Das Reine Karma 1

auch, was mit einem Menschen geschieht, der vergessen hat, dass man den Schwerpunkt nicht auf das Irdische setzen darf.“
    Wir unterhielten uns weiter. Ich sah, dass die Frau ein Problem quälte. Sie erzählte:
    „Ich bin nicht verheiratet. Aber ich habe einen Geliebten, der verheiratet ist, deshalb möchte ich mich nicht mehr mit ihm treffen. Doch er ruft an und drängt darauf, dass wir uns treffen. Ich verstehe, dass ich eine Sünde begehe, wenn ich mich mit ihm treffe, und meine Probleme hängen offensichtlich in beträchtlichem Maße damit zusammen.“
    „Ja, sie hängen damit zusammen, doch Ihre Sünde besteht darin, dass Sie Ihre Liebe unterdrücken und sich von dem Menschen, den Sie lieben, abwenden wollen. Innerlich denken Sie weniger an die Sünde, sondern an Ihre Ambitionen, Ihre Hochmut und den Wunsch, stabile Beziehungen zu haben. Einer Frau, die von Beziehungen und Hochmut abhängig ist, wird die Liebe zu einem verheirateten Mann gegeben, weil gerade diese Situation die Hochmut und die Anbetung der Familie vernichtet und positiv ihre Seele beeinflusst. Das Fundament der Liebe ist im Himmel, das Fundament der Ambitionen — auf der Erde. Und wenn das Irdische versucht, das Göttliche zu unterdrücken, dann muss der Mensch dafür bezahlen. Die Liebe steht über Anstandsregeln, Familie, materiellen Gütern, Untreue und allem anderen. Eine Frau sagte mir, dass sie keine Liebe empfindet, weil sie betrogen wurde. Ich antwortete, dass das kaum Liebe gewesen sein kann, denn Untreue reinigt die Liebe und tötet sie nicht. Wahre Liebe hängt von nichts Irdischem ab, deshalb kann die Zerstörung von Irdischem sie nicht töten. Verrat ist die Zerstörung von Beziehungen, der wahren Liebe kann er nichts anhaben.
    Der Mensch lebt, indem er Gott und anderen Menschen gegenüber seine Pflicht erfüllt. Doch wenn die Pflicht Gott gegenüber in Widerspruch zur Pflicht den Menschen gegenüber gerät, muss der Mensch, wenn er eine gesunde Seele, gesunde Kinder und Nachkommen haben will, kurz entschlossen der Pflicht Gott gegenüber den Vorrang geben. Das Verlangen, die Pflicht gegenüber den Menschen an erste Stelle zu setzen, schlägt schnell ins Gegenteil um.
    So wurden unter dem Sozialismus, um die Arbeiterklasse zu retten, diejenigen getötet, die dieser Klasse nicht angehörten. Und um die Gerechtigkeit wiederherzustellen, führte dann diese Idee, die einen zu töten, um die anderen leben zu lassen, zur Ermordung sowohl der einen als auch der anderen. Wenn man versucht, das Glück auf der Grundlage des Irdischen zu errichten, d.h. auf der Grundlage von Klassen-, Rassen-, Kasten-, Besitz- und anderen Interessen, endet das mit dem beschleunigten Verfall des Irdischen. Je stärker sich die Zelle auf sich selbst konzentriert, umso schneller geht sie zugrunde. Liebe ist ein Gefühl, das nicht zulässt, dass wir uns ans Irdische binden, und nur ein Mensch, der sich im Namen der Liebe über Rassen-, Klassen-, Eigentums-, physische und andere Schranken erhebt, kann das wahre Glück erlangen.“
    In meiner Sprechstunde ist eine Frau mit ihrem zwölfjährigen Sohn. Sie bittet den Jungen, das Zimmer zu verlassen, und erklärt mit verschwörerischer Stimme:
    „Wissen Sie, mein Sohn ist grausam, er hegt starke Aggression gegen die Menschen. Und wenn er böse ist, dann schreit er die ganze Zeit, dass er des Teufels Sohn ist, und mit seiner Seele geschehen überhaupt seltsame Dinge.“
    Ich betrachte aufmerksam die Frau und stelle die Frage: „Was denken Sie, warum geschieht das, womit hängt das zusammen?“
    Sie zuckt die Achseln.
    „Nun, da sind irgendwelche dunklen Kräfte am Werk, darüber wird gegenwärtig viel geschrieben.“
    „Was kann es noch sein?“, lächle ich sie an. Sie lächelt zurück, und plötzlich erstirbt das Lächeln auf ihrem Gesicht. „Bin etwa ich der Grund?“
    „Nicht Sie, aber Ihre falsche Haltung zu den Ereignissen. Sie haben allzu große Hochmut und das Verlangen, Ihre Fähigkeiten, seelischen Eigenschaften und die Weisheit über Gott zu stellen. Das manifestierte sich bei Frauen ihrer Sippe über zehn Generationen. Alle Frauen Ihrer Sippe hielten sich für besser, talentierter und anständiger als ihre Männer. Ihre Verachtung und Ihre Überheblichkeit gegenüber Ihrem Mann haben sich bei den Kindern in Überheblichkeit gegenüber dem Vater verwandelt. Das ruft großer Hochmut hervor, wobei hier die Orientierung auf Weisheit und Verachtung von Dummheit besonders gefährlich ist. Sie ist etwas