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Das Unmoralische Angebot des Prinzen

Das Unmoralische Angebot des Prinzen

Titel: Das Unmoralische Angebot des Prinzen
Autoren: OLIVIA GATES
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erwiderte er und nahm ihre Hand. „Ich habe ganz ähnliche Erfahrungen gemacht wie du. Meine Mutter ist vor fünf Jahren gestorben, aber ich war erst elf, als ich begriff, dass sie sich immer mehr von mir entfernte. Damals habe ich mich immer mehr zurückgezogen, weil ich spürte, dass keiner für mich da war. Ich wurde zum Einzelgänger, der glaubte, niemanden zu brauchen und alles allein zu schaffen. Dabei habe ich gar nicht begriffen, wie viel Gutes mir im Leben widerfahren ist.“
    Unwillkürlich legte Gabrielle ihre andere Hand auf seine. „Hatte deine Mutter auch Depressionen?“
    Er hatte noch nie mit jemandem darüber gesprochen, nicht einmal mit seinen Geschwistern. Doch nun drängte es ihn, ihr davon zu erzählen. „Ich glaube, sie war das, was man manischdepressiv nennt.“
    „Seltsam, dass niemand sagen kann, wen es trifft“, bemerkte sie nachdenklich. „Mein Vater besaß alles, wonach ein Mensch sich sehnt, deine Mutter war eine Königin, der die Welt zu Füßen lag. Und doch waren sie psychisch krank.“
    Sie waren sich körperlich ganz nah, aber Durante spürte, dass sich in diesem Moment auch ihre Herzen berührten. Unwillkürlich erkannte er im Blick der schönen Frau, die ihm gegenübersaß, dass sie etwas belastete. „Sag mir, was dich bedrückt, bellissima .“
    Sie zuckte die Achseln. „Eigentlich ist es dumm, aber … hast du dich jemals gefragt, ob du diese Veranlagung geerbt hast?“
    Wie mutig sie war. Etwas auszusprechen, das er sich selbst nie wirklich eingestanden hatte: Furcht vor der Krankheit. „Und du?“, wich er aus.
    „Erst nachdem meine Mutter gestorben war. Ich war unfähig, ein normales Sozialleben aufzubauen, weil ich Angst hatte, mich auf Menschen einzulassen. Ich dachte, wenn ich es tue, dann würde ich merken, dass ich krank bin.“
    „Und, bist du es?“
    „Keine Ahnung. Was die Sache noch komplizierter macht, ist, dass ich überhaupt nicht das Bedürfnis nach Nähe hatte. Nicht bis …“
    Als sie abbrach, konnte er seinem Bedürfnis nicht widerstehen, zärtlich ihre Wange zu streicheln. „… bis heute Abend.“
    Sie schmiegte ihre Wange in seine Hand, genoss seine Berührung und zeigte ihm, dass sie sich nach mehr sehnte.
    „Hast du dich je gefragt, ob es nicht vielleicht doch einen Grund für die Depressionen deines Vaters gab?“, wollte er wissen.
    „Wer weiß schon etwas über die körperlichen und seelischen Voraussetzungen, die es dafür braucht“, entgegnete sie. „Eine Depression steht in ihrer Intensität meist in keinem Verhältnis zu jenem äußeren Vorgang, der sie auslöst. Ich habe keine Ahnung, was dazu geführt hat, dass mein Vater immer tiefer in dieses schwarze Loch abgerutscht ist.“
    „Ich dagegen weiß sehr gut, weshalb meine Mutter krank wurde. Mein Vater war schuld.“
    Spontan strich sie ihm über die Wange, Trost spendend, liebevoll. „Es tut mir so leid. Wie entsetzlich, wenn man glauben muss, dass ein Elternteil verantwortlich für das Leid des anderen ist. Das Einzige, was mich aufrecht hält, ist die Gewissheit, dass niemand verantwortlich war für das, was meinem Vater geschehen ist.“
    Er stand auf, beugte sich über den Tisch und sah ihr tief in die Augen, ehe er sie kurz und unendlich zärtlich auf den Mund küsste. „ Grazie, bellissima .“
    Als sie seine Lippen spürte, seufzte sie glücklich, und Durante war kurz davor, sie noch einmal zu küssen. Doch dann zog er sich zurück, ehe das Verlangen ihn überwältigen konnte, und setzte sich wieder. Einen Moment lang schaute er sie an, genoss ihren Anblick.
    Sie war unglaublich schön. Auf ganz außergewöhnliche Art und Weise, und er reagierte auf diese Schönheit ganz archaisch, fast triebhaft, während er gleichzeitig das Bedürfnis verspürte, diese Frau zu beschützen und zu verwöhnen.
    Als sie seinen Blick nachdenklich auf sich ruhen fühlte, fragte sie plötzlich: „Du kannst singen, oder?“
    Überrascht stellte er fest, dass sie offenbar den sechsten Sinn besaß, doch er antwortete ausweichend: „Kann nicht jeder irgendwie singen?“
    „Hm, eher nicht. Meine Gesangslehrerin jedenfalls behauptete immer, dass ich ihr Albtraum bin. Sie meinte, wenn jeder so wenig Talent hätte wie ich, dann wäre sie bald arbeitslos.“
    Durante runzelte die Stirn. „Mein Lehrer hat mich zurechtgewiesen, wenn ich nicht geübt hatte, aber er hätte nie meine Eignung infrage gestellt oder kritisiert, wenn meine Stimme nicht ausgereicht hätte. Wie kann jemand so ungeschickt
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