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Das zerbrochene Siegel - Roman

Das zerbrochene Siegel - Roman

Titel: Das zerbrochene Siegel - Roman
Autoren: Susanne Eder
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was er haben wollte, nur um zu verhindern, dass ein Schatten auf die Herkunft ihrer Tochter fiele.«
    Eine Weile herrschte Schweigen. Seine Gattin und Garsende schienen eigenen Gedanken nachzuhängen, während Bandolf sich fragte, wie lange es dauern mochte, bis der Zorn seines jungen Herrschers wieder abklingen würde. Des Königs Gebrüll hatte heute in der ganzen Bischofspfalz widergehallt, während Bruder Kilian mit hängendem Kopf neben dem Burggrafen vor seinem Thron gestanden hatte und Bruder Bartholomäus sich in einen Schatten seines schmächtigen Selbst zu verwandeln schien.
    Um so sehenswerter war jedoch des Kämmerers Gesicht gewesen, der vor unterdrückter Wut rot angelaufen war, als der König ihm mitteilte, er könne ihm das verantwortungsvolle Amt des Dompropstes unmöglich übertragen, wenn sogar ein kleiner Schreiber ihn zu überlisten verstünde.
    Bandolf grinste.
    »Was geschah weiter?«, unterbrach Matthäa die Stille.
    »Der Abt konnte die Früchte seines perfiden Plans nicht mehr ernten. Schon kurz nach Philipps Tod starb er selbst«, antwortete Garsende.
    »Wurde er ermordet?«, fragte Matthäa.
    »Darüber hat Beatrix nichts gesagt, daher vermute ich, dass keine Zweifel an seinem Tod laut wurden«, meinte die Heilerin mit einem Achselzucken. »Der Prior wurde zum neuen Abt gewählt, und das war offenbar ein Mann ganz anderer Art als Abt Hugbertus. Es dauerte nicht lange,
und Arnold war mit ihm über Kreuz. Er fasste den Entschluss, das Kloster zu verlassen. Und Beatrix sollte mit ihm gehen. Man hatte ihr gestattet, noch einige Zeit im Gästehaus zu verbleiben, bis sie ihre Angelegenheiten geordnet hätte. Beatrix jedoch war verzweifelt. Philipp hatte sie unversorgt zurückgelassen, doch ins väterliche Dorf konnte sie nicht zurück. Nachdem sie sich entschieden hatte, als Philipps Kebse bei ihm zu leben, hatte der Vater sie verstoßen. Arnolds Versprechen, er würde sich mit ihr vermählen, wenn sie mit ihm ginge, erschien ihr wie eine Fügung Gottes.« Ein mattes Lächeln glitt über Garsendes Gesicht, das auf dem Weg zu ihren Augen erlosch. Sie schüttelte den Kopf, als müsse sie einen schlechten Gedanken vertreiben.
    »Arnold war natürlich klar, dass er ohne Mittel sein würde, wenn er das Kloster verließe«, fuhr sie fort, »doch als Abt Hubertus starb, war er bei ihm gewesen und hatte Gelegenheit gehabt, das gefälschte Testament an sich zu nehmen. Er sagte Beatrix, er wolle mit ihr an den Hof der Markgräfin reisen, um dort eine Anstellung als Schreiber zu finden. In Wahrheit jedoch beabsichtigte er, den Plan des toten Abts in die Tat umzusetzen. Nicht um das Kloster zu bereichern, sondern sich selbst.
    Arnold hielt Wort. Auf dem Weg nach Turin vermählte er sich mit Beatrix, und sie glaubte sich ehrbar gemacht und versorgt. Bei Hof erfuhr Arnold, dass die Markgräfin sich am Hof des Kaisers aufhielt, und so verdingte er sich zunächst tatsächlich als Schreiber.
    Aber als die Markgräfin schließlich zurückkehrte, sah Arnold seine Gelegenheit gekommen. Er näherte sich ihr unter einem Vorwand und sprach von Philipps Testament, das er natürlich als dessen rechtmäßiges Vermächtnis hinstellte. Die Markgräfin ging auf seine Wünsche ein.«
    »Aber Adelheid hatte sich doch nichts zuschulden kommen
lassen«, warf Matthäa ein. »Warum hätte sie ihm nachgeben sollen?«
    »Pah!«, schnaubte Bandolf. »Sie war mit dem Kaiser just einig geworden, was das Verlöbnis ihrer Kinder betraf, doch der Vertrag war noch nicht unterzeichnet. Adelheid hätte allem zugestimmt, was nötig gewesen wäre, um die Verbindung mit dem Kaiserhaus nicht zu gefährden. Und ich verwette meinen Bart, dass sie dachte, sie könne sich Arnolds entledigen, sobald sie das Testament erst in den Händen hielte. Doch Arnold war schlau. Er wusste, die Markgräfin würde ihn von nun an nicht mehr aus den Augen lassen und ihm ihre Häscher hinterherschicken, sobald er den Hof verließe. Er hatte Zeit gehabt, seine Flucht von langer Hand vorzubereiten, und als er Adelheids Silber in den Händen hatte, machte er sich davon.«
    »Und Beatrix?«
    »Sie wusste überhaupt nicht, was vor sich ging, als Arnold sie bei Nacht und Nebel von ihrem Lager hochzerrte, um Turin den Rücken zu kehren«, antwortete Garsende. »Erst als sie die Alpenpässe überquerten und er sich vor Adelheids Männern in Sicherheit wähnte, erzählte er ihr endlich von Philipps Testament.«
    »Allmächtiger«, hauchte Matthäa und beugte sich gespannt
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