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Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)

Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)

Titel: Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)
Autoren: Stefan Seitz
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qualmten nicht und wurden nicht einmal heiß. Perfekt geeignet für eine spannende Bettlektüre. Miss Plim musste sie seinerzeit glatt übersehen haben. Vielleicht hatte sie aber auch ihre geliebte Handtasche schon so vollgestopft, dass dafür kein Platz mehr gewesen war. So wie er die verrückte Hexe kannte, war das wahrscheinlich die plausiblere Erklärung.
    Gespannt strich er mit dem Finger über die Kugel und hielt sie an seine Lippen. Dabei begann er leise zu zischen. Diesen Trick hatte er Miss Plim abgeguckt.
    »Zssssssss«, kam es zwischen seinen Zähnen hindurch. Doch die Zaubernuss gab keinen Funken von sich. Primus versuchte es erneut, jetzt aber um einiges lauter.
    » ZSSSSSSSS «, zischte er scharf.
    Und siehe da, Primus hatte Erfolg. Wenige Sekunden später begann die Kugel zu glühen. Stolz drehte er sie in der Hand. Zunächst ging nur ein blässlicher Schimmer von ihr aus, doch schon bald erstrahlte die Zaubernuss in leuchtend hellem Weiß.
    Na, das ist doch wunderbar, dachte er. Für Leselicht hatte er zumindest schon einmal gesorgt. Er warf die Kugel vor sich her in die Luft und kletterte durch das Loch in der Wand aus dem Zimmer.
    Sein Schatten war Primus dicht auf den Fersen, während er gelassen die Wendeltreppe nach oben stieg. Zwar reichte der Schein der Zaubernuss nur wenige Schritte, aber dafür war dieser Umkreis hellauf erleuchtet. Primus war sichtlich erfreut. Tapsend schlich er die feuchten Stufen hinauf und strahlte mit der Kugel über die Mauern. Nach einigen Umdrehungen erreichte er das Obergeschoss, wo er auf dem Treppenabsatz stehen blieb. Ein wenig unentschlossen blickte er den Gang entlang. Sollte er jetzt wirklich schon zu Bett gehen und lesen? Ehrlich gesagt war es dafür noch viel zu früh. Er betrachtete die Wendeltreppe, die weiter zum Turmzimmer führte. Da kam ihm plötzlich eine Idee.
    Vielleicht sollte er kurz einmal nach oben gehen und mit dem Fernrohr die Sümpfe absuchen, wie wäre das? Genau! Im Turmzimmer gab es außerdem noch Karten und jede Menge tolle Aufzeichnungen. Möglicherweise fand er ja dort etwas heraus. Kurz entschlossen machte sich Primus auf den Weg und stieg die Treppe hinauf.
    Oben angekommen lugte er heimlich, still und leise aus der Bodenöffnung. Im Mondlicht konnte er deutlich das Fernrohr erkennen, das hinten im Raum vor einem der Turmfenster stand. Wunderbar, dachte er. Es befand sich genau da, wo er es brauchte. Vorsichtig bedeckte er jetzt die Zaubernuss. Er hielt die Hand davor und schwächte auf diese Weise ihr Licht. Dann spähte er mürrisch zur gegenüberliegenden Mauer des Zimmers. An dieser prangte ein mächtiger Spiegel inmitten eines kunstvollen Holzrahmens. Das aufwendig geschnitzte Ebenholz glich einem schwarzen Mantel, der die Scheibe umhüllte und der seitlich von zwei knochigen Händen aufgehalten wurde. In wilden Falten schwang sich das Holz um das Glas, über dem mittig ein gehörnter Kopf thronte.
    Primus beäugte das hölzerne Gesicht, dessen hohle Wangen im Mondlicht schimmerten. So wie es aussah, schlief der Spiegel gerade. Regungslos reckte dieser das Kinn, wobei er seine Augen fest geschlossen hatte. Das kam Primus wie gerufen. Er hätte keine Lust gehabt, sich heute Nacht noch mit dem eingebildeten Spiegel herumzuärgern. Am Ende dürfte er sich nur wieder Hohn und kluge Sprüche von ihm anhören. Nein, nein, nein. Mit dem meisten, was der Spiegel so daherredete, konnte Primus ohnehin nicht viel anfangen, da dieser fast ausschließlich in Rätseln sprach. Es wäre wohl das Klügste, er weckte ihn gar nicht erst auf. So betrat er schleichend das Zimmer und trippelte auf Zehenspitzen zum Fernrohr.
    Dort angekommen wandte er sich noch einmal um. Keine Reaktion! Der Spiegel hatte ihn offenbar nicht bemerkt. Sehr gut, freute sich Primus, ein Problem weniger. Er trat an das Fenster, machte es auf und lehnte sich prüfend in die Nacht hinaus. Der Mond schien tatsächlich so hell, dass Primus die ganze Landschaft erkennen konnte. Funkelnd plätscherte das Wasser des Schneckenbachs am Turm vorbei, durchquerte die Nebelfelder und floss dann, in einiger Entfernung, zwischen den Bäumen hindurch in den Wald hinein. Die Westlichen Sümpfe mussten demnach irgendwo fernab hinter dem Waldgürtel liegen.
    Er drehte das Fernrohr in die entsprechende Richtung und trat vor die Linse. Doch bevor es losgehen konnte, musste Primus noch schnell die leuchtende Zaubernuss weglegen. Durch ihr Licht war es vor dem Fernrohr um einiges zu hell. So
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