Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer
Verluste unter den Feinden an. Der Tod hing über ihm wie eine Wolke und er war unter Angreifern und Verteidigern schnell bekannt. Doch das Können einzelner Thrandorier reichte bald nicht mehr aus und sie verloren immer mehr Boden an die einfallenden Streitkräfte.
Als die Terachiten schon glaubten, der Sieg läge in greifbarer Nähe und die Linien der Thrandorier unter dem gewaltigen Druck einzubrechen drohten, erschienen jedoch fünfhundert frische Trupps am Waldrand und kamen den erschöpften thrandorischen Soldaten zu Hilfe. Die Fußsoldaten Lord Valdeers waren stramm marschiert, um zur Schlacht zu gelangen, und gierten nun darauf, sich in den Kampf zu stürzen.
Calvyn war mehr als froh, aus der vordersten Linie
zurückzutreten, um einmal Luft holen zu können. Er hatte beim Kampf mehrere Terachiten getötet und von dieser Erfahrung war ihm schrecklich übel. Es war eine Sache, Pfeile auf Reiter zu schießen, die fünfzig Schritt oder weiter entfernt waren, aber es war etwas ganz anderes, sein Schwert in einen Menschen zu stoßen und zu sehen, wie das Licht aus seinen Augen schwand. Der Geruch von Blut und Schweiß war überwältigend und die brennenden Schnittwunden an seinen Armen und seinem Oberkörper vernebelten sein Bewusstsein. Er ließ sich zurückfallen, um Erholung vom Chaos der Schlacht zu finden.
Genau diesen Moment wählte der König für seinen Gegenangriff aus der Stadt heraus. König Malo hatte das Auf und Ab der Schlacht von seinem Aussichtspunkt auf dem Turm am Nordtor sorgfältig beobachtet und war zu der Einsicht gelangt, dass nun schnell etwas geschehen müsse, wenn seine Verbündeten auf dem Nordhang nicht überrollt werden sollten. In einem letzten Versuch, sie zu unterstützen, führte der König selbst seine Mannen den Hügel hinab, wo sie sich den feindlichen Soldaten im Tal entgegenstellten.
»Sieh dir das an!«, rief Jenna lachend, nachdem die neuen Truppen die Linien verstärkt hatten und auch sie zurückgetreten war, um zu Atem zu kommen. »Die Jungs aus der Stadt sind neidisch geworden und heruntergekommen, um sich ihren Anteil zu holen«, sagte sie mit diesem schelmischen Grinsen, das Calvyn so gern an ihr mochte.
»Schön, dass du noch heil bist«, meinte Calvyn mit aufrichtiger Erleichterung. »Als ich aus dem Augenwinkel gesehen habe, wie dieser dicke Kerl nach dir ausholte, hab ich deine Chancen ehrlich gesagt nicht allzu groß eingeschätzt.«
»Ach, der«, erwiderte Jenna leichtfertig. »Du kennst ja
den Spruch … Je größer der Kerl, umso tiefer fällt er … und wie er zusammengesackt ist! Ein Tritt dahin, wo es wehtut, und der arme Krieger sah gar nicht mehr so imposant aus«, erzählte sie kichernd.
Calvyn zuckte zusammen.
»Du hast doch nicht etwa?«
»Ihr Männer!«, rief Jenna, klopfte sich auf den Schenkel und lachte laut auf. »Ihr schießt euch mit Pfeilen nieder und schlitzt euch mit Schwertern auf, aber wenn es an eure Geschlechtsteile geht, kippt ihr gleich um.«
»Es ist nur …«
»Du meinst, so was tut man nicht?«, fragte Jenna.
Calvyn nickte mit einem verlegenen Grinsen.
»Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich plane, bei den Siegesfeiern dabei zu sein. Ich hab gehört, in Mantor gibt es gutes Essen, und ich verspüre einen erstaunlichen Hunger. Darf ich so frei sein, dir vorzuschlagen, deine Hemmungen abzulegen, damit wir hier ein bisschen schneller vorankommen? Ich möchte wegen dieses Pöbels ungern das Festmahl verpassen.«
Calvyn musste immer breiter grinsen. Seine Heiterkeit schlug in Wiedersehensfreude um, als er sah, dass Jez auf sie zukam.
»Calvyn, Jenna. Wie gut, dass ihr noch unter uns seid.«
»Ja, finden wir auch«, erwiderte Jenna schlagfertig. »Hast du deine Quote schon erfüllt?«
»Quote?«, fragte Jez verwirrt.
»Schon gut, Jez. Jenna hat das feindliche Heer aufgeteilt, damit niemand zu gierig wird und mehr Männer tötet, als ihm zustehen«, erklärte Calvyn. »Ich nehme an, sie muss Bek noch einmal darauf ansprechen«, fuhr er fort und deutete auf ihren Freund, der immer noch mit einer schier unglaublichen Schnelligkeit und Wut kämpfte.
»Leider konnten nicht alle von uns das Ihrige dazu beitragen«, bemerkte Jez traurig. »Du wirst noch mal nachrechnen müssen, Jenna, denn wir haben heute viele gute Soldaten verloren.«
»Ist jemand darunter, den wir kennen?«, fragte Calvyn ernst.
Jez nickte mit matter, kummervoller Miene.
»Sergeant Brett, aber davon wisst ihr vielleicht schon … Korporal Gan ist
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