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Das Tor zur Hölle - Hellraiser

Das Tor zur Hölle - Hellraiser

Titel: Das Tor zur Hölle - Hellraiser
Autoren: Clive Barker
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seine Gesichtszüge. Ein Ausdruck der Verwirrung huschte darüber, dicht gefolgt von Schrecken.
    Langsam wandte er den Kopf zu dem Sprecher um. Es war der Zenobit. Seine Haken blitzten. Hinter ihm konnte Kirsty drei andere Gestalten ausmachen, deren Anatomie ein Katalog von Verstümmelungen schien.
    Frank warf einen Blick zu Kirsty hinüber.
    »Das hast du getan«, sagte er.
    Sie nickte.
    »Verschwinde von hier«, befahl einer der Neuankömmlinge Kirsty. »Dies geht dich nun nichts mehr an.«
    »Hure!« kreischte Frank sie an. »Miststück! Verdammtes heimtückisches Miststück!«
    Ein Sturm wüster Beschimpfungen folgte ihr durch das Zimmer zur Tür. Als sich ihre Hand um den Türknauf schloß, hörte sie, wie er hinter ihr herstürmte und drehte sich um … Er stand kaum dreißig Zentimeter hinter ihr, das Messer nur eine Haaresbreite von ihrem Körper entfernt. Doch in dieser Haltung war er erstarrt, nicht in der Lage, sich auch nur noch einen Millimeter zu bewegen.
    Sie hatten ihre Haken in ihn geschlagen, in das Fleisch an seinen Armen und Beinen und in sein deformiertes Gesicht. An den Haken waren Ketten befestigt, die sie straff gespannt hielten. Sein Mund wurde weit aufgerissen, sein Hals und seine Brust aufgeschlitzt.
    Das Messer fiel aus seinen Fingern. Er schleuderte ihr keuchend einen letzten, unverständlichen Fluch nach – dann zitterte sein Körper nur noch, als er endgültig den Kampf gegen die Zenobiten verlor. Zentimeter um Zentimeter wurde er zurück in die Mitte des Raums gezogen.
    »Geh«, sagte die Stimme des Zenobiten. Sie konnte ihre Gestalten nicht mehr sehen; sie waren längst hinter einem blutigen Nebel verborgen. Ihrer Aufforderung folgend, öffnete sie die Tür, während Frank hinter ihr zu schreien begann.
    Als sie hinaus in den Flur wankte, begann Putz von der Decke herabzurieseln; das Haus ächzte vom Keller bis zum Dachstuhl. Sie wußte, daß sie sich beeilen mußte, bevor die Dämonen, die hier am Werk waren, das ganze Haus in Schutt und Asche gelegt hatten.
    Doch obwohl die Zeit knapp wurde, konnte sie nicht umhin, einen letzten Blick auf Frank zu werfen, nur um sicher zu gehen, daß er ihr nicht mehr folgen konnte.
    Er war in extremis; an einem Dutzend oder mehr Stellen von Haken durchbohrt, rissen vor ihren Augen neue, tiefe Wunden an seinem Körper auf. Mit ausgebreiteten Armen und Beinen stand er unter der einen Glühbirne, sein Körper bis an die Grenzen seines Belastungsvermögens und darüber hinaus angespannt. Aus seiner Kehle rangen sich Schreie, die Mitleid in ihr erregt hätten, wäre sie dessen noch fähig gewesen.
    Unvermittelt hörten seine Schreie auf. Es folgte Stille. Und dann hob er in einem letzten Akt verzweifelten Widerstands seinen schweren Kopf und starrte sie an, hielt ihren Blick fest mit Augen, aus denen alle Wut und alle Boshaftigkeit gewichen waren. Sie funkelten, als sie auf ihr ruhten; Perlen in blutigem Fleisch.
    Die Ketten wurden noch straffer angezogen, doch die Zenobiten konnten ihm damit keinen weiteren Schrei entlocken. Statt dessen streckte er Kirsty die Zunge heraus und ließ sie in einer Geste reueloser Lüsternheit über seine Zähne gleiten. Dann schien er zu explodieren.
    In einem Durcheinander aus Feuer und Funken lösten sich seine Glieder vom Torso und sein Kopf von den Schultern.
    Sie schlug die Tür zu, und im selben Augenblick klatschte etwas von der anderen Seite her dagegen. Sein Kopf … was auch immer. Sie taumelte nach unten, während Wölfe in den Wänden heulten und die Glocken Sturm läuteten. Überall um sie herum – die Luft verdickend wie Rauch – schwebten die Geister von verwundeten Vögeln, mit den Flügelspitzen aneinandergenäht und auf ewig der Kraft zum fliegen beraubt.
    Sie erreichte den Fuß der Treppe und stolperte durch den Flur zur Tür, doch als sie nur noch einen Schritt von der Freiheit entfernt war, hörte sie jemand ihren Namen rufen.
    Es war Julia. Überall auf dem Boden des Flurs glänzten Blutspuren; sie führten von der Stelle, wo Frank sie liegengelassen hatte, zum Eßzimmer hinüber.
    »Kirsty …!« rief Julia abermals. Es war ein erbärmlicher Laut, und trotz des Flügelschlagens, das die Luft schwer machte, konnte sie nicht anders, als dem Ruf zu folgen und ins Eßzimmer zu gehen.
    Die Möbel waren nur noch glühende Holzkohle; die Asche, die sie sah, bildete einen stinkenden Teppich. Und dort, inmitten dieser Verwüstung – saß eine Braut.
    Mit letzter Willenskraft hatte Julia es
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