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Das Spiel der Dämonen! (German Edition)

Das Spiel der Dämonen! (German Edition)

Titel: Das Spiel der Dämonen! (German Edition)
Autoren: Andreas Parsberg
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erkannte Henri, wie sein Atem kleine weiße Wölkchen in der kalten Luft bildete.
    Plötzlich brach Chloé in ein hysterisches Gelächter aus. Ihr Kopf wippte nach vorne und wieder zurück. Durch ihren Körper gingen merkwürdige Zuckungen, die kurz darauf dazu führten, dass sie sich versteifte, aufrecht sitzen blieb und keine weitere Bewegung mehr machte. Es schien, als wäre sie beim lebendigen Leib zu einer Eissäule gefroren. Ihre Augen waren unverändert geschlossen.
    Genau in diesem Moment spürte Henri, dass eine weitere Person im Zelt anwesend war. Er konnte niemanden sehen, aber seine Instinkte bestätigten es.
    Langsam drehte er seinen Kopf, eigentlich wollte er es nicht, aber seine Muskeln wurden wie unter einem unsichtbaren Druck selbstständig bewegt. Neben sich auf dem Boden befand sich eine weiße Masse. Es sah aus wie ein hoher Haufen sich bewegender Bettdecken.
    Dann bäumte sich der weiße Berg auf und nahm eine grässliche Gestalt an. Zuerst bildete sich ein scheußlicher grüner Kopf mit spitzen Hörnern. Aus der raubtierartigen Schnauze zuckte eine lange schwarze, schuppige Zunge hervor. Das Wesen stieß einen Laut aus, wie ein Tier in Todesqual. Es hob seine klauenartige Hand, holte aus und schlug nur Millimeter vor dem Gesicht von Henri durch die Luft. Dabei erwischte er Chloé, die getroffen vom Stuhl flog und auf den Boden prallte.
    „O Gott!“, schrie Henri, selbst darüber erstaunt, dass aus seinem Mund wieder Töne kamen. Jedoch brachte er vor Entsetzen keine weiteren Worte heraus. Er blickte zu Chloé, die flach auf dem Boden lag, ihre Augen waren immer noch geschlossen. Ihre Haut war kalkweiß, ihre Finger verkrampft. Sie sah aus wie ein Leichnam kurz vor der Bestattung.
    Die unheimliche Bestie stürzte sich auf Chloé, umklammerte mit beiden Klauen ihren Hals und warf brüllend den Kopf zurück.
    Der Raum wurde plötzlich dunkel und begann sich um Henri zu drehen, erst langsam, dann immer schneller. Er fühlte, wie seine Sinne schwanden. Während er sich mit aller Macht gegen das Gefühl drohender Ohnmacht sträubte, verzweifelt versuchte, vom Stuhl auf die Füße zu kommen, sah er ein gelbes Band.
    Es wirkte harmonisch, weich und warm, völlig gegensätzlich zu dem Monster, aus dessen Brust es heraustrat. Das gelbe Band drang auf Chloé ein, umhüllte ihren Körper und tauchte in ihren Mund ein. Sie stöhnte laut auf, ein erstes Zeichen für Henri, dass sie noch am Leben war. Aber ihre röchelnden Laute ließen Böses erahnen. Henri spürte, dass Chloé nur noch wenige Augenblicke zu leben hatte. Er konnte es wieder mit einer untrüglichen Sicherheit sagen.
    Chloé öffnete voller Entsetzen ihre Augen, die hervortraten, als würden sie gleich explodieren. Ihre Haut wurde krebsrot, während die Bestie weiter ihren Hals zudrückte.
    „Lass sie los!“, krächzte Henri. Seine Stimme hörte sich fremd und eigenartig an. Merkwürdigerweise reagierte das Wesen auf seinen Befehl. Es öffnete seine Klauen, ließ Chloés Kopf nach hinten fallen und drehte sich wutschnaubend zu Henri herum. Die Bestie packte eine Handvoll seiner Haare und zerrte ihn daran hoch. Er schrie entsetzt auf, als die grässliche Kreatur die riesige, klauenartige Hand auf sein Gesicht legte und zudrückte.
    Hilflos und verzweifelt schlug Henri um sich, trat mit den Füßen nach dem Monster. Der Griff der Klauen verstärkte sich und schien Henris Schädel zu zerquetschen. Er bekam keine Luft mehr und der Schmerz in seinem Kopf wurde mit jeder Sekunde unerträglicher.
    „Bitte nicht“, stöhnte Henri. „Ich tue alles, aber töte uns nicht!“
    Der Druck um seinen Kopf ließ etwas nach. Zum ersten Mal konnte Henri in die gelben, stechenden Spaltaugen der Bestie blicken. Er glaubte, darin leichten Triumph erkennen zu können, wunderte sich außerdem, dass die Augen einen intelligenten Ausdruck hatten.
    „Du hast zum dritten Mal einen Dämon gerufen“, sprach das Wesen mit einer fauchenden, bösartigen Stimme.
    „Hä?“, kam als einzige Antwort von Henri. Er war mit der Situation völlig überfordert, hatte Angst vor einem erneuten Zudrücken der Klauen. Sein dringendstes Bedürfnis war frische Luft und eine Verlängerung seines Lebens.
    „Erinnere dich, Sterblicher!“
    Henri atmete tief ein und wieder aus, als die Bestie den Druck seiner klauenartigen Hand lockerte. An was soll ich mich erinnern?, dachte er verwirrt, und blickte die Bestie mit ratlosen, furchtsamen Augen an.
    „Schönthal, August 2012, im Haus
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