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Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Titel: Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)
Autoren: Manfred Rebhandl
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stolz, einen so internationalen Wagen zu fahren. Vielleicht kam das Gefühl des Stolzes aber auch daher, dass ich so hoch saß, deutlich höher als Gutti jedenfalls, der deutlich tiefer saß als ich. Ich schaute zu ihm hinunter, und da fiel mir wieder mal auf, wie fett er geworden war. Er sagte: „Warum schaust du mich so blöd an, bin ich dir vielleicht zu fett? Ich hab’ es langsam satt, dass wir Dicken immer stigmatisiert werden!“
    Ich sagte: „Ich finde nicht, dass ihr Dicken stigmatisiert werdet. Ihr werdet vielleicht blöd angeschaut, weil ihr so fett seid. Aber stigmatisiert? Nein.“
    „Und genügt es dir nicht, wenn wir blöd angeschaut werden?“
    Ich schob was von Syl Johnson in den Player, Pouring Water on a Drowning Man , guter alter Soul. Das passte zum Wetter, und es passte auch gut zu uns. Gutti hatte in der Sache so gut wie nichts weitergebracht, wir hatten zwar die Waffe, aber nicht den Mörder. Als ich ihn gerade fragen wollte, ob ich ihn zurückbringen sollte in seine Bude, da sagte er: „Fahr zu Lemmy!“
    Aus dem Auto und dann hinunter zu Lemmy schaffte er es nur noch mit meiner gütigen Hilfe, aber wenigstens mussten diesmal keine seltenen Platten dran glauben. Die angebotene Couch lehnte Gutti vorerst ab, zu sehr schmerzte ihn sein Arsch. Er schwitzte und war ganz weiß im Gesicht, flehend schaute er Lemmy an, es fehlte nicht viel, und er wäre auf die Knie gefallen.
    Mit anderen Worten: Guttmann war endlich so weit.
    Er gab eine dicke Tüte in Auftrag, und Lemmy legte sich gleich ordentlich ins Zeug, aber ich mahnte ihn, sicherheitshalber ein wenig Blasentee beizugeben, denn Guttmann war Ersttäter, und wer weiß, wohin er entschwunden wäre, wenn er gleich in die ganz große Rakete gestiegen wäre.
    Lemmy zündete ihm den Ofen schließlich an, dann fragte Guttmann wie ein kompletter Idiot: „Und jetzt?“
    Es war wie in einer verdammten Opiumhöhle in Vietnam! Wir betteten die Jungfrau der Länge nach auf die Couch, so ein bisschen seitlich mit dem Arsch zur Wand, damit er ihm nicht so wehtat, und dann zog er ein erstes Mal in seinem Leben ordentliches Gras durch, so wie Lemmy es ihm zeigte, und dann noch mal und noch mal. Am Anfang hustete er noch wie ein chinesischer Minenarbeiter, aber dann hatte er es schnell begriffen, er entspannte sich langsam, und seine Schmerzen wanderten mit dem Rauch hinauf in eine andere Welt. Bald kam er mir vor wie Darjeeling-Silke, wie sie früher hinter ihrer Kassa saß und an Goa und Girlanden oder so einen Scheiß dachte.
    Während Guttmann langsam abdriftete, kam ich selbst ebenso langsam wieder zurück in die kalte Wirklichkeit, der Regenguss hatte die gute Laune von mir abgewaschen, die ganze kichernde Leichtigkeit war weg, und die ganzen verdammten Probleme waren wieder da, ich fragte Lemmy: „Was machen wir jetzt wirklich mit deiner Fettwurst da hinten?“
    Er sagte: „Sie soll hierbleiben dürfen, bitte!“
    Lemmy bettelte wie ein verdammtes Kindergartenkind, das nicht will, dass sein einziger Freund schon um zwei nach Hause geht. Ich schaute ihn streng an, um herauszufinden, ob er das auch wirklich wollte, dann sagte ich: „Na gut, Lemmy, wenn sie die Liebe deines Lebens ist – dann behalte sie!“
    „Rock, sie ist nicht die Liebe meines Lebens. Die Liebe meines Lebens ist Elvis, das weißt du doch!“
    „Ich glaube aber nicht, dass du sie für Elvis begeistern wirst können, ich höre bei ihr kein Love Me Tender, das ist sie nicht. Außerdem wird sie bald merken, dass du rauschgiftsüchtig bist, und sie wird nicht für dich sorgen, wenn du alt und gebrechlich wirst. Ich finde, das alles solltest du wissen, bevor du dich für sie entscheidest.“
    Lemmy schaute ein paar Augenblicke lang traurig aus der Wäsche, aber dann erkannte auch er die fehlende Zukunftsperspektive dieser Beziehung, das tiefe schwarze Loch, das sich vor ihnen beiden auftat. Er sagte: „Du hast recht, Rock. Darjeeling-Silke passt wohl besser zu mir als die Türkin.“
    Es war irgendwie hoffnungslos mit ihm. Es musste wohl irgendwas ganz Schlimmes mit der Teetante passieren, damit er sie endlich vergessen würde. Sie musste sich als Mann entpuppen oder als Mörderin überführt werden, irgend so was, anders kriegte er die nicht aus dem Kopf.
    Ich fragte: „Hast du noch welche von deinen grünen Amnesia-Tabletten, mit denen man alles vergisst?“
    „Soll ich sie denn vergessen?“
    „Nicht du sie, du Idiot! Sie dich!“
    Schließlich wusste sie nun, wo sie war,
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