran denken würde, uns ihre beiden Kleinen zu überlassen. Das ist doch wirklich zum Lachen, oder? Ihr beide geht jetzt zu Kate nach Hause, wenn Leslie die Eltern angerufen hat. Ich bleibe hier, bis sie kommen, und versuche, gewaltsame Übergriffe auf Tiere und Kinder zu verhindern. «
    »Jane«, fing Leslie an.
    »Vergiß es«, sagte Jane. »Ruf einfach die Eltern an und sag ihnen, sie sollen sich aufs Rad schwingen und rüberradeln. «
    »Wart einen Moment«, unterbrach Kate. »Du mußt die Kinder aus gutem Grund übernommen haben. Laß sie nicht – «
    »Und ich habe gute Gründe, sie wieder abzugeben«, erwiderte Leslie. »Großmut hat ihre Grenzen, und die sind jetzt erreicht. Hör mal«, fügte sie hinzu, weil Kate zweifelnd und besorgt dreinsah, »ab einem bestimmten Zeitpunkt im Leben stehen die Freunde an erster Stelle. Vielleicht sollten sie immer an erster Stelle stehen. Ich wollte einfach den gestreßten Eltern eine Atempause gönnen, in Erinnerung an meine Jahre mit kleinen Kindern. Aber Jane war von meinem Angebot nicht gerade begeistert, um es milde auszudrücken, so daß Tony und Sarah ebensogut gleich herausfinden können, wie die Dinge liegen. Du tust mir gewissermaßen einen Gefallen, indem du mir einen guten Grund lieferst, aus der Sache wieder rauszukommen.
    Auch Jane kommt vor den Enkelkindern, und zwar grundsätzlich.
    Ich will nur kurz mit ihr sprechen. Trink noch ein bißchen von deinem Tee.«
    Gehorsam ließ sich Kate zurück in ihren Sessel sinken und versuchte, den Tee in kleinen Schlucken zu trinken, er war jetzt weniger heiß, aber noch immer unerträglich süß. Auch sie erinnerte sich von irgendwoher, vielleicht aus englischen Romanen, daß gesüßter schwarzer Tee gut gegen Schock war.
    »War das alles, was in dem Brief stand?« fragte Leslie, als sie auf dem Weg zu Kates Wohnung im Taxi saßen. »Nur, daß du um sieben zu Hause sein sollst?«
    »Für die nächste Nachricht«, vermutete Kate. »Per Brief oder Telephon. Der erste Brief wurde persönlich überbracht. Ich fragte den Portier, der mir sagte, ein Junge habe ihn abgegeben – wahrscheinlich extra dafür angeheuert, Verbindung zu den Kidnappern unwahrscheinlich.«
    Leslie bezahlte das Taxi und eilte hinter Kate her ins Haus. Kate befragte den
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