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Das Tor zur Hölle - Hellraiser

Das Tor zur Hölle - Hellraiser

Titel: Das Tor zur Hölle - Hellraiser
Autoren: Clive Barker
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Konsistenz von Gelee; es löste sich in großen, wabbeligen Brocken, die feucht und heiß waren.
    Die Bestie schrie auf und lockerte ihren Griff. Kirsty ergriff die Gelegenheit und riß sich von ihm los. Der Schwung ließ sie so heftig gegen die Wand prallen, daß ihr der Atem aus der Lunge gepreßt wurde.
    Frank stieß ein erneutes Brüllen aus. Sie vergeudete keine Zeit, sondern rutschte hastig an der Wand entlang – ihren Beinen traute sie nicht genügend –, auf die Tür zu. Mit dem Fuß stieß sie gegen ein unverschlossenes Glas mit eingelegtem Ingwer, das durch das Zimmer rollte und seinen Inhalt aus Sirup und Früchten über den Boden ergoß.
    Frank drehte sich in ihre Richtung. Die Mullbinden, die sie heruntergerissen hatte, hingen in scharlachroten Schlingen herab, an mehreren Stellen waren Knochen bloßgelegt. Er führ sich mit den Händen über die Wunden und versuchte, begleitet von Schmerzensschreien, den Grad seiner Verletzungen festzustellen. Hatte sie ihn geblendet? Sie war sich nicht sicher. Selbst wenn sie es getan hatte, war es nur eine Frage der Zeit, bis er sie in dem kleinen Raum aufspüren konnte – und wenn er das tat, würde seine Wut keine Grenzen kennen. Sie mußte die Tür erreichen, bevor er die Orientierung wiedergefunden hatte.
    Welch falsche Hoffnung! Sie hatte kaum genügend Zeit, einen Schritt zu machen, als er schon die Hände vom Gesicht nahm und sich im Zimmer umschaute. Er sah sie, daran bestand kein Zweifel. Einen Herzschlag später stürzte er sich mit neuentfachter Wildheit auf sie.
    Zu ihren Füßen lag ein Sammelsurium von Dingen – und der schwerste Gegenstand darunter war ein schlichter Würfel. Sie griff nach unten und hob ihn auf. Als sie sich wieder aufgerichtet hatte, war er auch schon bei ihr. Sie stieß einen trotzigen Schrei aus, holte aus und ließ ihre Faust mit dem Würfel auf seinen Kopf heruntersausen. Der Schlag saß; Knochen zersplitterten. Die Bestie taumelte nach hinten, und sie stürzte auf die Tür zu, doch bevor Kirsty sie erreichte, hatte der Schatten sie abermals eingeholt, und sie wurde rücklings durch das Zimmer geschleudert. Frank setzte ihr schäumend vor Wut nach.
    Diesmal waren seine Absichten einzig von Mordlust bestimmt, seine Schläge darauf abgezielt, zu töten; daß sie es nicht taten, lag weniger an ihrer Schnelligkeit und mehr an der durch seine Wut verursachten Ungenauigkeit. Trotzdem traf jeder dritte Schlag. Verletzungen zogen sich über ihr Gesicht, ihre Brust; nur mit Mühe gelang es ihr, bei Bewußtsein zu bleiben.
    Als sie langsam unter seinen Schlägen zusammensackte, erinnerte sie sich wieder an die Waffe, die sie gefunden hatte. Sie hatte den Würfel noch immer in ihrer Hand und hob ihn hoch, um ihm einen Schlag damit zu versetzen – doch als Frank den Würfel erblickte, hielt er augenblicklich in seinem Angriff inne.
    Es entstand eine kurze, keuchende Verschnaufpause, die Kirsty Gelegenheit bot, sich zu fragen, ob der Tod nicht einem weiteren Kampf vorzuziehen war. Dann streckte Frank ihr seine Hand entgegen, öffnete seine Faust und sagte:
    »Gib ihn mir …«
    Wie es schien, war dies etwas Wertvolles, das er zurückhaben wollte. Doch sie hatte nicht die geringste Absicht, ihre einzige Waffe aus der Hand zu geben.
    »Nein …«, entgegnete sie.
    Er wiederholte seine Aufforderung, und in seiner Stimme lag deutliche Furcht. Es schien, daß der Würfel ihm zu wichtig war, als daß er riskiert hätte, ihn mit Gewalt an sich zu bringen.
    »Ein letztes Mal noch«, sagte er zu ihr. »Sonst töte ich dich. Gib mir den Würfel.«
    Sie wog ihre Chancen ab. Was hatte sie noch zu verlieren?
    »Sag bitte«, sagte sie.
    Er musterte sie fragend, und ein leises Knurren drang aus seiner Kehle. Dann sagte er so höflich wie ein berechnendes Kind:
    »Bitte.«
    Das war ihr Stichwort. Sie schleuderte den Würfel mit aller Kraft, die ihr zitternder Arm noch aufbringen konnte, in Richtung des Fensters. Er segelte an Franks Kopf vorbei, durchschlug das Glas und verschwand nach unten.
    »Nein!« kreischte er und stand im selben Augenblick am Fenster. »Nein! Nein! Nein!«
    Sie rannte auf zitternden Beinen zur Tür. Dann war sie draußen auf dem Treppenabsatz. Die Stufen stellten ein beinahe unüberwindliches Hindernis dar, doch sie klammerte sich an das Geländer und schaffte es in den Flur hinunter.
    Oben setzte erneut der Lärm ein. Schreie folgten ihr, doch diesmal ließ sie sich nicht aufhalten. Sie rannte den Flur entlang zur Haustür
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