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Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Titel: Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee
Autoren: Stefan Seitz
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Vogelscheuche.
    »Nein, nein, vielen Dank«, kreischte Chuck. »Ich habe heute schon genug Aufregung gehabt. Wenn die werten Herrschaften nichts dagegen haben, dann würde ich mich sehr gerne wieder in mein Beet zurückziehen. Einen schönen Tag noch.«
    Er drehte sich um und hüpfte über die Wiese zu seinem Salatbeet.
    Primus und Plim begannen zu lachen. Dann schloss Plim ihre Augen und atmete genüsslich die frische Waldluft ein. Jetzt war alles wieder gut. Sie glaubte fest an die Wirkung des geheimnisvollen Tranks und freute sich fortan über ihr Spiegelbild, in dem sogar die dicke Beule nur noch halb so schlimm aussah.
    Nachdem sich Plim wieder gefasst hatte, schlenderten die beiden entspannt durch den Garten. Sie gingen zum Brunnen, wo sie sich, einige Schritte weiter, auf den hohlen Baumstamm setzten. Dort saßen sie dann und sprachen kein Wort. Sie blickten über die Lichtung in den Himmel hinauf und sahen den Wolken zu.
    »Was für ein Sommer«, sagte Plim schließlich.
    »Und der ist noch lange nicht zu Ende«, fügte Primus hinzu. »Wenn du Lust hast, dann können wir beide ja in den nächsten Tagen noch mal zusammen durch den Wald fliegen und vielleicht auch ein bisschen durch die Dörfer jagen. Mal sehen, was die Klettenheimer dazu sagen. Bei meinem Besuch heute Morgen kamen sie mir ein wenig eingerostet vor.«
    Plim zeigte ein schelmisches Grinsen. »Jederzeit«, sagte sie. »Und es wird bestimmt nicht so anstrengend werden wie beim letzten Mal. Jetzt brauche ich ja zum Glück keine Fledermaus mehr.« Sie hob die Augenbrauen. »Ach übrigens, wo wir schon dabei sind. Möchtest du meinen Bauplan der Mondsichel haben? Er gehört doch eigentlich in deine Sammlung. Und außerdem glaube ich, ist er bei dir um einiges besser aufgehoben. Bei mir brennt es nämlich hin und wieder, weißt du.«
    »Na gut«, lachte Primus, »wenn das so ist, dann nehme ich ihn natürlich gerne.« Er lehnte sich zurück und streckte die Beine aus. »Was wohl mit Rabensteins Aufzeichnungen passiert?«, fragte er. »Die von der Akademie werden bestimmt alles einsammeln, wenn sie bemerken, dass er nicht mehr zurückkommt.«
    »Ist doch egal«, meinte Plim, »was soll’s?! Die Mondsichel ist kaputt, die Bruchstücke sind offensichtlich verloren und das einzig Wichtige, was in Rabensteins Arbeitszimmer herumgelegen hat, haben wir schließlich bekommen. Vielleicht enthält dieses Büchlein ja außer den Festungsplänen und diesem Gedicht noch andere Dinge, die dir beim ersten Mal gar nicht aufgefallen sind.«
    »Ja«, gähnte Primus, »ich werde es in den kommenden Nächten mal genauer unter die Lupe nehmen.«
    Plim schwieg.
    Erst nach einer kurzen Pause stieß sie ein Seufzen aus.
    »Was für ein Bild«, sagte sie.
    »Hm? Wovon sprichst du?«
    »Na, das Bild in der Bibliothek«, antwortete sie. »Unten im Keller. Ich habe noch nie eine so schöne Frau gesehen wie die, die dort auf dem Wandbild dargestellt war.«
    »Du sprichst von der Nebelfee«, sagte Primus.
    »Ja, genau.« Sie blickte zu Boden. »Denkst du, man kann diesem Gedicht Glauben schenken? Denkst du, diese Geschichte ist wirklich genauso passiert, wie es geschrieben steht?« Plim sah ihm in die Augen. »Glaubst du, es hat die Nebelfee wirklich gegeben?«
    »Anzunehmen«, sagte Primus. »Ansonsten würde ja alles keinen Sinn ergeben. Die Mondsichel, die Festung und der Untergang eines ganzen Zeitalters. Das alles hängt zweifellos mit dieser Erscheinung zusammen – und möglicherweise auch noch andere Dinge.«
    »Kann sein, dass du Recht hast.« Plim reckte und streckte sich. »Aber was soll das ganze Kopfzerbrechen. Es ist aus und vorbei. Das, was von der Sichel noch übrig war, hat sich entweder in Luft aufgelöst oder liegt irgendwo tief unter dem Wald in der Erde begraben. Es gibt nichts mehr, wonach es sich zu suchen lohnt.«
    Primus wackelte mit dem Kopf. »Da bin ich mir eben nicht so sicher«, sagte er.
    Verwundert schaute Plim ihn an. »Willst du damit vielleicht andeuten, dass irgendwo doch noch weitere Stücke herumliegen?«
    »Gut möglich«, antwortete er. »Aber das ist es nicht, was mich beschäftigt. Da gibt es noch so eine Sache.«
    »Jetzt bin ich aber mal gespannt«, sagte sie.
    »Ich weiß, es klingt wahrscheinlich verrückt«, begann Primus, »… verrückt und gänzlich aus der Luft gegriffen, aber irgendwie muss ich immer an diese Säule denken.«
    Plim blickte sich um. »Wo hast du denn bitte eine Säule gesehen?«
    »Na, du weißt schon«, sagte
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