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Das silberne Dreieck

Das silberne Dreieck

Titel: Das silberne Dreieck
Autoren: Edgar Wallace
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habe.«
    Sie war so in Gedanken versunken, daß sie, ohne es zu merken, laut gesprochen hatte.
    »Warum, in aller Welt, sollten Sie denn an die drei denken?« fragte Yenford überrascht.
    Sie fuhr hoch und wechselte das Thema.
    Mitternacht war schon vorüber, als sie in ihre prachtvolle Wohnung in Piccadilly zurückkam. Alle Dienstboten, mit Ausnahme der Kammerzofe, waren schon zu Bett gegangen. Als Lady Belvinne die Tür öffnete, kam die Zofe in die Diele gelaufen, und Irene Belvinne wußte, daß ihr Unangenehmes bevorstand.
    »Sie wartet schon seit neun Uhr, Mylady«, sagte das Mädchen leise.
    Irene nickte.
    »Wo ist sie?«
    »Im Arbeitszimmer.«
    Irene Belvinne ließ den Mantel von den Schultern gleiten und ging über den breiten Gang nach der Bibliothek. Die Frau, die auf der Ecke einer gepolsterten Bank gesessen hatte, stand beim Anblick dieser strahlenden Erscheinung verlegen auf. Die Besucherin war ärmlich gekleidet und hatte ein hageres, unsauberes Gesicht. Listig blickte sie unter den gesenkten Lidern hervor, in dem untertänigen Ton ihrer Stimme klang eine leise Drohung mit.
    »Heute abend ist er wieder viel schlechter dran, Mylady«, begann sie. »Wir hatten die größte Mühe, ihn im Bett zu halten. Er wollte durchaus hierher kommen, hat er gesagt - er war ganz von Sinnen ... So hohes Fieber. Der Arzt sagt, wir müßten ihn möglichst schnell wegbringen.« Ihre Augen blickten auf, senkten sich aber sofort wieder. »Am besten nach Südafrika.«
    »Das letzte Mal war es Kanada«, sagte Irene kühl. »Eine ziemlich kostspielige Reise, Mrs. Dennis.«
    Die Frau murmelte etwas vor sich hin und rieb sich nervös die Hände.
    »Die ganze Geschichte bringt mich noch unter die Erde. Kein Wunder, wo ich doch seine Tante bin. Und wo soll ich denn fünftausend Pfund hernehmen, um ihn nach Südafrika zu bringen.«
    Fünftausend Pfund! Irene war über diese Forderung entsetzt, sprachlos. Die Reise nach Kanada hatte dreitausend verschlungen, obwohl anfänglich nur eintausend verlangt worden waren.
    »Ich möchte selbst mit ihm sprechen«, sagte sie plötzlich bestimmt.
    Wieder jener schnelle, listige Blick.
    »Ich möchte Sie nicht gern mit ihm zusammenkommen lassen, Mylady, oder Sie müßten einen Herrn mitbringen. Ich würde sagen, Ihren Mann, aber ich weiß ja, der lebt nicht mehr. Ich möchte die Verantwortung nicht gern übernehmen, nee, das kann ich nicht. Darum habe ich Ihnen ja auch nie gesagt, wo wir wohnen, falls Sie doch mal in Versuchung kämen, Mylady. Er würde Ihnen glattweg den Hals abschneiden - nee, das geht wirklich nicht.«
    Ein kleines, verächtliches Lächeln huschte über Irenes schönes Gesicht.
    »Ob diese Drohung mich wirklich abschrecken würde?« sagte sie ruhig. »Sie verlangen fünftausend Pfund - wann wollen Sie reisen?«
    »Nächsten Sonnabend, Mylady«, sagte die Frau gierig.
    »Und Jim sagt, Sie sollen das Geld in Scheinen geben.«
    Irene nickte. »Gut, aber Sie dürfen sich hier nicht eher wieder sehen lassen, bis ich nach Ihnen schicke.«
    »Wo soll ich mir denn das Geld holen, Mylady?«
    »Hier, morgen mittag um zwölf, und - können Sie sich, bitte, nicht etwas netter anziehen, wenn Sie hierher kommen?«
    Die Frau grinste.
    »Ich sehe nicht so aus wie Sie und habe auch keine so feinen Sachen, Mylady«, sagte sie höhnisch. »Jeden Penny, den ich habe, kriegt der arme Jim. Es ist eine Last, ihn am Leben zu erhalten, und dabei müßte er doch eigentlich Millionen haben.«
    Irene schritt zur Tür, öffnete sie und wartete im Gang, bis das Mädchen den unwillkommenen Besuch hinausgelassen hatte.
    »Öffnen Sie die Fenster und lüften Sie tüchtig.«
    Dann ging Irene in ihr Zimmer, setzte sich vor den Frisiertisch und blickte nachdenklich auf ihr Bild im Spiegel.
    Plötzlich hob sie die zierliche Puppe ab, unter der das Telefon verborgen war, wollte den Hörer ergreifen, als ihr einfiel, daß sie die Nummer nicht kannte. Sie blätterte im Telefonbuch und fand bald, was sie suchte. Die »Dreieck Detektiv Agentur« hatte ihr Büro in der Curzon Street. Aber würden sie nicht schon zu Bett gegangen sein? Würden sie überhaupt zu solch später Stunde noch Interesse für einen neuen Fall haben?
    Kaum hatte sie die Nummer gewählt, als sie auch schon Verbindung erhielt. Sie hörte deutlich, wie der Hörer am anderen Ende des Drahtes abgenommen wurde, hörte die Klänge einer Gitarre, dann eine freundliche Stimme.
    »Lady Irene Belvinne«, sagte sie. »Sie kennen mich zwar nicht, aber
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