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Das Turnier

Das Turnier

Titel: Das Turnier
Autoren: Anu Stohner
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vorhatte. Vielleicht hatte er auch nur Hunger und wollte fragen, ob wir was zu essen bekommen konnten. Das Letzte, was wir gegessen hatten, war eine Tüte Chips im Schwimmbad, und von der hatte Klara die Hälfte mit zur anderen Decke genommen.
    Vor der Tür zum Rittersaal hielt Robert kurz an und hob die Faust zum Anklopfen, aber dann überlegte er es sich anders. Es war der eine kurze Augenblick, der manchmal zwischen Glück und Unglück liegt.

Das achte Kapitel, in dem sich Tim und Robert genau gleichzeitig neu verlieben
    (Aber diesmal in der Ritterzeit!)
    Die Tür zum Rittersaal ging auf und haute Robert um. Er fiel nach hinten, also auf mich, und zusammen fielen wir rückwärts über Wuschel, der hinter mir stand. Wir waren noch viel zu verdattert, um uns wieder aufzurappeln, als wir Kunos Stimme hörten:
    »Kommt schnell, Tim und Robert ist was passiert!«
    »Auweia!«, hörten wir Rigobert sagen (oder vielleicht auch Dagobert).
    »Ich seh nichts«, hörten wir Dagobert sagen (oder Rigobert, je nachdem).
    »Klar, wenn du dich nicht an die Tür traust.«
    »Wer traut sich nicht an die Tür?«
    »Du!«
    »Sag das noch mal!«
    »Du!«
    Während die zwei sich stritten, kam Wuschel als Erster wieder auf die Beine. Er schüttelte sich. Oder vielleicht schüttelte er auch nur den Kopf über die zwei Komiker, das konnte ich nicht sogenau erkennen, weil Robert sich beim Aufstehen mit der Hand an meinem Gesicht abstützte. Als er auch wieder auf den Beinen stand, sah ich, dass er sich wieder die Nase hielt.
    »Tut mir leid, ich wollte nur …«, begann Kuno.
    »Fon gut«, unterbrach ihn Robert. »Kümmert euf um Tim!«
    »Nift nötig«, sagte ich, aber das stimmte leider nicht. Ich konnte es hören, und jetzt, wo Robert von mir runter war, spürte ich es auch: Mir tat die Nase weh. Und wie! Ich betastete sie und merkte, dass sie sich warm anfühlte und sogar schon ein bisschen geschwollen war.
    Kuno kam dann, um mir aufzuhelfen, und die Zwillinge standen in der Tür und schauten zu.
    »Vorf ift!«, sagte ich, als Kuno mich an den Armen hochziehen wollte, und das war scheinbar zu viel für die zwei Komiker in der Tür.
    »Nift anfaffen!«, juxte der eine.
    »Paff auf !«, feixte der andere.
    »Die Nafe!«, johlten sie zusammen, als hätten sie es vorher einstudiert.
    Die beiden Tröten hatten einen Riesenspaß, aber okay: Wenn’s nicht so wehgetan hätte, hätte ich zwei geschwollene Nasen auf einmal auch komisch gefunden. Nur jetzt gerade konnte ich darübergar nicht lachen. Im Gegenteil: Ich überlegte mir, ob nicht vier geschwollene Nasen noch witziger waren …
    Zum Glück rief dann aber Kunos Mutter, und es kam nicht zur großen Keilerei auf der Wackerburg, die sonst vielleicht in euren Geschichtsbüchern stehen würde.
    »Knaben, wo bleibt ihr denn?!«, rief sie aus dem Rittersaal.
    »Gleich!«, rief Kuno, der mir netterweise noch den Waffenkammerstaub von den Kleidern klopfte.
    »Fofort!«, riefen die zwei Tröten, und da schwor ich ihnen Rache. Irgendwann kriegten sie das zurück.
    Kurz darauf saßen wir alle zusammen am langen Tisch im Rittersaal: Kuno, die zwei Komiker, Robert und ich, dann die Ritter und Ritterfrauen, die auf der Wackerburg wohnten, und uns (Robert und mir jetzt) genau gegenüber saßen Ingrid und Irmtraud, die eine mit einem weißen Bändchen ums Handgelenk, die andere mit einem schwarzen. Wuschel lag unterm Tisch und ließ sich von ihnen streicheln, und nur Kunos Vater, der Burgherr, fehlte. Wahrscheinlich kümmerte er sich um die Gäste draußen vor der Burg. Kunos Mutter,die Burgherrin, begrüßte uns und sagte, wie schön es sei, uns drei mal wieder zu sehen, dann ging es los. Die Wackerburger wollten nämlich gerade zu Mittag essen.
    Es gab Brot mit brauner Soße, in der Klümpchen und Knöchelchen herumschwammen. Was für welche, konnte man nicht erkennen, und ich wollte es auch lieber nicht wissen. Trotzdem hätte es nicht mal so schlecht geschmeckt, wenn vielleicht ein bisschen mehr Salz dran gewesen wäre. Falls es jemand nicht weiß: Salz war in der Ritterzeit ein Luxus, und falls ihr schon Rittertafeln in Ritterf ilmen gesehen habt: Vergesst es! Natürlich gab es in der Ritterzeit auch Tische, die sich unter gebratenen Wildschweinen und Pfauen noch mit Federn im Hintern bogen, aber normal war das nicht. Und bei den Wackerburgern schon gar nicht. Die aßen von scheppernden Tellern Brot mit Soße und tranken aus verbeulten Bechern Wasser. Besteck gab es gar nicht, man aß mit den
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