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Das sechste Opfer (German Edition)

Das sechste Opfer (German Edition)

Titel: Das sechste Opfer (German Edition)
Autoren: Martin Johannson
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Gürtel. Doch ich hatte aufgepasst und drückte ab.
    Es ist merkwürdig, wie abgebrüht und kühl ich inzwischen geworden war und wie leicht es mir in dieser Situation fiel, auf den Abzug zu drücken. Der Schuss hallte durch den kleinen Raum, das Geschoss flog fast unsichtbar in die Hüfte des Mannes knapp oberhalb des Gürtels. Er zuckte zusammen und taumelte zurück. Sein Freund richtete die Waffe jetzt noch entschlossener auf mich, doch ich lächelte.
«Das war mit Absicht daneben. Eine falsche Bewegung und ich ziele auf die Bombe. Und wir fliegen alle gemeinsam in die Luft. Und falls ihr es noch nicht wisst: Es ist mir egal, ob ich heute draufgehe. Ich hab nichts zu verlieren, eure Bosse haben mir schon alles genommen, da ist mein bisschen Leben sowieso kaum noch etwas wert. Und eures nehmen sie euch jetzt auch noch. Tss, tss, schlechte Arbeitgeber habt ihr. Denen sind ihre Angestellten völlig egal.«
Sie schwiegen immer noch, wobei der hintere Kerl jedoch ein leichtes Stöhnen von sich gab. Er lehnte sich an den Bücherstapel vor der Wand und versuchte, die Waffe erneut auf mich zu richten. Aber von Atemzug zu Atemzug sackte sein Arm weiter runter.
»Ja, meine schwarzen Freunde, ihr habt nur eine Chance, hier lebend herauszukommen.«
Ich hielt die Beretta noch immer genau auf den Gürtel des Kerls, der sich jedoch jetzt abwendete.
»Hier geblieben, sieh mich an.« Er drehte sich zu mir, was ihm jedoch schwerfiel. Er hatte offensichtliche Schmerzen. Die Uhr auf der Bombe zählte nun drei Minuten, einundzwanzig Sekunden.
»Wisst ihr, ich verstehe euch. Ihr habt keine Lust, für euren Boss zu sterben. Ihr kennt ihn nicht einmal. Und ihr wisst auch nicht, was ihr hier tut. Ihr wollt das Geld, das euch morgen im Postfach erwartet, um damit auf die Malediven oder sonst wohin fahren. Ihr glaubt nicht an die Sache, die ihr hier tut. Deshalb bin ich mir absolut sicher, dass ihr an eurem Leben hängt und es auf keinen Fall wegen so eines Idioten wie mir verlieren wollt. Ich mache euch deshalb ein Angebot.«
Ich machte eine Pause. Die Uhr am Gürtel des angeschossenen Kerls lief unbeirrt weiter.
Die beiden zögerten. Zumindest der Hintere. Ich konnte seine Unentschlossenheit selbst durch das dunkle Visier spüren. Doch der Vordere strahlte noch immer sehr viel Entschlossenheit aus. Er sah mir direkt ins Gesicht.
»Dein Angebot interessiert mich nicht.« Der Vordere hatte mich jetzt direkt angesprochen, und obwohl seine Stimme durch das Visier gedämpft wurde, zuckte ich zusammen. Ich kannte ihn.
Er schien zu grinsen, als er weitersprach. »Ich werde auch nicht für meinen Boss sterben oder für Geld. Für mich ist es persönlich.«
Ein kleiner Schauer kroch meinen Rücken hinauf. Dieser Kerl hatte mich schon einmal fest in der Zange gehabt, und ich hatte ihm nur mit Mühe und Not entfliehen können. »Ich werde dich nicht noch einmal entkommen lassen, mein Freund. Das erste Mal hast du Glück gehabt, aber jetzt nicht mehr. Du wirst mich nicht noch einmal an ein Klo fesseln. Und übrigens: Wenn du das nächste Mal ein Geständnis für einen anderen schreibst, solltest du auch dran denken, die Mordwaffe mit dazuzulegen. So bin ich sofort wieder freigekommen, Idiot.« Manuel richtete die Waffe genau auf meinen Kopf.
»Dann werden wir beide draufgehen, besser gesagt, wir drei.« Ich versuchte, meiner Stimme wieder die Sicherheit von vorhin zu geben, was mir auch gelang. Der Wechsel des Kräfteverhältnisses änderte nichts an meiner Lage. Ich hatte nichts zu verlieren. »Mein Angebot steht immer noch. Ich will, dass ihr eure Waffen fallen lasst und dann die Bombe entschärft. Dann lass ich euch gehen.«
Manuel lachte. »Mehr hast du nicht auf Lager?«
Der Hintere stöhnte wieder leise.
»Wieso glaubst du eigentlich, dass wir wissen, wie das funktioniert? Du weißt doch, dass wir nur Befehle ausführen.«
»Das ist einfach. Ich wette, ihr seid hier schon seit Stunden im Gebäude und wusstet nicht, wann es losgehen würde. Das heißt, ihr habt den Zünder auch eingestellt. Also könnt ihr ihn auch entfernen.«
Zwei Minuten und elf Sekunden.
Manuel hatte die Waffe immer noch genau auf meinen Kopf gerichtet. Ich konnte in das kleine schwarze Loch sehen, das so harmlos wie ein Wasserrohr aussah, wenn man nicht wusste, worum es sich handelte. Ich musste mir etwas einfallen lassen.
»Ich denke, für deinen Kumpel ist es nichts Persönliches. Der hat bestimmt eine Freundin, der er für das Geld etwas Schönes kaufen wollte, aber an
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