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Das unsterbliche Universum

Das unsterbliche Universum

Titel: Das unsterbliche Universum
Autoren: Clark Darlton und Jesko von Puttkamer
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Kapitel.
     
    Er erwachte und schlug die Augen auf. In den ersten Sekunden des Bewußtseins erinnerte er sich an nichts.
    Dann sah er die Ausmaße und die Einrichtung des Schlafgemaches und erkannte, daß er nicht geträumt hatte. Dies war alles nackte Wirklichkeit. Die unglaublichen Vorgänge, die vor seinen geistigen Augen neu entstanden, waren keine Traumbilder, sondern handgreifliche Tatsachen.
    Er befand sich in einem Schlafgemach des Regierungsgebäudes von Gor-Rareth. Das strahlende Licht des neuen Tages fiel durch die transparente Wand herein, durch die sein Blick weit über die kosmische Metropole hinwegstreifte. Der neue Tag … der Tag seines Todes.
    Sekundenlang fühlte sich Nichelson am ganzen Körper gelähmt, als ihm diese Erkenntnis kam. Dann wurde er sich bewußt, daß in seinem Hirn Umwälzungen von titanenhaften Ausmaßen vonstatten gegangen waren – und der düstere Gedanke an sein bevorstehendes Schicksal trat momentan in den Hintergrund.
    Er erkannte, daß er in der Welt des Kosmischen Reiches nicht länger ein Außenstehender war. Das Wissen, das ihn erfüllte und unmittelbar in den Grundfesten seines Ichs verankert lag, versetzte ihn in die Lage, die letzten Geheimnisse dieser unermeßlich komplexen Welt zu lüften. Er fühlte, daß er – der bisher nur am Rand gestanden hatte – in das unmittelbare Zentrum der kosmischen Welt gerückt war.
    Und doch wußte er, daß er noch immer Norris Nichelson war, ein Mensch mit völlig neuem Wissen zwar, aber nichtsdestoweniger noch immer das gleiche Individuum.
    Nichelson schloß sekundenlang die Augen, atmete langsam und tief ein und zwang sich zur Ruhe. Heute war es soweit. Nun würde es nicht mehr lange dauern, bis sich das Geheimnis lüftete. So lange mußte er noch durchhalten.
    Er schwang sich aus dem „Bett“, das ihn mit einem engverstrickten System von Kraftfeldern weicher als Daunen in der Schwebe gehalten hatte.
    Nach einem ausgiebigen Frühstück traf eine Botschaft von Jon Charus ein, die ihn ins Privatbüro des Unsterblichen rief. Nichelson straffte die Schultern, zerdrückte seine Zigarette – die letzte seines Lebens, wie es ihm schien – und holte tief Luft. Dann folgte er der Aufforderung.
    Als er den riesenhaften Saal betrat, hatte er sich völlig in der Gewalt. Er sah den kommenden Dingen mit nüchterner, wiewohl erzwungener Ruhe entgegen.
    „Guten Morgen, Norris“, begrüßte ihn der Herr des Universums. „Gut geschlafen? Komm, nimm Platz!“
    Nichelson starrte Charus einen langen Moment erstaunt an. Der Unsterbliche hatte in der offiziellen Regierungssprache des Kosmischen Reiches zu ihm gesprochen, und er hatte ihn mühelos verstanden! Die Verblüffung währte nur kurze Zeit – jedenfalls so lange, bis sich der ehemalige Co-Pilot bewußt wurde, daß er neben seiner englischen Muttersprache nicht nur die Sprache von Gor-Rareth, sondern auch wenigstens ein halbes Dutzend anderer stellarer Sprachen beherrschte. Wenn ihn sein neues Wissen auch in die Lage versetzte, die immensen Fähigkeiten der Unterrichtsmaschine als Selbstverständlichkeit zu betrachten, so wirkte eine derartig handgreifliche Demonstration der Resultate nichtsdestoweniger frappierend.
    „Bis gestern abend gab es im ganzen Kosmos nur einen einzigen Menschen, der über universelles Wissen verfügt. Jetzt gibt es deren zwei. Der zweite bist du“, sagte Jon Charus ernst. Jegliche Spur eines nachsichtigen Lächelns war von seinen ehernen Zügen verschwunden. Nichelson erkannte, daß Charus in diesem Augenblick in ihm einen Gleichgestellten sah. Er paßte sich der neuen Entwicklung mit übermenschlicher Geschmeidigkeit an.
    Charus ließ sich in seinem Sessel nieder. „Es wird Zeit, daß wir beide uns aussprechen, Norris“, fuhr er fort. „Es dauert nur noch eine Stunde, bis …“ Er zögerte.
    „Bis ich aufgebahrt werde?“ fragte Nichelson ruhig, in der klaren Erkenntnis, daß die Stunde der Entscheidung gekommen war. Verwundert sah er, daß ein flüchtiges Lächeln über das Gesicht seines Gegenübers huschte.
    „So kann man es auch nennen“, nickte Charus. „Natürlich weiß ich, daß du unseren Ausflug in die Zukunft dazu benützt hast, dich beim Kosmohirn nach dem Zeitpunkt deines Todes zu erkundigen. Deswegen habe ich dich ja auch allein gelassen. Ich weiß dies schon seit rund sechzigtausend Jahren, nebenbei. Daß das Kosmohirn dir nicht die volle Wahrheit gesagt hat, ist selbstverständlich darauf zurückzuführen, daß ich ihm entsprechende
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