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Das Schloss Im Moor

Titel: Das Schloss Im Moor
Autoren: Arthur Achleitner
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Paar inspizierte die Spezialität der ehemals fürstlichen Besitzung, die Mastanstalt ungarischer Ochsen mit
der praktischen Verwertung der Treber. Hodenberg konnte ungefähr abschätzen, welchen Wert die prächtigen Tiere
hatten, und da die von ihm genannte Wertsumme annähernd stimmte, neigte Olga doch wieder zum Glauben hin, daß der
Besucher Landwirt sei oder doch gewesen ist und sich im Marstall nur versprochen habe.
    Olga führte den Besucher in alle Teile des herrlichen Besitzes, das Treibhaus mußte ebenso genau besichtigt
werden wie schließlich der Eiskeller. Dann aber bat das Fräulein, es möge der Baron zur Nervenstärkung
ein kleines Frühstück einnehmen, das im Speisesaal bereits ihrer harren dürfte.
    Hodenberg nahm die Einladung dankend an und folgte Olga in den Schloßbau, nun überzeugt, daß es nichts
Lohnenderes auf Erden geben könne, als in die Familie Tristner und den fürstlichen Besitz einzuheiraten. Zwar
schien die Tochter des Hauses außer dem Schönheitsfehler noch zur Bosheit zu neigen, doch die zweifellos enorme
Mitgift wiegt noch viel größere Fehler auf, und schließlich braucht der glückliche Gatte Olgas seine
Lebenszeit ja nicht auf Schloß Ried zu verbringen. Hodenberg fragte, im Speisesaal angekommen, ob er das Glück
haben werde, die übrigen Mitglieder der hochverehrten Familie kennenzulernen.
    »Bedaure sehr, Herr Baron, sagen zu müssen, daß Mama infolge ihres Augenleidens nicht empfangen kann.
Mein Bruder Theo liegt krank zu Bett, Sie müssen daher schon mit mir vorliebnehmen!«
    »Oh, meine innigste Anteilnahme, gnädiges Fräulein! Sie haben nur einen Bruder?«
    »Ja! Theo und ich sind die einstigen Erben der langweiligen Besitzung! Doch bitte, es ist serviert, lieben Sie
Forellen?« Gewandt und in jeder Bewegung zierlich legte Olga dem Gast vor, goß goldnen Rheinwein in sein Glas und
bat, nach Herzenslust zuzugreifen und zu tun, als sei der Baron hier zu Hause.
    Diese Liebenswürdigkeit ermunterte Hodenberg zum Wagnis eines sentimentalen Seufzers und dann zum Ausruf: »O
welches Glück, hier zu Hause sein zu dürfen!«
    Geschmeichelt lächelte Olga, ihr waren Huldigungen ungewohnt, neu und darum süß klingend. »Kommen
Sie nur öfter von Landsberg herüber, dann können Sie solches Glück auch öfter
genießen!«
    »Von Herzen gern würde ich diese entzückende Einladung annehmen, fürchte aber, daß Ihre
Angehörigen ein Veto ob der Störung im Hauswesen einlegen werden. Auch würde mir jede Gelegenheit zur Revanche
fehlen . . .«
    »Ja, nach Landsberg zum Gegenbesuch kann ich nicht kommen! Es muß ja nicht alles Revanche finden. Sie kommen
einfach herüber, bleiben so lange es Ihnen gefällt, und fahren zurück nach Belieben. Das Schloß ist
groß und hat auch Appartements genug, falls Sie mal ein Stündchen zurückgezogen ruhen wollen.«
    »Entzückend liebenswürdig, ich weiß nicht, wie ich danken soll! Doch für heute ist die
Störung bereits übergroß, ich bitte, meinen verbindlichsten Dank der gnädigen Frau Mama und dem Herrn
Bruder übermitteln zu wollen, mir einen Handkuß zu erlauben und dann Order zum Anschirren meinem Kutscher erteilen
zu lassen.«
    Ein Viertelstündchen später rollte das Fuhrwerk Hodenbergs auf der Straße durch das Moor zum
Städtchen Landsberg. Im Salon tanzte Olga um den Tisch und lachte Tränen über Heinrich den Löwen mit dem
Monokel. Der Übermut der Pensionatsbackfischlein regte sich in Olga wieder, die Freude über den Schabernack war
groß. Schade, daß man über den Ulk nicht mit anderen Menschen reden konnte. Olga wirbelte aber doch in die
Schloßküche und erzählte der alten Christine von dem Baron aus uraltem, gemütskrankem Geschlecht und wie
sie ihn verulkt habe.
    Wesentlich anders, fast kühl erzählte Olga über den Besuch des Barons aus Hannover der Mama und fügte
hinzu, daß der vornehme Herr beabsichtige, sich in der stillen Rieder Gegend anzukaufen. Die Mutter schüttelte das
weiße Haupt; solche Absicht war ihr unbegreiflich, sich im Rieder Moor ohne geschäftliche Hintergründe
ansiedeln zu wollen, war doch Unsinn. Das stille, schalkhafte Lachen Olgas konnte die fast blinde Frau nicht sehen. Nach
einer Weile gab Frau Tristner ihren Gedanken dahin Ausdruck, daß sie sagte, unter Umständen könnte das
Erscheinen eines kapitalkräftigen Edelmannes von Bedeutung werden, doch werde es Gott verhüten, daß Theo
arbeitsunfähig und die Familie dadurch gezwungen werde, das
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