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Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)
Autoren: Alex Bledsoe
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an einer Gasse vorbeiging, bekam ich am Rande einen Raubüberfall mit. Kurz überlegte ich, ob ich dem Opfer beispringen sollte, doch dann sah ich, wie der Angegriffene einen der harten Burschen gegen die Wand knallte. Gleich darauf hörte ich ein schneidendes Geräusch, gefolgt von einem Gurgeln: Das Opfer hatte einem der Angreifer die Kehle aufgeschlitzt. Danach stürzte es sich mit gezücktem Dolch auf den anderen Straßenräuber. Offenbar hatte es alles im Griff.
    Ich war schon einen halben Häuserblock weitergezogen, als ich plötzlich das seltsame Gefühl hatte, den tapferen Mann von irgendwoher zu kennen. Deshalb machte ich kehrt, doch mittlerweile war der Kampf bereits entschieden und die Gasse bis auf die ausgestreckte Leiche des einen Angreifers menschenleer.
    Der Stadtrand mit all den Schenken war der geeignete Ort, nach solchen Grenzbanditen zu suchen, die nicht mal davor zurückscheuten, eine Prinzessin zu entführen. Ohne Erfolg klapperte ich drei anrüchige Etablissements ab und zog weiter, bis ich ein Haus mit niedrigem Dach erreichte, das auf einem Schild mit RUM und MÄDCHEN warb. Rechts und links vom Eingang brannten
Fackeln. Am Gatter im Hof war ein Dutzend Pferde festgebunden, und dem Pferdemist nach zu urteilen, standen sie schon ziemlich lange hier. Sattel- und Zaumzeug sahen bei allen Tieren schäbig und abgenutzt aus, waren aber reichlich mit persönlichem Schnickschnack verziert, was recht angeberisch wirkte.
    Diese Rumbude bestand aus einem einzigen großen Raum mit angrenzender winziger Küche und einem abgesperrten Lager im hinteren Teil. Die Theke nahm die ganze rechte Wand ein, darüber hinaus standen im Gastraum zehn kleine Tische. In der hinteren Ecke hatte jemand mehrere Tische zusammengeschoben und die von der Decke baumelnden Petroleumlampen heruntergedreht: Hier saßen die Pferdebesitzer. Wegen des Zwielichts konnte ich sie zwar nicht deutlich erkennen, aber mir war klar, dass mich zumindest einige von ihnen im Blick behalten würden.
    Ich ließ die Schultern sacken und meinen Wanst heraushängen – was mir mit zunehmendem Alter immer leichter fiel –, damit ich wie ein harmloser müder Durchreisender wirkte, jemand, der nur auf ein billiges Gesöff und vielleicht noch eine schnelle Nummer mit einer der Huren des Hauses aus war. In dieser Haltung schlurfte ich zur Theke hinüber und nahm an deren Ende auf einem freien Hocker Platz. Das war nicht gerade die ideale Position, da ich mit dem Rücken zur Eingangstür saß, aber hätte ich mir eine bessere gesucht, wäre meine Tarnung vermutlich schnell aufgeflogen. Wenn ich die Augen zusammenkniff, verschaffte mir der von Rauch beschlagene breite Spiegel über der Theke sogar einen recht guten Überblick über den Raum.
    Ich zählte zehn stämmige, verwegene Männer, denen Haarschnitt und Rasur sicher nicht geschadet hätten, bewaffnet mit Schwertern und Dolchen. Einige hatten sogar schwere Bidenhänder dabei, lange Zweihandschwerter, mit denen man eine Kuh hätte zerteilen können. Die vielen leeren Krüge auf ihren Tischen verrieten mir, dass sie hier schon eine ganze Weile gezecht haben mussten. Aber ich hätte nicht darauf gewettet, dass ihre Kampffähigkeit davon beeinträchtigt wurde.
    »Was darf’s denn sein, mein Freund?«, fragte mich der Schankwirt. Mir fiel auf, dass seine Arme von oben bis unten tätowiert waren und das rechte Augenlid herunterhing.
    »Gib mir den billigsten Rum des Hauses«, raunte ich mit so rauer Stimme, als hätte ich mich wochenlang auf den Straßen herumgetrieben. »Bin derzeit nicht gut bei Kasse.«
    »Mit der billigsten Sorte kannst du Farbe auflösen«, warnte er mich.
    Ich zuckte die Achseln. Hatte ja sowieso nicht vor, diesen Fusel zu trinken.
    »Schlechte Zeiten machen die Menschen nur besser«, bemerkte er weise, nickte mir zu und machte sich ans Einschenken.
    Ich musterte die Frauen, die um die harten Burschen herumwuselten. Egal wo man hinkam: Überall fand man die gleichen Spelunken und die gleichen Huren, die in solchen Örtlichkeiten ihrem Gewerbe nachgingen. Bis sie fünfundzwanzig waren, hegten sie insgeheim noch die Hoffnung, irgendein Ritter in glänzender Rüstung werde zu ihrer Rettung aus diesem Elend herbeieilen. Danach
fanden sie sich entweder mit ihrem Schicksal ab oder gewöhnten sich so an ihr Gewerbe, dass sie sogar Spaß an ihrer Arbeit hatten und quietschfidel wirkten.
    Derzeit bemühten sich fünf Damen dieser Zunft um die Männer in der Ecke. Drei von ihnen waren so
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