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Das Urteil

Titel: Das Urteil
Autoren: John Grisham
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schon gehört?« fragte er. Sie gingen hinaus in die feuchtwarme Luft.
    »Ja, auf CNN ist von nichts anderem die Rede«, sagte sie. »War das das Beste, was du zustande bringen konntest?« fragte sie lachend, und sie küßten sich abermals.
    Sie fuhren in die Stadt, durch die leeren, gewundenen Straßen, um die modernen, in Hafennähe konzentrierten Bankgebäude herum. »Das ist unsere«, sagte sie und deutete auf das Gebäude der Royal Swiss Trust.
    »Hübsch.«
    Später saßen sie auf dem Sand am Rande des Wassers und planschten im Schaum der sanften Wellen, die ihnen über die Füße spülten. Am Horizont bewegten sich ein paar Boote mit schwachen Lichtern. Die Hotels und Apartmenthäuser standen stumm hinter ihnen. Im Augenblick gehörte der Strand ihnen allein.
    Und was für ein Augenblick das war! Ihr vierjähriges Bemühen war vorüber. Ihre Pläne hatten endlich funktioniert, und zwar auf geradezu ideale Weise. Sie hatten so lange von dieser Nacht geträumt, waren unzählige Male überzeugt gewesen, daß sie nie kommen würde.
    Die Stunden drifteten dahin.
    Sie hielten es für das beste, wenn Marcus Nicholas nie zu Gesicht bekam. Sie mußten damit rechnen, daß die Behörden später Fragen stellten, und je weniger Marcus wußte, desto besser. Marlee meldete sich um Punkt neun Uhr bei der Empfangsdame der Royal Swiss Trust und wurde nach oben begleitet, wo Marcus mit vielen Fragen wartete, die er nicht stellen konnte. Er bestellte Kaffee, dann schloß er seine Tür.
    »Der Leerverkauf von Pynex scheint ein gutes Geschäft gewesen zu sein«, sagte er, über sein eigenes Understatement lächelnd.
    »Es sieht so aus«, sagte sie. »Wann öffnet sie?«
    »Gute Frage. Ich habe mit New York telefoniert, und die Lage ist ziemlich chaotisch. Das Urteil hat alle verblüfft. Nur Sie nicht, vermute ich.« Er hätte nur allzugern Fragen gestellt, aber er wußte, daß er keine Antworten erhalten würde. »Es kann sein, daß sie überhaupt nicht eröffnet wird. Sie könnten den Handel für ein oder zwei Tage einstellen.«
    Sie schien das zu verstehen. Der Kaffee kam. Sie tranken ihn, während sie die gestrigen Schlußkurse erörterten. Um halb zehn setzte Marcus seinen Kopfhörer auf und konzentrierte sich auf die beiden Monitore auf seinem Nebenschreibtisch. »Der Markt ist offen«, sagte er und wartete dann.
    Marlee hörte gespannt zu und versuchte gleichzeitig, einen gelassenen Eindruck zu machen. Sie und Nicholas wollten ein rasches Geschäft, hinein und hinaus, und dann mit dem Geld an irgendeinen weit entfernten Ort verschwinden, an dem sie noch nie zuvor gewesen waren. Sie mußte 160000 Aktien von Pynex abdecken, und zwar möglichst schnell.
    »Sie sind ausgesetzt«, sagte Marcus zu seinem Computer, und sie zuckte leicht zusammen. Er drückte Tasten und begann ein Gespräch mit irgend jemandem in New York. Er murmelte Zahlen und Punkte, dann sagte er zu ihr: »Sie bieten sie für fünfzig an, und es gibt keine Käufer. Ja oder nein?«
    »Nein.«
    Zwei Minuten vergingen. Seine Augen waren unverwandt auf den Monitor gerichtet. »Sie stehen mit fünfundvierzig auf der Tafel. Ja oder nein?«
    »Nein. Was ist mit den anderen?«
    Seine Finger tanzten über die Tastatur. »Wow. Trellco ist um dreizehn auf dreiundvierzig gefallen. Smith Greer minus elf auf dreiundfünfzig ein Viertel. ConPack minus acht auf fünfundzwanzig. Es ist ein Blutbad. Die ganze Industrie steht unter Beschuß.«
    »Überprüfen sie Pynex.«
    »Immer noch fallend. Zweiundvierzig, mit ein paar kleinen Käufern.«
    »Kaufen Sie zwanzigtausend Aktien zu zweiundvierzig«, sagte sie, ihre Notizen konsultierend.
    Ein paar Sekunden vergingen, dann sagte er: »Bestätigt. Auf dreiundvierzig gestiegen. Es hat Aufsehen erregt da oben. Ich würde es beim nächstenmal unter zwanzigtausend halten.«
    Abzüglich Provision hatte die Partnerschaft Marlee/Nicho las gerade $ 740.000 eingebracht.
    »Zurück auf zweiundvierzig«, sagte er.
    »Kaufen Sie zwanzigtausend für einundvierzig«, sagte sie.
    Eine Minute später sagte er: »Bestätigt.«
    Weitere $ 760.000 Profit.
    »Stetig bei einundvierzig, jetzt einen halben höher«, sagte er wie ein Roboter. »Man hat Ihren Kauf gesehen.«
    »Kauft sonst noch jemand?« fragte sie.
    »Noch nicht.«
    »Wann werden sie anfangen?«
    »Schwer zu sagen. Aber bald, denke ich. Dieser Konzern hat zuviel Geld, um unterzugehen. Der Buchwert pro Anteil liegt um die siebzig. Schon bei fünfzig ist es ein gutes Geschäft. Ich werde all
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