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Das Zeit-Tippen

Das Zeit-Tippen

Titel: Das Zeit-Tippen
Autoren: Jack Dann
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Geist.“
    „Ach so“, sagte Litwak. „Einem Dibbuk.“
    „Du wirst schon früh genug Eingeborene zu sehen bekommen. Ayoyewe wird gleich hier sein, um die Fackeln wieder anzuzünden, und zu diesem Anlaß wird er seine schönsten Pelze und Truthahnfedern anlegen. Sie nennen diese Grotte Keet Seel, den Mund der Götter. Sie wurde mir geschenkt. Und ich schenke sie dir.
    Bald werden mehr Eingeborene da sein und mehr Gäste. Wir werden das Gesicht ihrer Felsen ändern und sie vertreiben. Aus Habgier.“
    „Und Logik“, sagte Litwak.
    Moldanado hatte recht. Täglich trafen mehr Gäste ein und ließen sich in der Wüste und den Grotten und Pueblos nieder. Römer, Serben, Ägypter, Amerikaner, Missionare, Mormonen, Baalisten und Fährtensucher brachten Kultur und Religion und Waffen. Sie errichteten bessere Bauten, bewirtschafteten das Land, trieben Tauschhandel, stahlen, beteten, erfanden und kämpften, bis sie schließlich von Gouverneuren und Diplomaten besucht wurden. Aber auch das änderte sich, als alle anderen die Zeit zu tippen begannen.
    Auch Juden kamen zu den Pueblos und Grotten. Sie kamen aus verschiedenen Orten und Zeiten und brachten ihre Sitten, Uneinigkeiten, Tragödien und Hoffnungen mit. Litwak hoffte auf einen Maimonides, auf einen Moses ben Nachman, auf einen Luria, sogar auf einen Schwartz, aber es ließen sich keine Weisen finden, nur Juden. Und Litwak war der erste. Er leitete, spornte an, befahl, besänftigte und fand einen Minjan für den Gottesdienst. Als sie eine vollbeschäftigte Gemeinde wurden, eine Schul bauten und einen Rabbi wählten, verliehen sie Litwak die Ehre, in einem mit Samt bezogenen Lehnstuhl am Lesepult zu sitzen.
    Litwak war glücklich. Er hatte Gebet, Freunde und Autorität.
    Die Nacht war nicht mehr dunkel. Sie war ein reges Treiben von Gelächter und Handel. Alles funkelte von elektrischem Licht und Gebet. Die Indianer gesellten sich zu den anderen, vermischten sich mit ihnen, verschmolzen mit ihnen, wurden ausgemerzt. Sogar ein paar Juden verschwanden. Indianerkleidung und Federn zu tragen kam aus der Mode.
    Moldanado schwirrte überall herum, lehrte und leitete, denn er kannte das Land und die Eingeborenensitten. Er war von Natur aus ein Politiker; als Litwaks Schul fertig war, wohnte er sogar einem Maariw bei. Dabei erzählte er Litwak von „Neunundvierzig“ und Clementine.
    „Was ist mit diesem Lied los?“ hatte Litwak gefragt.
    „Du kennst die Melodie.“
    „Aber nicht den Text.“
    „Clementine war die Göttin von Los Alamos“, sagte Moldanado. „Sie war der erste Kernreaktor auf der Welt, der spaltbares Material benutzte. Natürlich flog er in die Luft. »Neunundvierzig« war das Kodewort für das Projekt, das die erste Atombombe zündete. Aber ich fand es nicht richtig, die »Neunundvierzig« dem Lied einzuverleiben.“
    „Ich glaube, es ist nicht gerade ein Thema für ein Gotteshaus“, sagte Litwak. „Hier ist eine Stätte des Gebets und nicht der Bomben.“
    „Aber hier ist auch Los Alamos.“
    „Dann müssen wir noch mehr beten“, sagte Litwak.
    „Hast du je etwas von der Atombombe gehört?“ fragte Moldanado.
    „Nein“, sagte Litwak und blätterte in seinem Gebetbuch.
    Moldanado fand Zeit, Litwak Baptista Founce, den zweiten Gast, der in Los Alamos eingetroffen war, vorzustellen. Sie war dunkelhaarig und zierlich und erinnerte Litwak an seine erste Golde. Aber sie war außerdem eine Schickse, die ein goldenes Kreuz an ihrer Halskette trug. Sie hänselte, verfolgte und verspottete Litwak, bis er sie bei hellichtem Tag hinter der Schul nahm.
    Danach betete er nur noch. Er fastete, schlug sich auf die Brust, zerriß seine Gewänder und wartete auf Gottes Langmut. Die Schul wurde renoviert, so daß sich Litwak zum Beten in die Wüste begab. Wenn er in die Stadt zurückkehrte, um zu essen und sich auszuruhen, konnte er nicht einmal mehr die Schul finden. Alles änderte sich.
    Litwak verbrachte die meiste Zeit in der Wüste und betete. Er betete um ein Zeichen und stolperte über einen Trachodonkopf, der im Sand steckte.
    So ändert es sich, dachte er, während er die Felsenlandschaft vor sich betrachtete. Er fand sich auf einem Grat wieder und schaute hinab auf ein endloses Felsgebiet, ein Steinrelief von Wellen in einem grauen Meer. Zu seiner Rechten lag ein Feld von Felskegeln. Jeder Kegel warf einen flachen schwarzen Schatten. Aber hinter ihm ragten Klippen aus weichem Tuff aus dem Steinmeer empor. Bei näherer Betrachtung des Felsens
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