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Das unheimliche Medium

Das unheimliche Medium

Titel: Das unheimliche Medium
Autoren: Jason Dark
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klang wenig optimistisch. »Es ist so dunkel, so furchtbar dunkel. Siehst du es nicht? Es brennt kein Licht mehr.«
    Er hatte die Wahrheit gesagt. Erst durch seine Worte war die Frau aufmerksam geworden und hatte die Erinnerung an den unheimlichen Vorgang aus ihrem Gedächtnis getrieben.
    Dunkel…
    Nein, das war nicht der richtige Ausdruck. Die Dunkelheit war ihr ja nicht fremd. Sie gehörte zur Nacht, die den Tag ablöste. Aber diese hier war anders, ganz anders, und das hatte auch seinen Grund.
    Nirgendwo brannte Licht.
    Keine Laterne, keine Lampe in den Häusern. Alle Fenster lagen im Dunkeln. Auch die Leuchte über der Tür des Geschäftes hatte ihren Geist aufgegeben. Nichts war mehr zu sehen. Die Häuser und Bäume auf der gegenüberliegenden Seite sahen aus wie Zeichnungen, die nachträglich noch einmal übertüncht worden waren. Ansonsten lag die Dunkelheit über Weldon, und sie war auch nicht normal. Chrissy sah sie als eine scharfe Schwärze an, die so glatt wie eine Mauer war.
    »Das ist… das ist…«, sie rang nach dem richtigen Wort, das ihr nicht einfiel.
    »Unheimlich!« flüsterte Vincent Miller. »Es ist unheimlich.«
    »Ja, du hast recht, Vince.«
    »Mir kommt es vor, als wären wir von einer anderen Macht überfallen worden.« Er deutete in die Höhe. »Da, ganz oben. Sehr hoch. Unerreichbar hoch, da müssen sie gelauert haben.«
    »Wer denn?«
    »Die Raumschiffe der anderen Macht, Chrissy.« Er nickte heftig. »Ja, wir sind überfallen worden. Das ist einfach schrecklich. Sie lauern schon. Sie haben ihre Raumschiffe angehalten und die Energien auf Weldon gestreut. So und nicht anders ist es gewesen.«
    »Meinst du?«
    »Davon bin ich überzeugt.« Er nickte heftig. »Es gibt keine andere Erklärung.«
    Sie hob die Schultern. »Ich würde dir ja gern glauben, aber ich kann es nicht. Das ist mir zu suspekt. Damit kann ich nichts anfangen. Im Fernsehen habe ich so etwas gesehen, wenn sie mal einen der komischen Filme zeigten.«
    »Das hier war kein Film, das war Realität, Chrissy, und wir haben sie erlebt.« Er wischte die Lippen ab. »Wir sind die Zeugen einer Invasion aus dem All geworden. Ich sage dir das, und ich habe auch recht, meine Liebe.«
    »Meinst du?«
    »Ja, sehr genau.«
    »Aber ich sehe keinen«, flüsterte sie. »Verdammt noch mal, wo sind denn deine komischen Ungeheuer?«
    Er lachte auf. »Sie werden kommen, keine Sorge. Sie werden bald hier erscheinen.«
    Die Frau schaute zum Himmel. Sie hatte sich stark beeinflussen lassen und suchte nach den Raumschiffen, die aber nicht zu sehen waren. Der Himmel blieb unbeweglich und beinahe tintenschwarz. Waren vor dieser Erscheinung Sterne und auch der Mond zu sehen gewesen? Sie überlegte, doch sie kam zu keinem Resultat. Komisch, Chrissy konnte sich nicht daran erinnern.
    »Er hat den Strom unterbrochen«, sagte Miller. »Das ist eben so, wenn sie kommen.«
    »Deine Wesen?« Chrissy Norman verzog den Mund zu einem säuerlichen Grinsen.
    »Ja. Ich habe es so gesehen.«
    Sie schaute ihren Nachbar an. Er stand so steif wie eine Figur auf dem Fleck. Kein Lächeln um die Lippen, kein Blinzeln in den Augen, und sie mußte feststellen, daß Miller sehr wohl an all das glaubte, was er ihr da gesagt hatte. Nicht, daß sie sich vor ihm gefürchtet hätte, ein wenig komisch war ihr schon, denn so hatte sie den Kaufmann von gegenüber noch nie erlebt.
    Chrissy Norman suchte nach einem anderen Thema. »Sag mal, Vince, wie fühlst du dich eigentlich?«
    »Warum?«
    »Ich meine, du hast dich doch schlecht gefühlt. Warst matt und schwach – oder?«
    »Ja, das stimmt. Aber jetzt geht es mir besser. Viel besser sogar.« Um seine Worte zu unterstreichen, drehte er sich ihr mit einer scharfen Bewegung zu, und er fühlte dabei keinen Schwindel. Es ging ihm wieder gut, wenn nicht sogar ausgezeichnet. Die Bedrückung lag hinter ihm.
    Wenn nur nicht die Dunkelheit gewesen wäre. Er strich über seine Stirn, als wollte er einen Schleier vertreiben, der seine Gedanken festhielt.
    »Weißt du, was schlimm ist?«
    »Nein.«
    »Ich habe vergessen, was wir Menschen tun und wie wir handeln müssen, wenn die Außerirdischen uns besuchen. Es gibt da bestimmte Regeln. Ich kenne sie, ich habe darüber gelesen, aber sie wollen mir nicht mehr in den Sinn. Es ist zu lange her, ich habe sie einfach vergessen. Komisch, nicht wahr?«
    »Kann ich nicht behaupten.« Chrissy ging einen Schritt zurück. »Wenn du meinst, dann denke nach. Die Nacht ist noch lang. Du kannst ja im
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