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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige
Autoren: Rebecca Gablé
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wette, das tut sie.«

Waringham, September 1485
    Die kleinen Leute von
     Waringham bereiteten der großen Reisegesellschaft einen denkwürdigen Empfang. Auf dem Anger am Ufer des Tain hatten sie sich versammelt und sich die Wartezeit mit einem ausgelassenen Fest vertrieben. Als Julian an der Spitze des Zuges in Sicht kam, reckten sie die Bierkrüge in die Luft, ließen ihn hochleben und tranken einen ordentlichen Zug auf sein Wohl.
    Julian warf Edmund die Zügel zu, glitt aus dem Sattel und trat zu ihnen.
    »Willkommen daheim, Mylord«, rief der Schmied dröhnend und wischte sich verstohlen die Augen.
    Julian schüttelte ihm die Pranke. »Hab Dank, Matthew. Ich hoffe, hier sind alle wohlauf und guten Mutes?« Er richtete die Frage an Vater Michael, der an der Seite des Schmieds stand.
    »Das sind sie, Mylord«, bestätigte der Priester. »Thomas Devereux verschwand, noch ehe Sir Lucas mit den guten Neuigkeiten herkam, und seither ist es, als sei eine schwarze Wolke weggeweht worden, die viele Jahre dräuend über unseren Köpfen hing.«
    Julian nickte. Lucas – der neue Steward von Waringham − hatte ihm schon geschrieben, dass Devereux das Weite gesucht hatte, und Julian war dankbar, dass eine letzte, vermutlich hässliche Konfrontation mit seinem Schwager ihm und vor allem Blanche erspart blieb. In aller Diskretion hatte Julian dafür gesorgt, dass Devereux sein kleines Gut in Lydminster behielt, damit er wenigstens ein Dach hatte, unter welchem er die letzten Jahre seines Lebens in Einsamkeit und Bitterkeit fristen konnte.
    Während Julian mit dem Schmied und dem Pfarrer sprach, waren auch Roland und Geoffrey abgesessen und zu den Vorarbeitern und Stallburschen des Gestüts getreten, um sie zu begrüßen. Julian beobachtete sie aus dem Augenwinkel. Beide wurden mit großer Herzlichkeit willkommen geheißen. Julian wusste noch nicht so recht, wie es mit den Eigentumsverhältnissendes Gestüts stand. Aber sie würden schon eine Regelung finden.
    »Wir hörten, im Sommer gab es in London eine Pestwelle«, sagte er zu Vater Michael. »Ist hier auch jemand krank geworden?«
    Der Pfarrer schüttelte den Kopf. »Weiter als bis Rochester ist die Pest dieses Mal nicht gekommen. Auch Sevenelms hat sie verschont. Es war ein guter Sommer mit einer reichen Ernte, Mylord, Ihr werdet zufrieden mit der Pacht sein. Und alle blicken jetzt mit großer Zuversicht und Gottvertrauen in die Zukunft.«
    »Na ja, sagen wir, fast alle«, schränkte der Schmied grinsend ein, und als Julian ihn fragend anschaute, ruckte Matthew das Kinn nach links. Julian sah in die Richtung. Ein gutes Stück von all seinen Nachbarn entfernt stand Adam an der Holzbrücke, allein sein Bruder war an seiner Seite, trippelte nervös von einem Fuß auf den anderen und verdrehte die Augen.
    Julian trat näher, blieb vor ihnen stehen und betrachtete die beiden ungleichen Brüder. Schließlich sagte er: »Sieh nur, Melvin, da drüben ist Roland. Willst du nicht gehen und ihn begrüßen?«
    Wie ein Pfeil von der Sehne schoss Melvin an ihm vorbei, ohne ihn einer Antwort zu würdigen, und fiel seinem Freund jubelnd um den Hals. Roland, der ihn nicht hatte kommen sehen, fuhr erschrocken zusammen, aber dann lachte er.
    Julian beobachtete sie noch einen Augenblick, dann richtete er den Blick auf den Mann, der ihm ähnlich wie ein Bruder sah, ihn erst verraten und dann gerettet hatte. »Der Krieg ist aus, Adam.«
    »Ja, Mylord. Ich weiß.« Adam schluckte.
    »Und auf dem Ambion Hill hatte der Staub der Schlacht sich kaum gelegt, da unterschrieb der neue König eine Urkunde, die den Männern, die Waffen gegen ihn geführt haben, Straffreiheit garantiert.«
    Adam hob den Kopf. »Ehrlich?«
    »Ehrlich. Er will Versöhnung. Und er will einen wirklichenNeubeginn. Hast du von seinem zukünftigen Wappen gehört? Nein? Es ist eine Rose mit weißen und roten Blättern.« Schon jetzt nannte man sie in Westminster die Tudor-Rose. »Er wird sie von dem Tag an in seinem Wappen führen, da er Prinzessin Elizabeth heiratet und die Häuser York und Lancaster vereint. Verstehst du, worauf ich hinauswill?«
    »Um ehrlich zu sein, nein, Mylord. Ich verstehe, dass Ihr mich zappeln lasst. Das ist vermutlich Euer gutes Recht, aber wenn Ihr mir nicht bald sagt, was aus mir werden soll, dann … dann wird mein Herz einfach zerspringen, glaub ich.«
    Für einen Lidschlag trat ein mutwilliges Funkeln in Julians Augen, aber dann besann er sich eines Besseren und legte dem anderen Mann die Hand
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