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Das Urzeit-Monstrum

Das Urzeit-Monstrum

Titel: Das Urzeit-Monstrum
Autoren: Jason Dark
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gemalt, aber nicht so, anders!
    Beckmann war völlig durcheinander. Er merkte, daß er auf das Bild schaute, aber dessen Motiv nicht mehr klar wahrnahm. Alles war anders geworden. Da verschwammen die Farben in einem düsteren Chaos. Es gab keine Helligkeit und keine Freude mehr, nur noch ein düsteres Meer.
    Boris wischte über seine Augen. Er wollte an die letzte Nacht und auch an das damit verbundene morgendliche Erwachen nicht denken, aber er bekam die Erinnerung einfach nicht aus dem Kopf. Plötzlich konnte er sich vorstellen, daß die letzte Nacht und die Veränderung des Bildes in einem unmittelbaren Zusammenhang standen, doch er wußte nicht, wer da die Brücke gebaut hatte. Beckmann starrte sein Werk nur an. Er war damit noch längst nicht fertig geworden, doch jetzt sah es vollendet, wenn auch verfremdet aus, denn gewisse Details hatte er nicht gemalt, da war er sich absolut sicher. Das war alles nicht normal. Doch was an diesem verdammten Tag war schon normal?
    Weder für sein Erwachen, noch für die seltsamen Bewegungen des Fußbodens fand er eine Erklärung, und für die Veränderung des Bildes auch nicht.
    Es dauerte schon eine Weile, bis er sich innerlich darauf eingestellt hatte, alles an diesem Kunstwerk zu betrachten, denn er wollte keine Einzelheit auslassen. Die Grundtendenz des Bildes war so geblieben.
    Düstere Farben, von einem tiefen Schwarz oder Blau ausgehend. Sie bildeten den Grund, aber sie stiegen höher und verloren dabei von ihrer eigentlichen Intensität. Sie vermischten sich. So wurden Grau- und Blautöne geschaffen, die sich schließlich zu einem Himmel ausbreiteten, der sehr wolkig aussah.
    So der Hintergrund, der durchaus auch ein Meer sein konnte, das in den Himmel stieg. Aber es gab noch einen Vordergrund, und auf ihm war das eigentliche Motiv des Bildes zu sehen.
    Himmel und Meer, die dort ebenfalls in ihrer düsteren Vorahnung eine Einheit bildeten, hatten sich geöffnet und etwas Schreckliches entlassen.
    Aus den Fluten stieg ein unheimlich anzusehendes und nicht zu beschreibendes Monstrum, für dessen Aussehen es in der Natur wohl keinen Begriff gab.
    Es war nicht Schlange und nicht Fisch, obwohl es von beidem etwas an sich hatte. Es war zunächst ein schleimiger und leicht kugeliger Körper, der in der Höhe zu einem riesigen Etwas anwuchs, das den Begriff Monster durchaus verdiente.
    In den früheren Jahrhunderten hatten Seeleute stets Angst vor Riesenkraken und Monsterschlangen gehabt. Oft genug hatten sie davon berichtet und den anderen Menschen Angst eingejagt. Es waren immer wieder diese Monstren gezeichnet worden, und dieses hier übertraf an Schrecklichkeit alles, was Beckmann bisher auf alten Bildern gesehen hatte. Wahrscheinlich auch wegen der düsteren Farben, in denen sich als einzig heller Streifen ein kaltes Grün mischte.
    Es war eine Krake. Ein riesiges Geschöpf mit mächtigen Fangarmen, auch Tentakel genannt. Sie hingen wie pralle und zugleich schleimige Schläuche vom Körper dieses Monstrums herab, berührten den Boden und drehten sich dort nach außen.
    Der Körper des Kraken selbst glich ebenfalls einer mächtigen Schleimmasse mit einer Rundung am Ende. Die Krake war perfekt gemalt worden, kompakt und trotzdem durchsichtig, was an den etwas helleren Farben lag, denn in diesen Körper hinein mischten sich grünliche und auch gelbe Streifen, die als Schleim von oben nach unten rannen. Trotz der Starre schienen die Schleimfäden zu zittern.
    In Wirklichkeit zitterten nicht sie. Es war Boris Beckmann, der sich schüttelte und der trotz seiner Furcht noch einen Schritt näher an das Bild herantrat.
    Es war ihm auch egal, wer es geschaffen hatte. Vielleicht ich selbst, dachte er, aber wenn das tatsächlich so gelaufen war, dann konnte er sich daran nicht mehr erinnern. Das mußte dann in der Nacht geschehen sein, wo er geträumt und möglicherweise schlafgewandelt hatte, um sein Werk fortzuführen.
    Er mußte zugeben, daß es sein Stil war, auch wenn er sich an Einzelheiten nicht erinnern konnte.
    Verrückt war das! Verrückt und gefährlich. Sonst hätte er nicht diese Furcht verspürt.
    Boris Beckmann schaffte es, die Entstehung des Bildes aus seinem Gedächtnis zu verbannen. Er konzentrierte sich auf gewisse Einzelheiten, und ein Detail stach ihm besonders ins Auge.
    Es war das AUGE!
    Das Auge des Kraken!
    Diese starre, ihm aber dennoch zuckend vorkommende Öffnung in der oberen Hälfte des mächtigen Schleimkörpers. Ein Auge, das ebenfalls mit Schleim
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