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Das Strandhaus

Das Strandhaus

Titel: Das Strandhaus
Autoren: R. L. Stine
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beobachtete wie hypnotisiert die Szene vor sich.
    Mary machte einen Schritt auf den Schrank zu. Dann noch einen. Sie hob die Fackel in Brusthöhe, um ihr Gesicht zu beleuchten. Es wirkte wie losgelöst vom Körper und schien in der rauchigen Luft zu schweben, während orangefarbenes Licht über ihre Züge tanzte.
    »Erkennst du mich nicht, Buddy?«, fragte sie. Flackernde Schatten umgaben ihre dunklen Augen – Augen, wie die eines Schneemanns, kalt und tot.
    »Nein!«, schrie Brian, sein Gesicht verzerrt vor Furcht. »Gehen Sie weg, Mary. Kommen Sie mir nicht zu nahe!«
    Sie trat noch näher auf ihn zu und senkte die Fackel ein wenig.
    »Du weißt wirklich nicht, wer ich bin?«
    »Nein!«, wiederholte Brian. »Es ist mein voller Ernst, Mary. Gehen Sie zurück. Kommen Sie mir keinen Schritt näher.«
    Mary ignorierte seine Warnung und trat noch einen Schritt vor. Sie war jetzt nur noch einen halben Meter von ihm entfernt.
    Ich muss hier weg, dachte Ashley voller Panik. Ich muss Hilfe holen.
    Sie zog sich auf die Füße. Aber sie bewegte sich nicht von der Wand fort. Sie konnte nicht. Sie musste wissen, was das hier zu bedeuten hatte.
    Warum hatte Brian solche Angst vor Mary? Und warum hasste Mary Brian so abgrundtief?
    »Ich warne Sie, Mary«, wimmerte Brian mit erhobenen Händen, als wollte er sich vor ihr abschirmen.
    Sie blickte ihn starr und unbeweglich an. Ihr Blick hatte etwas Geisterhaftes, ihr ganzer Körper schien mit den Flammen der Fackel zu zucken, sich zu winden.
    »Schau mich nur gründlich an, Buddy. Erkennst du mich jetzt?«
    »Nein, ich erkenne Sie nicht!«, schrie Brian. »Verschwinden Sie! Los, verschwinden Sie!«
    »Vielleicht wird das hier deine Erinnerung ein wenig auffrischen«, sagte sie, während sich ihr Blick in seine Augen zu brennen schien.
    Mit überraschender Schnelligkeit hob sie ihre freie Hand zum Kragen ihrer Bluse. »Vielleicht hilft das hier deinem Gedächtnis auf die Sprünge.«
    Das ratschende Geräusch ließ Ashley zusammenzucken, als Mary mit einem energischen Handgriff ihre Bluse aufriss. Knöpfe sprangen auf den Holzfußboden und kullerten in alle Richtungen.
    Mit einem einzigen Ruck zerrte Mary sich die Bluse vom Körper und schleuderte sie fort, enthüllte ihren BH.
    Und ihre Narben.
    Rote und violett verfärbte Narben.
    Einige waren erhaben, wie Striemen. Einige gruben sich tief in ihre Haut. Die Narben verliefen quer über ihre Brust, über beide Schultern, an beiden Armen herab.
    Ashley schrie auf und schloss die Augen.
    »Erkennst du mich jetzt endlich?«, sagte Mary barsch.
    Brian starrte in ihre Augen, starrte auf die Narben, auf ihren entstellten Körper.
    »Ja, ich bin’s!«, rief sie triumphierend. »Ich bin’s – Maria. Du hast mich 1956 umgebracht!«
    Stille breitete sich im Raum aus, eine so tiefe Stille, dass Ashley das Zischen der Fackel, das Lodern der Flammen hören konnte.
    Sie hörte, wie die Wellen gegen die Stützen unter dem Haus klatschten. Hörte das gedämpfte, unaufhörliche Brausen des Windes.
    Wir segeln davon, dachte sie, und fühlte, wie das Strandhaus schwankte. Wir segeln fort von dieser Welt, weg von der Wirklichkeit.
    »Brian, ich verstehe nicht!«, rief Ashley quer durch den schwankenden Raum. »Wovon spricht sie?«
    Aber Brian schien sie nicht zu hören. Sein Blick war starr auf Maria gerichtet. Ungläubig betrachtete er ihr seltsam siegreiches Lächeln. Die Narben, die ihren Körper bedeckten.
    »Es kann einfach nicht sein«, murmelte er, und seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Du kannst nicht Maria sein. Maria war sechzehn. Du bist alt. Du bist …«
    »Ich bin Mitte Fünfzig, Buddy«, erwiderte Maria. »Du hast Recht. Ich bin vorzeitig gealtert. Älter, als ich es den Jahren nach bin. Dank dir.«
    »Aber … aber …«
    »Ich musste lange warten, um dir zurückzuzahlen, was du mir angetan hast«, sagte sie. Ihre Stimme bebte vor Wut. »Sehr, sehr lange. Aber ich habe Geduld gehabt. Und jetzt ist es soweit.«
    »Nein!«, schrie er. »Du kannst nicht Maria sein!«
    »Was ist los?«, fragte sie spöttisch. »Freust du dich etwa nicht, mich zu sehen, Buddy?«
    »Du bist tot!«, erklärte Brian verzweifelt.
    Ashley konnte es keine Sekunde länger ertragen. »Was geht hier vor?«, rief sie. Sie stieß sich von der Wand ab und trat auf Maria zu. »Würde mir mal jemand erklären, worüber ihr redet?«
    Maria drehte sich verblüfft um, als sähe sie Ashley zum ersten Mal.
    »Sag ihr nichts!«, schrie Brian. Es klang mehr wie
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