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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition)
Autoren: Brigitte Endres
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Hundemädchen.
    »Hi!« Josie lächelte unsicher.
    Das Mädchen warf ihr einen misstrauischen Blick zu und blieb zögernd stehen. Draußen auf dem harten Terrazzo klapperten Absätze. Das Mädchen trat eilig ein und schloss die Tür hinter sich.
    »Hi.« Es nestelte verlegen an einer Umhängetasche aus abgewetztem grünem Samt.
    Josie musterte die Fremde. Sie war etwas größer als sie, aber wahrscheinlich nicht viel älter. Dicke Kajalstriche umrahmten ihre jadegrünen Augen. Das Top aus schwarzer Baumwollspitze, der lange bordürengesäumte, ebenfalls schwarze Rock, ihre ganze Aufmachung hatte etwas von Gothic, einem Stil, mit dem Josie nur wenig anfangen konnte. Für Sekunden starrten sie einander unverhohlen an.
    Aus unerfindlichen Gründen kam es Josie für einen Moment vor, als kenne sie das Mädchen von irgendwoher. Aber außer der flüchtigen Begegnung neulich im Park konnten sie sich unmöglich schon begegnet sein. An wen erinnerte sie dieses Gesicht? Oder waren es nur ihre grünen Augen, die so sehr ihren eigenen glichen? Warum zum Teufel hatte sie nur das Gefühl, dass irgendetwas an dem Mädchen nicht stimmte. War es vielleicht die Schminke …?
    Unvermittelt wurde die Tür aufgerissen.
    »Du schon wieder!« Nancy funkelte das Mädchen wütend an. »Du hast hier nichts zu suchen! Das Businesscenter ist ausschließlich für Hotelgäste da.«
    Ups!, dachte Josie, so sieht es also hinter der freundlichen Fassade aus.
    Das Mädchen ließ die Vorhaltungen mit einem herausfordernden Blick an sich abperlen, was die Hotelangestellte sichtlich zur Weißglut brachte. Sie holte Luft. »Wenn ich dich wieder hier erwische, hol ich die Cops.«
    »Entschuldigen Sie«, hörte sich Josie sagen, während sie mit einer befangenen Kopfbewegung auf das fremde Mädchen wies. »Sie ist eine Freundin von mir. Sie ist nur meinetwegen hier.«
    Die Rezeptionsfrau verzog den Mund, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. Einen zeitlosen Augenblick lang herrschte eiskaltes Schweigen, dann schnaubte sie etwas wie: »Raffiniertes Luder!«, wobei sie offenließ, welches der Mädchen sie meinte, und rauschte aus dem Zimmer.
    Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, hielt das dunkelhaarige Mädchen sich die Nase zu. »Gosh! Die verpestet vielleicht die Luft!«
    Josie blickte sie verblüfft an. Definitiv – der unangenehm modrige Geruch schlechter Laune hing im Raum.
    »Danke! Das war nett von dir.« Das Mädchen feixte. »Die Nummer eben hat den Tritt von neulich wieder wettgemacht.«
    Es setzte sich neben Josie, raffte den Rock hoch und streckte das rechte Bein aus. Ein großer, blau schimmernder Fleck prangte auf seinem Schienbein.
    Josie wurde rot.
    Das Mädchen winkte ab. »Halb so wild! Tut längst nicht mehr weh.« Es zog den Rock wieder nach unten und grinste über Josies entsetztes Gesicht. »Ich bin übrigens Amy.«
    »Ich heiße Josie.«
    »Woher kommst du? Ich meine – dein Akzent.« Amy sah sie neugierig an.
    »Deutschland«, sagte Josie. »Ich besuche hier meinen Dad.«
    »Europa.« Amy nickte bewundernd. »Du sprichst gut Englisch.«
    Josie lächelte verlegen. Aber sie freute sich über das Kompliment. Außerdem stimmte es, bisher hatte sie hier noch kaum Schwierigkeiten mit der Verständigung gehabt. Sicher auch ein Verdienst Momas, die neben Germanistik auch Anglistik studiert hatte, weshalb sie ihrer Enkelin schon früh aus englischen Bilderbüchern vorgelesen hatte.
    »Waren das eigentlich deine Hunde neulich?«
    Amy schüttelte den Kopf. »Gott bewahre! Das ist ein Job. Die Leute bezahlen mich dafür, dass ich mit ihren Hunden ausgehe. Die meisten arbeiten den ganzen Tag und die armen Viecher sind bis zum Abend allein.« Sie stand wieder auf. »Okay, ich mach jetzt vielleicht besser den Abgang.«
    Josies Mundwinkel zuckten. Auch Amy schien zu zögern. Für einen Moment schwiegen sie.
    »Ich muss noch zwei Hunde ausführen«, sagte Amy schließlich. »Hast du Lust mitzukommen?«
    »Warum nicht?« Josie lächelte dankbar. Sie hatte heute ohnehin nichts vor und dieses schwarzhaarige Mädchen besaß etwas, das sie merkwürdig anzog.
    Nancy blickte ihnen finster nach, als sie das Hotel verließen.
    »Habt ihr keinen PC daheim?«, erkundigte sich Josie, während sie die Straße überquerten. »Ich meine – wegen der Sache mit dem Businesscenter.«
    »Internet funktioniert momentan nicht«, antwortete Amy knapp und lenkte Josies Aufmerksamkeit mit einem Kopfnicken auf eine röhrende Harley Davidson, die von einem über
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