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Das Reich der Traeume

Das Reich der Traeume

Titel: Das Reich der Traeume
Autoren: Santiago García-Clairac
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mit diesem Mann alleine«, befahl er seinen Dienern und Soldaten. »Und nun erzähl mir genau, was du weißt, Escorpio!«
    Â»Ich glaube, Arquimaes hat das Geheimnis der Unsterblichkeit entdeckt, Herr!«, wiederholte Escorpio. »Und Morfidio ist Euch zuvorgekommen!«
    Â»Was kann ich tun? Wird er den Weisen freilassen, wenn ich es ihm befehle?«
    Â»Das wird er nicht tun, Herr. Morfidio ist entschlossen, sich diese Geheimformel anzueignen, und nichts wird ihn davon abhalten … Außer Gewalt.«
    Â»Ich hätte diesen verdammten Schlächter vor Jahren schon umbringen lassen sollen, als ich den Platz seines Vaters eingenommen habe.«
    In diesem Augenblick stieß das elegante Pferd ein letztes erbärmliches Wiehern aus, streckte den langen Hals, und hob den Kopf. Leblos fiel er auf den Boden zurück. Benicius kniete neben dem Tier nieder und strich ihm mit der Hand über den blutüberströmten Hals.
    Â»Gerechter Himmel! Die Welt ist verrückt geworden! Die Adligen werden ihrem König untreu. Die Hexenmeister hetzen uns ihre mörderischen Bestien auf den Hals. Die Bauern weigern sich, Steuern zu zahlen. Die Dorfbewohner jagen in unseren Wäldern. Die Geächteten leben am Rande des Gesetzes. Wir werden von Krankheiten heimgesucht … Und nun hintergehen die Alchemisten ihre Schutzherren … Was kann ich tun? Was soll ich deiner Meinung nach tun, Escorpio?«
    Â»Befehle erteilen, Herr. Repressalien ausüben. Ihre Untertanen müssen begreifen, dass Ihr sie mit starker Hand regiert. Alle sollen wissen, dass die Verräter ihren Verrat teuer bezahlen müssen. Handelt, bevor sich Chaos und Gesetzlosigkeit in Eurem Reich ausbreiten, Herr.«
    Benicius sah seinen treuen Diener nachdenklich an. Dann legte er ihm die Hand auf die Schulter und sagte: »Du hast mir einen großen Dienst erwiesen, Escorpio. Dafür wirst du deinen Lohn erhalten. Ich glaube, ich werde auf dich hören …«
    Er warf einen letzten Blick auf den Kadaver seines Lieblingspferdes, und noch während er aus dem Stall ging, leistete er einen Schwur: »Ich werde dich rächen, geliebter Freund. Es soll wieder Ordnung herrschen in meinem Reich. Und wer dich umgebracht hat, wird dafür büßen … Alle Verräter werden gehängt werden! Und wir werden die wilden Bestien vernichten! Meine Geduld ist am Ende!«
    Escorpio lächelte zufrieden. Er sah dem König hinterher, der sich zu seinen Gemächern begab. Benicius, ein schlanker, zarter Mann, der noch immer unter den Folgen eines Lepraanfalls litt, war sichtlich niedergeschlagen. Eine leichte Beute für einen so ehrgeizigen Menschen wie ihn, Escorpio! Er war davon überzeugt, dass er alles erreichen konnte, was er wollte, wenn er es nur geschickt anstellte. Arco de Benicius war ein schwacher Mensch, der ihm blind vertraute.
    Â»Ich werde mich in deine Augen und deine Ohren verwandeln und du wirst mir meine Dienste mit Gold aufwiegen«, murmelte Escorpio mit einem teuflischen Grinsen.
    * * *
    Morfidio beobachtete durch das Schloss der Kerkertür, wie Arquimaes verzweifelt nach den Wachen rief. Arturo lag im Sterben, und der Alchemist brauchte dringend Medizin, um die Wunden seines Schülers zu heilen.
    Der Graf war sicher, dass der Weise schon bald bereit sein würde zu sprechen. Er lehnte sich gegen die Tür. Die Rufe des Alchemisten erfüllten ihn mit Genugtuung. Er befahl seinem Diener, das leere Weinglas zu füllen, und wartete geduldig.
    In seiner Verzweiflung warf Arquimaes einen Schemel gegen die Kerkertür, sodass diese erzitterte. Morfidio entfernte sich lächelnd. Er war davon überzeugt, dass ihm der Alchemist spätestens morgen früh, noch bevor die Sonne im Zenit stand, die Geheimformel anvertrauen würde, nach der ihn so sehr verlangte … Es lag also im ureigensten Interesse des Grafen, dass Arturo die Nacht überlebte. Eine tiefschwarze Nacht, die wie fast alle Nächte vom Geheul der Wölfe und dem Gebrüll der Unheil bringenden Bestien erfüllt war.
    Das wird wieder eine verdammt blutige Nacht werden, dachte Morfidio.

VI
    Der Besucher
    E s ist schon dunkel, als ich nach Hause komme. Mahania ist wütend.
    Â»Wo bis du gewesen, Arturo?«
    Â»Na ja, ich hab … ich bin spazieren gegangen.«
    Â»Wir haben uns Sorgen um dich gemacht. Dein Vater wollte schon die Polizei rufen. Wir haben versucht, dich auf dem Handy zu erreichen, aber du
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