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Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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ermordet. Niemand darf es wagen, so etwas von Lord Dudley zu denken!«, schrie Scheyfve.
    Lunetta erschrak. Was tat Scheyfve da?
    »Verhaftet diesen Propheten!«, donnerte er weiter. »Ganz London weiß, dass der Herzog von Northumberland es in Newgate schon einmal versucht hat. Das Volk spricht von nichts anderem. Es ist in heller Aufruhr.«
    Diese Stimmung übertrug sich allmählich auf den Saal. Lunetta wollte sich erheben. Dieser Narr redete sich um Kopf und Kragen! Der Tumult, den er entfachte, war kaum dazu geeignet, um unbemerkt zu verschwinden. Jemand zog sie auf die Bank zurück. »Ihr versperrt uns die Sicht.«
    Plötzlich tat Scheyfve einen Kniefall. »Euer Gnaden! Euch schickt der Himmel. Bereitet der Verwirrung ein Ende!«
    Alle Blicke fuhren zur Königstafel. Dort stand er tatsächlich – Lord Dudley, und neben ihm zitternd und bleich eine Frau mit mausbraunem Haar. Jane Grey. Urplötzlich wurde es still.
    »Mene, mene tekel u-pbarsin« , raunte Enoch und umfing das zierliche Mädchen an der Seite des Herzogs mit seinen Blicken. Jane Grey gefror zur Statue. »Gott hat dein Königtum gezählt und beendet. Du wurdest gewogen und für zu leicht befunden.«
    »Schweigt!«, schrie der Herzog.
    »Genau!« Scheyfve stieß den Propheten zu Boden. »Wir alle sind hier, um das Wunder von Edwards Genesung zu feiern. Niemand, auch kein Prediger Eures Glaubens, darf behaupten, dass die Tage Eures Königs gezählt sind! Das ist gegen Gottes Ratschluss und ...« Er machte eine kleine Pause. »... Hochverrat.«
    »Verhaftet diesen Mann!«, herrschte Dudley seine Gardisten auf der Bühne an. Die Männer sprangen in den Saal.
    »Aber es ist wahr!« , rief Jane Grey mit sich überschlagender Stimme. »König Edward ist tot. Er ist gestern gestorben.« Die Soldaten verharrten in ihrer Bewegung. Ein Raunen des Entsetzens ging durch die Festgesellschaft.
    »Ergreift ihn endlich!«, wütete der Herzog und deutete auf Scheyfve, doch der übertönte ihn mit einem dramatischem Aufschrei: »Edward ist tot? Das ist unbegreiflich! Entsetzlich! Himmel, wie schrecklich! Dieses Fest ist ein Totentanz!«
    Die Damen des Hofes begriffen, dass dies das Stichwort für sie war, und wie auf Kommando begannen sie zu schluchzen. Die Männer rissen sich ihr Barett vom Kopf, Dudleys Soldaten beugten die Knie zum Gebet.
    Erstaunlich flink kam Scheyfve in die Höhe und wirbelte zu Enoch herum. »Der Herr möge mir verzeihen, dass ich in dir nicht seinen Propheten erkannt habe. Der König ist tot! Es lebe die Königin!«
    Das Klagen und Beten der Gäste mischte sich mit ungläubiger Empörung. Scheyfve wandte sich der königlichen Tribüne zu. »Ein Hoch auf ...«
    »Nein!«, schrie Jane Grey und riss sich den Wappenring des toten Edward vom Finger. »Da Edward tot ist, muss die Prophezeiung mir gelten. Du wurdest auf einer Waage gewogen und für zu leicht befunden. Herr, erbarme dich meiner!«
    Scheyfve erkannte befriedigt, dass einige Minister den Tumult im Saal nutzten, um sich mit sehr ernsten Mienen von den Tischen zu entfernen.
    »Schluss mit dem Beten!«, schrie Dudley zu seinen Soldaten. Er sprang Von der Bühne und riss sein Prunkschwert vom Gurt. »Tut endlich etwas! An diesem Hof regiert nicht der Kaiser, und es regieren auch keine falsche Propheten.« Seine Soldaten erhoben sich zögernd, legten die Lanzen vor. Scheyfve ging ihnen lächelnd entgegen. »Wir sind doch keine Feinde!«
    »Scheyfve!«, schrie Lunetta entsetzt. Sie sprang aus ihrer Bank und lief zu ihm.
    »Halt im Namen der Königin Maria Tudor!« , schrie von der gegenüberliegenden Seite des Saales ein Mann in spanischer Offizierstracht. Es war Gabriel Zimenes. Hinter ihm stand eine Handvoll Soldaten – sie trugen die Farben der Tudors.
    Scheyfve drehte sich zum Propheten um. »Ihr wart gut, Master Enoch. Wirklich gut.«
    »Noch nicht gut genug«, erwiderte Enoch und stieß Scheyfve zu Boden. »Rettet Jane Grey!«, schrie er Dudleys Soldaten entgegen. »Rettet den Herzog von Northumberland! Rettet England vor Kaiser und Papst!« Einige Soldaten stürmten los, sie trampelten über Scheyfve hinweg. Zimenes’ Männer näherten sich von der anderen Seite des Saales. Lunetta zerrte den stöhnenden Scheyfve zur Seite.
    »Aufhören!«, schrie Dudley, bevor die Kämpfer aufeinandertrafen. Er stürmte seinen Soldaten hinterher, fällte den Propheten mit gesenktem Schwert und richtete sich zu machtvoller Pose auf. Mit gewinnendem Lächeln wandte er sich Gabriel Zimenes zu. »Ich

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