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Das verlorene Ich

Das verlorene Ich

Titel: Das verlorene Ich
Autoren: Vampira VA
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besondere Durst, zu dem Hec-tor Landers wie ohne bewußtes Zutun der Begriff mörderisch einfiel Schließlich machte er sich auf zu tun, weswegen er nach Paris gekommen war.
    Vom Kopf bis Fuß in Armani gekleidet - selbst der Zopfhalter, der sein dunkles Haar im Nacken zusammenfaßte, war vom italienischen Meister designed -, verließ Landers das Hotel und nannte einem Taxifahrer die Adresse, die ihm die Spur nach Paris gewiesen hatte.
    Ein Name hatte noch dabeigestanden: Jerome Vautier.
    Hector Landers hoffte, von ihm ein paar Antworten zu erhalten.
    Vielleicht war er ja ein alter Freund .
    * Einen Moment lang war Hector Landers versucht, dem Taxifahrer einen Wink zu geben, damit er weiterfuhr. Doch er tat es nicht, und so stoppte der Wagen.
    Vor einem Haus, das Landers an ein Mausoleum erinnerte. In einer Straße, die der Tod unsichtbar erobert zu haben schien.
    Dabei waren die Bürgersteige links und rechts der gepflasterten Fahrbahn keineswegs menschenleer. Aber die wenigen Männer und Frauen, die Hector Landers dort sah, schienen allesamt älteren Jahrgangs - doch auf schwer zu erklärende Weise schienen sie es eben nur zu sein. Sie wirkten nicht wirklich alt, sondern eher verbraucht. Müde und blaß tappten sie dahin, und einzelne von ihnen schienen selbst dazu kaum noch genügend Kraft zu haben.
    Das Haus, dessen Adresse Landers dem Fahrer genannt hatte, unterschied sich durch seine Größe und den weitläufigen Garten von den anderen entlang der Straße. Ansonsten wirkte es ähnlich trist wie sie. Seit Jahren schien keiner der Eigentümer und Anwohner mehr sonderlichen Wert auf ein gepflegtes Aussehen der Gebäude zu legen. Die Fassaden waren grau vom Schmutz, und nur vereinzelt zeigten sich noch farbige Flecke im Putz wie Pinseltupfer eines Malers.
    Der Taxifahrer, ein bislang schweigsamer Bursche, fragte: »Sind Sie sicher, daß Sie hier aussteigen wollen?« Dabei wandte er sich nach Landers um und warf einen bezeichnenden Blick auf dessen Kleidung. Daß er seinen Fahrgast im Spiegel nicht zu erkennen vermochte, schien ihn nicht zu irritieren. Nicht mehr jedenfalls, seit Landers eine dahingehende Bemerkung gemacht hatte, daß er sich darüber nicht wundern sollte.
    Auch diese besondere Überzeugungskraft, die Hector Landers nicht zum ersten Mal erprobte, war ein Punkt auf jener imaginären Liste, deren Länge ihn immer mehr den Normalsterblichen entrückte. Kein beruhigendes Gefühl, ganz und gar nicht.
    »Ja, sicher«, erwiderte er endlich und sich sichtlich von dem Anblick des alten Hauses losreißend. Er wußte nicht, was er erwartet hatte unter der Adresse vorzufinden. Aber dieses Gebäude schien ihm nicht einmal bewohnt, der einstmals sicher recht prachtvolle Garten machte einen verwahrlosten Eindruck ... Wie sollte er hier Antworten auf die Fragen nach seiner Vergangenheit finden? Wer sollte sie ihm geben?
    Landers beglich den Fahrpreis und stieg aus. Das Taxi war längst um die nächste Ecke verschwunden, als er noch immer vor dem schmiedeeisernen und fast doppelt mannshohen Gittertor stand. Dahinter führte in leichtem Schwung ein unkrautüberwucherter Kiesweg zum Haus hinauf.
    Eine ganze Weile beobachtete Hector Landers das doppelstöckige Gebäude mit den zahlreichen Giebeln und bröckeligen Verzierungen. Nichts regte sich dort. Erst als er sich abwandte, um die Straße hinabzusehen, weil er einen der Passanten nach diesem Haus befragen wollte, bewegte sich hinter einem der staubblinden Fenster etwas.
    Oder war es nur eine Täuschung gewesen, hervorgerufen durch die eigene Bewegung?
    Eine weitere halbe Minute ließ er verstreichen, in der sich nichts rührte.
    Dann suchte er an den Mauersäulen links und rechts des Tores nach einem Namensschild und einer Klingel, fand aber weder das eine noch das andere. Schließlich drückte er gegen das Tor - und ein Flügel schwang, knarrend und quietschend, nach innen.
    Betont langsam schritt Hector Landers die sanft ansteigende Zufahrt hinauf. Dabei sah er sich immer wieder nach allen Seiten um, ob er nicht irgend jemanden entdeckte - oder irgend etwas, das an seiner verlorenen Erinnerung rührte.
    Nichts.
    Er fühlte sich an diesem Ort so fremd wie an jedem anderen, den er seit seinem Erwachen aufgesucht hatte. Kein noch so geringes Detail kam ihm auch nur vage vertraut vor. Hätte er nicht gewußt, daß es anders war, so würde er behauptet haben, nie zuvor hier gewesen zu sein.
    Drei Schritte vor der ersten Stufe der Treppe, die zum Eingangsportal
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