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Das Wesen. Psychothriller

Das Wesen. Psychothriller

Titel: Das Wesen. Psychothriller
Autoren: Arno Strobel
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Frau Bertels wohnt am Ende. Außer dem Spielplatz gibt es dort meines Wissens nichts, weswegen man da vorbeigehen würde.«
    Wieder wanderte sein Blick am Gesicht des Arztes vorbei, heftete sich auf das schmale Gesicht der Frau. »Haben Sie … Sie beide ein Kind, mit dem Sie auf den Spielplatz gehen?«
    Der Psychiater lächelte und drehte sich um. »Nicole, komm doch bitte zu uns, ich möchte dich den Herren Polizisten vorstellen, das hast du doch bestimmt noch nicht getan.«
    Als sie neben ihm stand, legte er ihr den Arm um die Taille. »Nicole Klement, meine Lebensgefährtin. Wir wohnen seit zwei Jahren hier zusammen. Ohne Kinder. Beantwortet das Ihre Frage, Herr Kriminaloberkommissar?«
    »Nur zum Teil.« Menkhoff räusperte sich. »Meine erste Frage war, welchen Grund Sie haben können, am Haus von Frau Bertels vorbeizugehen.«
    Lichner zeigte wieder seine makellosen Zähne. »Aber ja, Sie haben natürlich recht, Herr Oberkommissar. Die Frage nach einem Kind war wahrscheinlich das logische Resultat
Ihrer
einzigen Erklärung, warum ich am Haus der alten Frau vorbeigehen könnte.« Wieder wandte er sich an seine Freundin. »Da siehst du, dass die Serienpolizisten im Fernsehen nicht viel mit der Realität zu tun haben. Der Kommissar aus dem Abendprogramm hätte bestimmt gleich gesehen, dass neben dem Haus der alten Frau Bertels ein schmaler Fußweg zur Parallelstraße führt, in der es unter anderem einen Bäcker gibt.«
    Es war unverkennbar, dass meinem Partner der Verlauf des Gesprächs immer weniger gefiel. Ich war versucht, mich einzumischen, hütete mich aber, es ausgerechnet in diesem Moment zu tun. Es war mein erster Mordfall, und ich hatte zugegebenermaßen große Angst, durch falsche Fragen vielleicht etwas zu vermasseln.
    »Frau Bertels hat angegeben, sie hätte Sie mehrfach dabei beobachtet, wie Sie der kleinen Juliane Süßigkeiten gegeben haben.« Stille, in der Menkhoff den Psychiater fixierte, sekundenlang, bis er schließlich den Kopf ein wenig schief legte und sagte: »Herr Dr. Lichner?«
    Der tat überrascht. »Entschuldigen Sie bitte, ich habe gar nicht bemerkt, dass Sie eine Frage gestellt haben. Wie war die Frage noch gleich?«
    Menkhoff senkte für einen Augenblick den Kopf wie ein Stier vor dem Angriff auf den Matador. »Hören Sie, Dr. Lichner, wenn Sie unbedingt möchten, können wir dieses Gespräch auch gerne im Präsidium weiterführen, und das ist keine Frage, sondern eine Feststellung.« Sein Ton nahm noch an Schärfe zu. »Ein kleines Mädchen ist umgebracht worden, Herr Doktor, und wir
sollen
und
wollen
herausfinden, wer das getan hat. Dabei steht mir der Sinn überhaupt nicht nach schlauen Wortspielereien. Ich weiß nicht, was mit Ihnen los ist, aber ich schlage vor, Sie legen Ihre Arroganz mal für ein paar Minuten zur Seite und beantworten mir jetzt und hier meine Fragen, oder aber Sie tun es auf dem Polizeipräsidium. Also, was ist Ihnen lieber?«
    Wieder sahen sie sich eine Zeitlang an – drei Sekunden? Fünf? –, bis Lichners Mund sich zu einem Lächeln verzog.
    »Nein, es stimmt nicht. Ich habe der Kleinen nie was Süßes gegeben, genauso wenig, wie ich das bei anderen Kindern tue, die auf dem Spielplatz sind, wenn ich zum Bäcker gehe.«
    »Dann hat Frau Bertels gelogen?«
    »Offensichtlich.«
    »Ich frage mich, warum die alte Frau das tun sollte.«
    »Ja, das denke ich mir«, sagte Lichner.
    »Was denken Sie sich?«
    »Dass Sie sich das fragen.«
    »Haben Sie das Mädchen näher gekannt?« Die Frage wäre als Nächstes auch von Menkhoff gekommen, aber nun schaltete ich mich bewusst ein, um die Situation ein wenig zu entschärfen. Lichners Dauerlächeln richtete sich auf mich. »Definieren Sie doch bitte
näher
, Herr … Wie war das, sind Sie noch in der Ausbildung oder schon Kommissar?«
    Leichtes Kribbeln an den Haarwurzeln. »Ja, das bin ich. Kriminalkommissar, genaugenommen, und ich meine damit, ob Sie das Kind vielleicht über die Eltern kannten. Hatten oder haben Sie Kontakt zur Familie Körprich?«
    »Nein, ich hatte und ich habe nicht, also auch nein, ich kannte die Kleine nicht
näher

    »Und was denken
Sie
, warum uns Frau Bertels anlügen sollte?«, schaltete sich Menkhoff dankenswerterweise wieder ein. »Haben Sie eine schlaue Erklärung dafür parat, Herr Doktor?«
    Nicole Klement löste sich aus dem Arm des Psychiaters und wand sich wortlos ab. Sie ging zurück zur Treppe, Sekunden später waren nur noch ihre Schritte zu hören.
    »Ich könnte es
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