Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ultimatum

Das Ultimatum

Titel: Das Ultimatum
Autoren: Vince Flynn
Vom Netzwerk:
an die Fiberglas-Konsole und wartete. Nach einigen Minuten hörte er das vertraute Knattern eines Hubschraubers. Wenig später erblickte er die blinkenden Positionslichter. Coleman schaltete die Taschenlampe ein und hielt sie in die Richtung, aus der der Hubschrauber kam. Er schwenkte sie mehrmals hin und her und richtete sie schließlich auf die Hügelkuppe der schmalen Sandbank.
    Der Helikopter flog in einem weiten Bogen nach Süden und ging, ohne die mächtigen Scheinwerfer zu Hilfe zu nehmen, in den Landeanflug. Sand wurde aufgewirbelt, und Coleman schirmte seine Augen ab, ohne sich jedoch von dem Hubschrauber abzuwenden. Das Fahrwerk der Maschine wurde ausgefahren und setzte sanft auf dem Sand auf. Das Heulen der Turbinentriebwerke ließ ebenso nach wie die Drehgeschwindigkeit der Rotorblätter.
    Der Sandsturm legte sich, und die Nacht war wieder so still wie zuvor. Coleman stieg aus dem Boot und trat in das etwa zehn Zentimeter tiefe Wasser. Er blieb beim Boot und ließ den Hubschrauber nicht aus den Augen. Von seinem Beobachtungspunkt aus konnte er nur den Piloten erkennen. Eine der Seitentüren ging auf, und drei Männer, die Coleman sofort erkannte, traten auf die Sandbank hinaus. Er steckte die Taschenlampe ein und ging auf die Männer zu. Die ersten paar Schritte watete er noch durch das Wasser, bis er schließlich trockenen Boden unter sich hatte.
    Die vier Männer blieben schließlich einige Schritte voneinander entfernt stehen. Nance stand in der Mitte, O’Rourke und Stansfield flankierten ihn. Coleman sah das zerschundene Gesicht seines Freundes. »Michael«, sagte er, »es tut mir Leid, dass ich dich da hineingezogen habe.« Der ehemalige SEAL zögerte einige Augenblicke, bevor er zum nächsten Schritt seines Plans kam. Es war ein Spiel, auf das er sich da einließ, aber wenn er Stansfields Charakter richtig eingeschätzt hatte, sollte es funktionieren.
    Coleman nahm die schwarze Kapuze ab und wandte sich Direktor Stansfield zu. »Sir, ich bin Scott Coleman, ehemaliger Angehöriger der United States Navy. Der Abgeordnete O’Rourke hat bis heute früh keine Ahnung gehabt, was wirklich passiert ist. Für die jüngsten politischen Morde bin ich zusammen mit einer Gruppe von Männern verantwortlich, deren Namen ich nicht nennen werde. An den Abgeordneten O’Rourke haben wir uns erst gewandt, nachdem meine Leute Mr. Higgins verhörten und herausfanden, dass er und dieser Idiot hier …« – Coleman zeigte auf Nance – »… hinter den Morden an Senator Olson und dem Abgeordneten Turnquist stecken.
    Der Abgeordnete O’Rourke war ein enger Freund meines verstorbenen Bruders. Wir brauchten jemanden, dem wir trauen konnten, deshalb habe ich Michael heute früh Arthurs Geständnis sowie eine Liste unserer Forderungen übergeben. Ich habe jedoch nicht vorhergesehen, dass Mr. Nance einen so verzweifelten Schritt unternehmen würde.« Coleman wandte sich O’Rourke zu. »Michael, ich hoffe, du kannst es mir verzeihen, dass ich dich da hineingezogen habe.« Michael stand schweigend da; er war immer noch sprachlos, dass Coleman seine Identität preisgegeben hatte.
    Der Ex-SEAL hielt kurz inne und wandte sich schließlich mit finsterer Miene Mike Nance zu. »Sie haben sich nicht einfach geschlagen geben und zurückziehen können, was?«, presste er zwischen den Zähnen hervor.
    »Mr. Coleman«, erwiderte Nance, »ich bin für die nationale Sicherheit dieses Landes verantwortlich, und ich habe meine Pflichten immer sehr ernst genommen. Wenn jemand den Präsidenten erpresst, dann ist das eine Bedrohung der nationalen Sicherheit. Haben Sie wirklich geglaubt, dass ich untätig zusehen würde?«
    Coleman runzelte die Stirn. »Moment mal, ich glaube, Sie übersehen da eine Kleinigkeit. Wie verträgt sich die Ermordung von Senator Olson und des Abgeordneten Turnquist mit Ihrem noblen und idealistischen Anspruch, Amerikas nationale Sicherheit zu schützen?«
    »Das war, rückblickend betrachtet, wohl keine sehr kluge Entscheidung, aber wir waren der Auffassung, dass wir irgendetwas tun mussten, um Sie aufzuhalten. Sie haben mit Ihren Taten das gesamte politische System erschüttert und …«
    »Bitte ersparen Sie mir Ihr Geschwätz«, fiel ihm Coleman ins Wort. »Sie sind ein richtiger Schweinehund, und Sie haben Olson und Turnquist ganz bestimmt nicht getötet, um Amerikas nationale Sicherheit zu schützen. Sie haben sie ermordet, weil es Ihren eigenen abartigen Interessen gedient hat.«
    Nance zuckte die Achseln.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher