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Das Vermächtnis der Feuerelfen

Das Vermächtnis der Feuerelfen

Titel: Das Vermächtnis der Feuerelfen
Autoren: PeP eBooks
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Körper.
    Sie blickte nicht zur Seite und nicht zurück, hörte nicht auf die gellenden Schreie der Unglücklichen, die weiter oben im Gedränge den Halt verloren oder gestoßen wurden und in die Tiefe stürzten, und achtete nicht auf das unheilvoll anschwellende Rumoren, dass seit einiger Zeit ohne Pause aus dem Berginneren aufstieg. Den Blick fest auf den schmalen Pfad geheftet, tat sie Schritt um Schritt und betete dabei zu allen bekannten und unbekannten Göttern, dass das Gestein halten und es kein neuerliches Beben geben möge.
    Die Glut folgte ihr. Schnell und unaufhaltsam stieg sie im Schlund empor und legte mit jedem Schritt, den Caiwen tat, die doppelte Strecke zurück.
    Ich schaffe es nicht! Die Verzweiflung trieb Caiwen Tränen in die Augen, ließ sie aber auch über sich hinauswachsen. Jenseits von Erschöpfung und Schmerz kämpfte sie sich weiter und erreichte schließlich den breiten Pfad an der Stelle, wo sie nur eine Nacht zuvor von Nimeye in die Höhlen geführt worden war.

    Ein kurzer Blick in den Durchlass genügte, um ihr zu zeigen, dass es die Höhlen und Tunnel dahinter nicht mehr gab. Dort, wo ihr die Trümmer nicht die Sicht versperrten, kündete ein unheilvolles Glühen aus den Tiefen von Tod und Zerstörung, während der beißende Rauch, der ihr entgegenwaberte, den Geruch von verbranntem Fleisch mit sich trug.
    Schaudernd wandte Caiwen sich ab und eilte weiter. Sie war die Letzte auf dem langen Weg nach draußen. Vor ihr befanden sich nur noch wenige Elfen. Verletzte, die sich mühsam dem Ausgang entgegenschleppten.
    Weiter, ich muss weiter ...
    Es gab keinen Muskel in ihrem Körper, der nicht schmerzte, aber der Anblick des nahen Ausgangs ließ sie noch einmal alle Kräfte zusammennehmen. Sie wollte nicht sterben. Nicht hier, nicht jetzt und vor allem nicht, ohne das Zweistromland aus den Klauen der Eisdämonen befreit zu haben.
    »Bemüh dich nicht. Du kommst hier nicht lebend raus.« Wie aus dem Nichts tauchte Nimeye vor ihr auf und versperrte ihr den Weg.
    Caiwen fuhr erschrocken zusammen. »Du?«, keuchte sie. »Aber du bist...«
    »... tot?« Nimeye lachte spöttisch. Haut und Haare der Hohepriesterin waren versengt, ihre Kleider nicht mehr als verkohlte Fetzen. Sie sah furchtbar aus, aber sie lebte. »Es gehört schon ein wenig mehr dazu, mich zu vernichten, als dieses kleine Feuerchen«, erklärte sie mit schneidender Stimme. »Du kannst es nicht wissen, aber in den Flammen befindet sich ein Tor, das ich schon oft durchschritten habe.« Sie hob die Hand und fuhr sich damit durch das verbrannte Haar. »Ich gebe zu, es ist der Schönheit etwas abträglich, aber das lässt sich mit ein wenig Magie schnell wieder richten. Dieses kleine Opfer hat sich bisher immer gelohnt.« Sie grinste böse, holte die linke Hand hinter dem Rücken hervor und hielt Caiwen den Blutkelch entgegen, der bis auf ein
paar Rußflecken keine Beschädigung aufwies. »Du hast versagt, Liebes«, sagte sie in einem Ton, der ihr Lächeln Lügen strafte. »Der Kelch ist mein und es dürstet ihn nach meinem Blut.« Sie deutete mit dem Finger auf Caiwen, die sich plötzlich nicht mehr rühren konnte. Es war, als würde sie von einer riesigen Hand gepackt, die sie erbarmungslos festhielt. Sie wollte den Mund öffnen und etwas sagen, aber selbst das gelang ihr nicht.
    Ein Lähmungszauber. Caiwen spürte, dass sie den Gegenzauber kannte. Die Worte, die ihn lösen konnten, waren irgendwo in den Erinnerungen ihrer Mutter verborgen. Verzweifelt suchte sie danach, war aber so erschöpft, dass sie kaum einen klaren Gedanken fassen konnte.
    Zur Untätigkeit verdammt, musste sie mit ansehen, wie Nimeye den Kelch abstellte, ein Messer von ihrem Gürtel löste und es langsam über ihre geöffnete Handfläche führte.
    Achtlos ließ sie das Messer fallen, nahm den Kelch wieder zur Hand und ballte die Linke zur Faust, bis das Blut daraus hervorrann. »Schau hin!«, forderte sie Caiwen auf. »Und werde Zeuge deines Scheiterns.« Ihr Blick ruhte auf ihr, während sie feierlich die Worte zu rezitieren begann, die den Pakt mit ihren Verbündeten erneuern würden.
    Caiwen stockte der Atem. Das durfte nicht sein, dass konnte nicht sein. Nicht nach allem, was sie durchgemacht und auf sich genommen hatte.
    »Bei allem, was uns bindet, für jetzt, für die Zukunft und immerdar, gebe ich mein Blut in diesen Kelch, um...« Nimeyes Stimme hallte durch den Schlund, so hell und klar, dass sie sogar das Rumoren des Berges zu übertönen
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