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Das Schwert - Thriller

Das Schwert - Thriller

Titel: Das Schwert - Thriller
Autoren: Aufbau
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aufgepasst.
    Seine Oberschenkel schmerzten, er atmete schnaufend in der stickigen Enge und spürte sein Herz hart gegen die Rippen schlagen. Die mangelnde Kondition machte sich bemerkbar, seine Muskeln waren solche Anstrengungen nicht mehr gewohnt. Unversehens beschlich ihn der Wunsch, sich hinzulegen und darauf zu warten, aus dieser, der vollkommensten irdischen Dunkelheit, einzugehen in jene andere Finsternis. Er biss die Zähne zusammen. Zwei Gedanken trieben ihn weiter. Der eine galt Naomi, der andere zu seiner Überraschung Samiha. Falls dieser Tag wider Erwarten nicht sein letzter sein sollte, würde er sein Leben neu ordnen müssen.
    Er erreichte die Große Galerie. Verwundert sah er, dass die für Besuchergruppen installierte Beleuchtung bereits eingeschaltet war, wahrscheinlich in Vorbereitung der imAnschluss an den Festakt geplanten exklusiven Führung für die Nervenstärkeren der hohen Gäste. An beiden Seiten hatte man hölzerne Handläufe angebracht, der Boden war mit Brettern ausgelegt.
    So oft er schon hier gewesen war, immer wieder erfüllte ihn diese Halle mit Staunen.
    Sie maß in der Länge 47 Meter und war 8,50 Meter hoch. Alles sah noch genauso aus, wie es ausgesehen haben musste, als man Pharao Chufus mumifizierten Leichnam auf diesem Weg zu seiner letzten Ruhestätte trug. Stein ruhte auf Stein, gewaltige Blöcke von solcher Masse, dass man an Riesen glauben wollte, die sie aufeinandergewuchtet hatten und so exakt ausgerichtet und aneinandergefügt, dass man kein Blatt Papier, keine Stecknadel dazwischenschieben konnte.
    Wie immer fühlte Jack sich zwergenhaft neben diesen Steinen, erdrückt und mit Stummheit geschlagen von der gebieterischen Majestät dieses Ortes.
    Am anderen Ende der Galerie trat er in einen höher gelegenen Vorraum. Dahinter befand sich die Königskammer, der Raum, in dem vor vielen hundert Jahren Mamuns Arbeiter den leeren Sarkophag des Pharao Chufu entdeckt hatten. Heute, dachte Jack, maßte ein anderer Kalif sich an, all das, dieses imposante Zeugnis der Menschheitsgeschichte in Trümmer zu legen.
    Licht fiel aus der Kammer. Jack sah es und wusste endlich, was geschehen würde. Wie er selbst hatte auch al-Masri erkannt, dass man nicht genau vorhersehen konnte, wann draußen der Festakt begann. Und er erinnerte sich, dass sie im Fernsehen weltweit übertragen werden sollte. Al-Masri war nicht der Mann, darauf zu verzichten, die Explosion zum perfekten Zeitpunkt auszulösen und die größtmögliche Wirkung zu erzielen: einige Minuten nach Beginn der Übertragung, wenn die Zeremonie in vollemGange war. Die Zuschauer in allen Ländern sollten erleben, wie ihr Bildschirm schwarz wurde, und erschüttert und entsetzt vor den Geräten sitzen, wenn eine halbe Stunde später die ersten Berichte von einer atomaren Explosion in Kairo gesendet wurden.
    Kein Zeitzünder. Jemand wartete in der Königskammer darauf, einen Knopf zu drücken oder einen Schalter umzulegen, sobald er die Meldung erhielt – über Funk wahrscheinlich –, dass Präsident Mubarak an das Rednerpult getreten war, um seine Gäste willkommen zu heißen. Der absolute Selbstmordtäter. Der größte aller Märtyrer. Der Bringer der Endzeit.
    Jack durchquerte leise den Vorraum und trat in die Königskammer. Raschid al-Masri saß, ins Gebet versunken, auf dem Boden; die Bernsteinperlen einer Gebetskette glitten schimmernd durch seine Finger. Er trug die Uniform eines Sicherheitsbeamten. Neben ihm lag ein Walkie-Talkie von der Art, wie Touristenführer es benutzten. Auf der anderen Seite stand die Bombe in ihrem glänzenden Metallkasten – der »Roboter«, den seine deutschen Verbündeten in die Pyramide geschafft hatten. Sie war nicht groß, vielleicht einen Meter lang und sechzig Zentimeter breit. Schwer zu glauben, dass sie so viel Unheil anrichten konnte.
    Einen Moment lang glaubte Raschid, Jack mit seinem blonden Haar und Bart wäre einer seiner deutschen Helfer. Dann schaute er genauer hin, und ein Lächeln huschte um seine Lippen, als er seinen Gegner erkannte.
    »Wie eigenartig, Sie hier zu sehen, Professor«, sagte er. »Ich komme mir vor wie der Engel des Todes, verwundert, einen Mann in Samarkand zu erblicken, den er doch am Abend in Bagdad treffen sollte. Vielleicht hat Gott Sie zu mir geschickt. Vielleicht hat Gott Sie geschickt, um Zeuge des Opfers zu sein, welches wir bringen, mein Bruder, ich, meine Kinder.
    Wenn es vollbracht ist, wenn wir weniger als Staub sind, Sie und ich, wenn ich bei den
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