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Das Schattenkind

Das Schattenkind

Titel: Das Schattenkind
Autoren: Anne Alexander
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ihrer Seite war leer.
    "Bitte." Der Butler wies auf einen der Sessel. "Sie werden sich e i nen Moment gedulden müssen." Ohne sich weiter um die junge Frau zu kümmern, ging er auf eine mit Messingscharnieren verzierte Tür zu, klopfte an, wartete einen Augenblick und trat ein.
    Noch immer spürte Laura die kleine Hand. Das Gefühl, nicht alle i ne Jonathan Thorburn gegenübertreten zu müssen, verlieh ihr etwas Sicherheit. Manuel war bei ihr. Es machte sie froh, daß er ihr nach England gefolgt war.
    Statt sich hinzusetzen, betrachtete sie die Gemälde, die an den Wänden hingen. Es handelte sich um Jagdszenen. Die Bilder stießen sie ab. Sie hatte noch nie etwas für die Jagd übrig g e habt.
    Der Butler kehrte zurück. "Mister Thorburn läßt bitten, Miß N e wman", sagte er und neigte steif den Kopf.
    Laura nahm ihren ganzen Mut zusammen. Sie straffte die Schultern und schritt an dem alten Herrn vorbei ins Arbeitszimmer. Für den Bruchteil einer Sekunde gewahrte sie einen undeutlichen Schatten, der sich gleich darauf verflüchtigte.
    "Miß Newman, Mister Thorburn", kündigte der Butler sie völlig überflüssigerweise an, dann zog er sich zurück und schloß die Tür.
    Jonathan Thorburn stand hinter seinem Schreibtisch auf. Es ha n delte sich bei ihm um einen großen, dunkelblonden Mann mit einem markanten Gesicht und braunen Augen. Laura war erleichtert, daß er seinem verstorbenen Bruder nicht ähnelte. Sie hätte es nicht ertragen können, einer zweiten Ausgabe Samuels gegenüberz u stehen.
    "Burton sagte mir, Sie hätten ein Empfehlungsschreiben von M i stress Winslow, Miß Newman", bemerkte er und sah die junge Frau interessiert an. Es war ihm nicht anzumerken, welchen Eindruck Laura auf ihn machte.
    "Ja, Mister Thorburn." Laura öffnete ihre Handtasche und nahm den Brief heraus. "Ich habe bis vor kurzem als Privatsekretärin von Mistress Winslow gearbeitet."
    Der Verwalter griff nach dem Schreiben. "Bitte, nehmen Sie doch Platz, Miß Newman", bat er und wies auf einen der Sessel, die seinem Schreibtisch gegenüberstanden. "Darf ich Ihnen etwas anbieten? Vie l leicht ein Glas M i neralwasser?"
    "Nein, danke, Mister Thorburn." Laura setzte sich. Sie beobachtete, wie Jonathan hinter seinem Schreibtisch Platz nahm und den Brief öffnete. Nervös strich sie ihren Rock glatt. Es erschien ihr unwah r scheinlich lange, bis Samuels Bruder wieder au f blickte.
    "Wie lange haben Sie bei Mistress Winslow gearbeitet, Miß N e wman?" fragte er.
    "Fast zwei Jahre, Sir", erwiderte Laura.
    "Und wie lange haben Sie in Italien gelebt?"
    "Seit meinem dritten Lebensjahr. Ich bin nach dem Tod meiner E l tern bei Verwandten in Rom aufwachsen."
    "Italienern?"
    "Meine Tante ist Engländerin."
    "Was veranlaßt Sie, jetzt nach England zurückzukehren, Miß N e wman?" fragte Jonathan Thorburn. Er faltete sorgfältig das Empfe h lungsschreiben und legte es auf einige Bücher, die sich rechts von ihm befanden.
    Heimweh, wollte Laura zuerst antworten, aber dann sagte sie: "Ich wollte endlich England kennenlernen. Schließlich bin ich hier zu Ha u se."
    "Mistress Winslow hat ihr Empfehlungsschreiben an meine Schw ä gerin, Lady Ireen gerichtet. Leider ist Lady Ireen momentan nicht in der Lage, Besucher zu empfangen. Außerdem hat sie noch nie eine Privatsekretärin benötigt."
    Jonathan Thorburn stand auf, trat an den Bücherschrank und drehte sich dann wieder Laura zu. "Ich verwalte den Besitz meines verstorb e nen Bruders. Es gehört zu meinen Pflichten, das notwendige Personal einzustellen." Nachdenklich sah er die junge Frau an. Laura Newman gefiel ihm. Sie machte einen offenen, zuverlässigen Eindruck. "Sagen Sie, Miß Newman, haben Sie Erfahrung bei der Arbeit mit Kindern?"
    "Mit Kindern?" wiederholte Laura und hob erstaunt den Blick. "Leider nicht", mußte sie zugeben, so gerne sie auch das Gegenteil behauptet hätte.
    Die Lippen des Verwalters umhuschte ein Lächeln. Er kehrte an seinen Schreibtisch zurück. "Danke, daß Sie ehrlich sind, Miß N e wman", meinte er. "Ehrlichkeit ist in der heutigen Zeit eine oft recht seltene Gabe." Er beugte sich leicht vor. "Erzählen Sie mir von sich. Ich würde gerne mehr von Ihnen erfa h ren."
    "Da gibt es nicht viel zu erzählen, Mister Thorburn", sagte Laura. "Wie gesagt, ich bin bei Verwandten aufgewachsen. Nach der Schule absolvierte ich eine Ausbildung als Sekretärin und suchte mir danach eine Ste l le."
    Jonathan lehnte sich zurück. Stirnrunzelnd sah er sie an. Laura e r schien es, als
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